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Geschichte und Rechtsextremismus

29. Oktober 2012

„Dann bin ich ja ein Mörder!“



So lautet der Titel eines bewegenden Films von Walter Manoschek (oben ist der Trailer zum Film zu sehen). Er schildert ein furchtbares Ereignis gegen Kriegsende. Der Film wird bei der Viennale am 2. November um 18.30 Uhr in der Urania in Wien gezeigt, ORF III strahlt den Film am Samstag, 10. November um 21.05 Uhr aus.
Zum Inhalt: Am 29. März 1945 wurden im burgenländischen Deutsch Schützen von drei SS-Männern etwa 60 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter erschossen. Einer der mutmaßlichen Mörder war der SS-Unterscharführer Adolf Storms, der für diese Tat niemals zur Rechenschaft gezogen wurde. 63 Jahre nach der Tat gelang es Walter Manoschek, ihn zu interviewen. In den Gesprächen mit Storms, mit tatbeteiligten HJ-Führern und Juden, die das Massaker überlebt haben, rekonstruiert der Film das Verbrechen und stellt Fragen nach dem Vergessen, dem Verdrängen und der Verantwortung.
„Ich finde diesen Film großartig, vor allem weil er so sachlich ist… Manoschek weiß, wie er zu fragen hat, und er befragt einen Täter, der sich, obwohl seine Tat, die Ermordung von mindestens einem völlig Hilflosen auf dem Todesmarsch nach Mauthausen, von Zeugen bestätigt wird, von mehreren Zeugen sogar, an nichts erinnern kann… Diese Dinge sind, da eben nicht von einem routinierten Filmemacher dargestellt, plötzlich ganz neu, von der Seite eines Wissenden betrachtet, in aller Klarheit, ohne Naivität, sogar ohne Dämonisierung der Täter. Das ist eine große Kunst. Das ist bisher zu selten passiert, eben, wie gesagt, eine Darstellung ohne Eifer und ohne Zorn, von einem, der leidenschaftliche Teilnahme für die Opfer hat, ohne die Täter ahistorisch zu verteufeln und zu dämonisieren. Da versucht einer, der es weiß, trotzdem zu verstehen. Das ist sehr viel.“ (Elfriede Jelinek)
25. Oktober 2012

Wehrmachtsdeserteure: „Nie wieder Gleichschritt!“

ermordeter_deserteur_weltkrieg_3Unter dem Motto „Nie wieder Gleichschritt!“ lädt heuer das Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ zur 11. Gedenkveranstaltung an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran ein.
Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos.
Es ist das letzte Mal, dass die Veranstaltung hier stattfinden wird. Denn nächstes Jahr sollte am Ballhausplatz Wirklichkeit werden, was im rot-grünen Regierungsübereinkommen im Abschnitt „Verantwortungsvoller Umgang mit der Vergangenheit“ festgehalten wurde: „Errichtung eines Mahnmals für Deserteure“.
Wir treffen uns zum Gedenken an alle ungehorsamen Soldaten und ZivilistInnen, die von Wehrmacht und SS ermordet wurden.
• Zeit: 26. Oktober 2012, 11 Uhr
• Ort: Gedenkstein im Donaupark
Programm:
Begrüßung durch Richard Wadani, Wehrmachtsdeserteur und Ehrenobmann des Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“
Harald Walser, Abgeordneter zum Nationalrat / Die Grünen
Zu den Auseinandersetzungen um die Rehabilitierung und das Wiener Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz
Mercedes Echerer, Schauspielerin
Szenische Lesung von Gerichtsurteilen gegen Deserteure und andere Verfolgte der NS-Militärjustiz (1939-1945)
Anfahrt
U1 bis Alte Donau, Ausgang Arbeiterstrandbadstraße, rechts halten, etwa 400 Meter Richtung Nordwesten, dann in den Donaupark einbiegen. Der Gedenkstein befindet sich auf dem parallel zur Arbeiterstrandbadstraße verlaufenden Parkweg.
Wir würden uns über Ihre Teilnahme sehr freuen. Für weitere Informationen einfach ein Email an das Personenkomitee) schreiben.
12. Oktober 2012

Keine Kränze für Wehrmacht und Waffen-SS!

Heldenplatz_Pelinka_12-10-2012Werden Bundespräsident und Kanzler am 26. Oktober allen Ernstes erneut in der Krypta Kränze niederlegen?
Das wird schön langsam zur unendlichen Geschichte: Seit Monaten fordere ich Verteidigungsminister Norbert Darabos auf, das peinliche und dem Selbstverständnis einer selbstbewussten Republik widersprechende staatsoffizielle Gedenken am zentralen Denkmal unseres Staates beim Äußeren Burgtor auf dem Heldenplatz ein Ende zu bereiten. Darabos reagiert zwar jeweils, macht aber immer nur Symbolisches oder zu kurz Greifendes - das eigenen Erlässen widersprechende Gedenken an Wehrmacht und SS hingegen ist bis heute nicht vollständig beseitigt (Österreich betreibt eine Wehrmachtsgedenkstätte!), die Krypta hat er erst geschlossen, als ich ihm nachgewiesen habe, dass er dort auch namentlich angeführten Massenmördern gedenkt (Krypta-Schließung: Darabos reagiert nur und agiert nicht!).
Heute habe ich daher in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Univ.-Prof. Anton Pelinka erneut darauf hinweisen, dass der Heldenplatz nach wie vor ein Spielplatz für Rechtsextreme, Deutschnationale und Ewiggestrige ist, dass dort nach wie vor unter dem Motto „In Erfüllung ihres Auftrages ließen sie ihr Leben“ an SS, Waffen-SS und Wehrmacht gedacht wird.
Pelinka und ich haben daher etwas gefordert, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: ein Gesamtkonzept für das Äußere Burgtor statt des jetzigen dilettantischen Herumdokterns auf Zuruf!
Dafür braucht es ein unabhängiges und von renommierten Wissenschaftlern besetztes Gremium und nicht Norbert Darabos, seine Militärs und die bisherigen offenkundig nicht auf der Höhe der Zeit befindlichen „Berater“ des Ministers.
Dieses Gremium muss besetzt sein mit parteiunabhängigen HistorikerInnen und PolitikwissenschaftlerInnen, die seit Jahrzehnten mit der Thematik beschäftigen (Anton Pelinka, Walter Manoschek, Peter Pirker, Eva Blimlinger …) und soll ein Konzept vorlegen. Auf Basis dieses Konzeptes wollen wir dann für die Gestaltung eine internationale Ausschreibung.
Und kurzfristig?
Darabos reagiert immer dann, wenn eine Grüne Pressekonferenz ansteht. Letztes Mal hat er am Tag der Pressekonferenz angekündigt, er werde die Totenbücher aus der Krypta entfernen. Das war gut, aber zuwenig.
Heute hat er angekündigt, die „Staatsspitze macht Bogen um den "toten Soldaten"“ (Nationalfeiertag: Neuer Platz für Gedenken in Krypta gefunden). Da fragt man sich: Geht´s noch peinlicher? Österreich setzt sich also mit dem Problem nicht auseinander, dafür macht die Staatsspitze einen „Bogen darum“ darum?
Nein, so kann das nicht akzeptiert werden. Darabos muss seinen eigenen (!) „Traditionserlasses“ endlich umsetze. Darin wird ein Anknüpfen Tradition der Wehrmacht ausdrücklich verboten, „traditionsstiftend“ - heißt es da - kann nur „im Einzelfall zu prüfende Verhaltensweisen von Österreichern in der Deutschen Wehrmacht und von Männern und Frauen des pro-österreichischen Widerstands“ sein.
Ich habe daher heute gefordert:
o kein Gedenken in der Krypta unter dem Motto „In Erfüllung ihres Auftrages ließen sie ihr Leben“ für Wehrmacht und Waffen-SS!
o dafür Gedenken für Männer und Frauen des Widerstands, den Partisanen und Partisaninnen, den alliierten Soldaten und Soldatinnen und die Opfer des NS-Regimes!
14. September 2012

Ulrichsberg- Feier verbieten!

VerbotsgesetzEs gibt wohl mehr als nur einen ausreichenden Verdacht dafür, dass die bevorstehende Ulrichsberg- Feier den Tatbestand der NS-Wiederbetätigung erfüllen wird. Näheres zu dieser Feier: Ulrichsberg: Rummelplatz für Alt- und Neonazis
Gemeinsam mit meinen Kollegen im Nationalrat Karl Öllinger, Albert Steinhauser und Wolfgang Zinggl habe ich daher heute die Exekutive bzw. das Innenministerium aufgefordert, die Gedenkfeiern der Ulrichsberggemeinschaft an diesem Wochenende unter Berufung auf das NS- Verbotsgesetz zu untersagen.
In einer gemeinsamen Aussendung haben wir geschrieben: „Es besteht ausreichender Verdacht, dass es bei diesen Feierlichkeiten - wie in der Vergangenheit - zu NS- Wiederbetätigung kommen würde.“ Ursprünglich war sogar geplant, dass Herbert Belschan von Mildenburg, einem ehemaligen Mitglied der Waffen-SS, die Festrede halten sollt.
Ein Problem mit diesem Herrn haben wir übrigens nicht wegen seiner Vergangenheit, sondern wegen seiner Aktivitäten in den letzten Jahren. Ich zitiere von der Homepage von „Stoppt die Rechten“ (siehe Link oben):
„Befreundet ist Mildenburg seit 70 Jahren mit dem Revisionisten Herbert Schaller, einem der drei Verteidiger des Holocaust-Leugners Zündel. Schaller und Mildenburg kennen sich noch aus alten HJ-Zeiten. Mildenburg hält sich jährlich drei Monate in Europa, so in Österreich oder in Deutschland, auf. So wohnte er neben den bekannten Rechtsextremisten Andreas Mölzer und Otto Scrinzi in diesem Jahr auch der Eröffnung der neuen FPÖ-Landesgeschäftsstelle in Kärnten bei. Zum Zündel-Prozess am 8. November in Mannheim reiste Mildenburg extra an.“
Wir haben daher festgehalten: „Die Ulrichsberggemeinschaft hat ihren geheim gehaltenen Festredner Mildenburg erst dann zurückgezogen, als öffentlich wurde, dass es sich bei ihm um eine Person mit einschlägiger Orientierung handelt. Im sozialen Netzwerk Facebook wird auf der Seite ‚Ulrichsberggemeinschaft der Heimkehrer- und Europagedenkstätte‘ ganz offen mit Erinnerungsfotos an den ‚Blitzkrieg‘, an Ehrungen von SSlern und mit Sinnsprüchen von Nazi-Poeten für das Treffen geworben. Der Veranstalter, die Ulrichsberggemeinschaft, hat durch seine Einladung an Mildenburg als Festredner leider hinreichend gezeigt, dass er nicht in der Lage oder willens ist, für eine klare Distanz zu Alt- und Neonazis zu sorgen.“
Immerhin: Das Verteidigungsministerium hat das Verbot für Bundesheerangehörige, im Dienst am umstrittenen Ulrichsbergtreffen teilzunehmen, erneut bekräftigt. In einer generellen Weisung wird auch erneut darauf hingewiesen, dass Soldaten, die in ihrer Freizeit das Treffen besuchen, keine Uniform tragen dürfen.
Aufrecht bleibt auch das Verbot für das Bundesheer, für alle Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Ulrichsbergtreffen irgendwelche Unterstützungsleistungen zu erbringen. Bis 2008 hat das Bundesheer diese Veranstaltung Ewiggestriger unterstützt.
Übrigens: Vom ORF auf die SS-Vergangenheit des möglichen Festredners angesprochen, sagte der Präsident der Ulrichsberggemeinschaft, Hermann Kandussi: „Was soll denn Schlechtes an der SS sein?“
1. September 2012

Antisemitische „Fußball-Weisheiten“

Strache-in-Not_falsche-ZahlenDie antisemitischen Vorfälle in Österreich nehmen zu. Die Sensibilität der Gesellschaft sinkt. Diese Woche ein weiterer Vorfall in Wien: „Hau ab, du Scheiß-Jude! Juden raus! Heil Hitler!“ So wurde ein Rabbiner am Donnerstag am Wiener Schwedenplatz bedroht (Schwedenplatz: Rabbiner antisemitisch beschimpft).
Aber das ist noch nicht einmal das Hauptproblem: Der größere Skandal ist, dass der Vorfall von Polizeibeamten beobachtet. Einziger Kommentar: „Na hörn's, heut' is Fußball!“
Ach so, na dann! Übrigens: Der Fußballfan soll dabei noch immer mit zum Hitler-Gruß erhobener Hand vor dem Rabbiner gestanden sein.
Wie hatte der damalige Vorarlberger FPÖ-Landesrat Dieter Egger beim letzten Wahlkampf gemeint? „Dass Kritik und Provokation immer von jüdischer Seite kommen - in jedem Wahlkampf.“ Das ist natürlich ebenso eine Lüge wie andere freiheitliche Aussagen. Etwa Eggers Satz, der Leiter des jüdischen Museums in Hohenems, Hanno Loewy, sei ein „Exil-Jude aus Amerika“ oder weitere antisemitische Provokationen der FPÖ: In Andreas Mölzers Hetzblatt „Zur Zeit“ wurden „die Juden“ als Schuldige der Finanzkrise bezeichnet, FPÖ-Nationalratspräsident Martin Graf hat den Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde als „Ziehvater des antifaschistischen Linksterrorismus“ bezeichnet und die FPÖ zuletzt im EU-Wahlkampf gegen einen nicht zu Debatte stehenden EU-Beitritt Israels kampagnisiert.
Und dann natürlich Parteiführer Heinrich Strache: Zuletzt aufgefallen durch seine Facebook-Seite mit einem von rechtsradikalen Websites abgeschriebenen Einträgen zu seinem Lieblingsbuch „Waldgang“ von Ernst Jünger. Feig wie immer, schiebt er die Schuld auf seine Mitarbeiter: „Ohne mein Wissen wurden dabei sechs Sätze aus einer anderen Besprechung übernommen.“ Ähnlich recht(s)fertigte sich ja auch schon einmal Martin Graf. Wieso haben immer FPÖ-Politiker rechtsextreme Mitarbeiter?
Zuvor kommentierte Strache ein Bild, das ihn am Wiener Neustifter Kirtag neben einem Spanferkel zeigt, mit dem Satz: „Isst du Schwein, kommst du rein“. War´s wieder der Mitarbeiter? Dann postete Strache eine antisemitische Karikatur eines dicken Bankers mit Hakennase und Davidsternen auf seinem Jacket. Ja, ja - die Mitarbeiter!
Oder gilt bei uns tagtäglich die Polizistenweisheit „Na hörn's, heut' is Fußball!“?
21. August 2012

FPÖ: Korrupt und antisemitisch?

FPOe-KZ_ArbeiterWer erinnert sich noch an die geniale Karikatur von Manfred Deix? Das erste Bild zeigt einen vollen Heldenplatz, Norbert Steger fordert vom Balkon aus „Nazis raus aus der FPÖ“. Das zweite Bild zeigt daraufhin Steger vor einem leeren Heldenplatz.
Seither hat sich nichts geändert. Tagtäglich beweisen die Blauen, dass sie zumindest braune Streifen haben. Zuletzt war einmal mehr Parteichef „Heinrich“ Strache im Brennpunkt. Er hatte auf facebook eine Karikatur gepostet und so verändert (!), dass sie eine eindeutig antisemitische Aussage bekommt: ein dicker Banke erhält anders als im Original eine Hakennase und einen Davidstern. Politisch kann man so etwas (leider) wohl nur in Österreich überleben. Na ja, wohl auch in Ungarn.
Das links abgedruckte KZ-Bild mit NS-Zwangarbeitern wurde von FPÖ-Gewerkschaftern der sogenannten „AUF“ in einer Aussendung verwendet mit dem Hinweis, unseren Polizisten gehe es so wie den KZ-Häftlingen. Nun reicht es sogar dem Innenministerium: Die FPÖ-Gewerkschafter werden angezeigt (KZ-Bild: Innenministerium zeigt FP-Gewerkschafter an).
Der Vorsitzende der freiheitlichen Gewerkschafter AUF sitzt übrigens im Parlament: Werner Herbert. Er versteht wie so viele Blaue die Welt nicht mehr, das Bild habe keinen geschichtlichen Bezug (!) auf KZ-Zwangsarbeit. Vielmehr werde zeichnerisch die schwere Arbeit in einer Gießerei dargestellt. Chuzpe!
Dass die FPÖ ein Problem mit Korruption und einem zumindest unklaren Verhältnis zur NS-Vergangenheit hat, ist inzwischen Allgemeingut. Dass sie latent mit dem Antisemitismus spielt, belegt Parteichef Strache. Oder nennen wir ihn wie in seinen Jugendtagen bei der rechtsradikalen „Volkstreuen Jugend-Offensive“ doch gleich mit seinem damaligen Decknamen „Heinrich“?
7. August 2012

Deserteursdenkmal: Richard Wadani hat ein Recht darauf!

HeldenplatzLange kann und will Richard Wadani nicht mehr warten: 67 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs ist die Zeit überreif für ein Denkmal zur Erinnerung an jene, die nicht mitmachen wollten, die nicht für einen verbrecherischen Krieg und ein verbrecherisches System kämpfen wollten. Der „Kurier“ („Den Deserteuren läuft die Zeit davon“) berichtet über ihn: „Als Richard Wadani am Morgen des 16. Oktober 1944 in der deutschen Eifel knapp 200 Meter durchs Unterholz robbte, ging es nicht nur um Leben und Tod. Für Wadani ging es auch um Krieg und Frieden. Er wollte nicht mehr für Hitler kämpfen. Er wollte dabei helfen, sein Volk von der Naziherrschaft zu befreien. Der heute 89-Jährige desertierte an jenem Tag aus der deutschen Wehrmacht. Fortan kämpfte er an der Seite der Alliierten. "Es war nicht die Angst vor dem Krieg, die mich desertieren ließ", sagt er, "es war die Gewissheit, auf der falschen Seite zu stehen."“
Heute sollte diese Gewissheit Allgemeingut sein. Ist es aber nicht. Ich habe daher an Bundeskanzler Werner Faymann eine Anfrage eingebracht und möchte von ihm wissen, welche Position er in dieser Frage einnimmt. Vor allem erinnere ich den Bundeskanzler daran, dass sogar Bundespräsident Dr. Heinz Fischer gerade erst vor wenigen Tagen in der ORF-Pressestunde deutliche Worte gefunden hat: „Ich bin für ein Denkmal für Deserteure und ich bin auch dafür, dass man das Denkmal nicht irgendwo versteckt, sondern dass man das an einem würdigen Platz macht. Und hier ist durchaus auch zu überlegen, ob nicht der Heldenplatz ein geeigneter Ort ist.“
Viel breiter als im Fall des Deserteursdenkmals kann zudem die politische Bandbreite der Unterstützung eigentlich nicht ausschauen (Worte zum Denkmal). Was also hindert die Regierung daran, aktiv zu werden?
Trotzdem geht es nur sehr zäh voran. Das Denkmal ist ein notwendiges deutlich sichtbares vergangenheitspolitisches Zeichen. Wir brauchen es an einem entsprechend symbolträchtigen Ort - am Heldenplatz oder am Ballhausplatz. Und zwar bald. Richard Wadani hat ein Recht darauf.
29. Juni 2012

Rechte Szene: Österreichs Burschis auf dem Vormarsch!

Burschenschafter_HeldenplatzWir kennen Bilder wie dieses zur Genüge: Rechtsextreme Burschenschafter vor der Krypta am Heldenplatz beim Betrauern der Niederlage Hitler-Deutschlands. Dank der Duldung insbesondere der ÖVP sind die Rechtsextremen in Österreich anscheinend salonfähig - solange sie sich als Burschenschafter kostümieren und als Akademiker auftreten.
Umso wichtiger ist da Aufklärung über ihre Umtriebe. Auf „Stoppt die Rechten“ wird auf einen typischen (bei uns aber kaum zur Kenntnis genommenen) Skandal hingewiesen: „Österreichs Burschis auf dem Vormarsch
Worum geht es? Norbert Weidner ist „Schriftleiter“ der „Burschenschaftlichen Blätter“. In einem Artikel bezeichnete er den NS-Widerstandskämpfer und Theologen Dietrich Bonhoeffer als „Landesverräter“. Das war sogar den rechten (aber nicht rechtsextremen) Burschenschaftern zu viel und es gab einen Protest-Aufruf, der immerhin von 600 Burschenschaftern unterzeichnet worden ist. Die zentrale Forderung des Protests lautete: Norbert Weidner muss als Chefredakteur der Verbandszeitschrift abberufen werden.
Auch Österreichs Burschis protestierten. Aber natürlich nicht gegen Weidner, sondern gegen den Protest-Aufruf! Laut „Stoppt die Rechten“ findet sich übrigens auf der Liste von fast 600 Unterzeichnern außer einem „Alten Herrn“ der Grazer Burschenschaft Alemannia kein einziger Burschi aus Österreich! Der von der ÖVP und Teilen der SPÖ zum 3. Nationalratspräsidenten gewählte Martin Graf (Martin Graf ist rechtsextrem!) findet also offensichtlich nicht daran, wenn ein in den letzten Tagen der NS-Dikatur auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers hingerichteter Widerstandskämpfer als „Landesverräter“ bezeichnet wird. Und die anderen ehrenwerten Abgeordneten zum Nationalrat wie etwa Harald Stefan oder Walter Rosenkranz finden ebenfalls nichts daran. Und die ÖVP findet nichts daran, wenn ein Martin Graf nach wie vor eines der höchsten Ämter in unserem Staat bekleiden kann. Dank ihrer Stimmen.
„Stoppt die Rechten“ dokumentiert, dass die österreichischen Burschis im Vormarsch sind, die gemäßigten Mitglieder aus Deutschland aber den Verband der Deutschen Burschenschaft (DB) langsam aber sicher verlassen. Jedenfalls mehren sich bei den Alten Herren in Deutschlands Bünden die Austritte. Die österreichischen Burschis übernehmen immer mehr die Macht in der DB. Und so nebenbei gesagt: auch in der FPÖ. Und die ÖVP schaut zu und hält sich einen potentiellen Koalitionspartner warm.
Eines ist daher klar: Wir müssen alles unternehmen, um eine schwarz-blaue Mehrheit nach den nächsten Wahlen zu verhindern!
23. Juni 2012

Krypta-Schließung: Darabos reagiert nur und agiert nicht!

HeldenplatzWann nimmt Verteidigungsminister Norbert Darabos in Sachen Gedenksituation in der Krypta am Heldenplatz endlich das Heft in die Hand und handelt, statt ständig nur zu reagieren?
Seit Monaten handelt er erst dann widerwillig, wenn es beim besten Willen nicht mehr anders geht. Sowohl Wissenschaftler wie Peter Pirker oder Walter Manoschek als auch wir Grüne haben auf diverse Missstände hingewiesen, die Schließung der Krypta und eine völlige Neugestaltung verlangt - zuletzt im Rahmen einer Pressekonferenz am vergangenen Montag (PK_Walser_Manoschek (pdf, 550 KB)). Nun scheint es endlich soweit zu sein. Diese Woche wurde die Krypta vom Bundesheer leergeräumt und geschlossen. Ein erster Schritt, dem aber weitere folgen müssen.
Ein Blick auf die Chronologie der von Peter Pirker ausgelösten Debatte lohnt sich:
• 04. Februar: Der Historiker Dr. Peter Pirker thematisiert in einem Kommentar das „Gedenken ohne Distanz zur Wehrmacht“ in der Krypta
• 02. März: Besuch der Krypta durch Harald Walser samt Pressegespräch
• 02. März: Parlamentarische Anfrage 10908/J, „Traditionspflege des Bundesheeres in der
Krypta im Heldentor“
• 22. März: Harald Walser richtet Brief an den Bundespräsident und weist auf
Änderungebedarf hin.
• 27. April: Kranzniederlegung der Bundesregierung in der Krypta
• 30. April: Gastkommentar Harald Walser in „Die Presse“: „Die Krypta am Heldenplatz – ein
Ort staatlicher Peinlichkeit
“; kritisiert Gedenken an Wehrmacht und SS
• 02. Mai: Beantwortung der Anfrage 10908/J durch Darabos
• 07. Mai: Ich belege auf diesem Blog, dass in den Totenbüchern der Krypta
hundertfach der Mitglieder von SS und Waffen-SS gedacht wird.
• 08. Mai: Kranzniederlegung der Deutschnationalen Burschenschafter bei der Krypta
• 15. Mai: Ich mache das Gedenken für Josef Vallaster während Besprechung der
Anfrage 10908/J in der 155. Sitzung des Nationalrates öffentlich.
• 16. Mai: Ich fordere die „sofortige Schließung“ der Krypta
• 02. Juni: Norbert Darabos kündigt an, Vallaster zu streichen und die Totenbücher dem
Kriegsarchiv zu übergeben
• 14. Juni: Parlamentarische Anfrage 11981/J, „Schritte zur Beendigung der unwürdigen
Traditionspflege des Bundesheeres in der Krypta im Heldentor“
• 17. Juni: Norbert Darabos lässt Vallaster streichen und übergibt Totenbücher dem
Kriegsarchiv
• 18. Juni: Pressekonferenz Harald Walser mit Dr. Walter Manoschek vor der Krypta
Peinlich übrigens, wenn heute eine Historikerin im Standard behauptet, erst „vor wenigen Monaten“ sei öffentlich bekannt geworden, dass der Bildhauer Wilhelm Frass die von ihm geschaffene Kriegerfigur in der Krypta mit einer Kapsel mit NS-Parolen versehen habe. Schon 1964 wurde das in der Zeitschrift FORVM thematisiert und geistert seither durch alle Diskussionen rund um die Krypta!
Auch die in diesem Kommentar gemachte Behauptung, man könne innerhalb des Bundesheeres eine „gewachsene Sensibilität für die Problematik des Gefallenengedenkens“ erkennen, ist mutig, solange der Minister nur auf Zuruf von unabhängigen Wissenschaftlern und der Grünen reagiert.
Eines darf ich versichern: Die peinliche Gedenkpolitik des Bundesheeres werde ich weiter thematisieren!
18. Juni 2012

Kein Spielplatz für NS-Helden: Krypta muss geschlossen werden!

PK_Heldenplatz_18-6-2012Heute habe ich in Wien am Heldenplatz vor der Krypta eine Pressekonferenz (Foto von Martin Juen) zum unwürdigen Gedenken am Heldenplatz gegeben. Mit dabei Univ. Prof. Dr. Walter Manoschek vom Institut für Staatswissenschaft der Universität Wien.
Das Gedenken in der Krypta ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die im Zweiten Weltkrieg für ein freies, unabhängiges und demokratisches Österreich gekämpft haben. Offiziell ist sie „ist ein Ehrenmal für alle im Kampf für ihre Heimat gefallenen, an Kriegsstrapazen oder eines gewaltsamen Todes gestorbenen Österreicher“. In Wirklichkeit wird an die Gefallenen von Wehrmacht und SS gedacht.
• Die gestrige Streichung des Namens von Josef Vallaster aus den Totenbüchern (Darabos strich ersten SS-Kriegsverbrecher aus den Totenbüchern) ist eine Alibiaktion von Verteidigungsminister Darabos. Dass Massenmörder aus einer Liste zu ehrender Menschen gestrichen werden, nachdem ich ihn vor über einem Monat auf diesen skandalösen Zustand hingewiesen habe (Heldenplatz: „ehrendes Gedenken“ für einen Massenmörder!), ist wohl eine Selbstverständlichkeit. Alles andere wäre NS-Wiederbetätigung.
• Das Streichen einzelner Namen aus den Totenbüchern reicht auch als Symbol nicht und greift zu kurz. Es geht umgekehrt darum, dass die Republik jenen gedenkt, die für ein freies, unabhängiges und demokratisches Österreich gekämpft haben. Sie scheinen derzeit in der zentralen Gedenkstätte der Republik gar nicht auf. Derzeit gibt es nur ein Gedenken an Soldaten der Wehrmacht und SS.
• Das hat Darabos noch immer nicht kapiert, er ist – ganz (Selbst-)Verteidigungsminister – in der Defensive vor den Rechten in- und außerhalb des Bundesheeres. Mit seiner unentschlossenen Haltung sabotiert Darabos seinen eigenen Erlass: Im sogenannten „Traditionserlass“ des Bundesheeres ist ein Anknüpfen an die Tradition der Wehrmacht ausdrücklich verboten. Das muss die Regierung endlich auch umsetzen.
Die Krypta am Heldenplatz muss geschlossen und völlig neu konzipiert werden!

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