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Geschichte und Rechtsextremismus

25. Januar 2013

Philharmoniker: breite internationale Berichterstattung!

Staatsoper_NSInteressierte kritische Beobachter haben in den letzten Tagen und Wochen einige Merkwürdigkeiten in der Berichterstattung rund um die Auseinandersetzung mit den Wiener Philharmonikern feststellen müssen.
Einerseits gab es eine weitgehend „Philharmoniker-affirmative“ Berichterstattung in den heimischen Kulturredaktionen, der „Zeit im Bild“ und der APA bis hin zum Verschweigen der Kritikpunkte, andererseits gab und gibt es zum Glück ein durchaus großes Interesse an diesem Thema bei anderen heimischen JournalistInnen.
Großes Interesse und eine umfassende Berichterstattung gab es durchgehend von internationalen Presseagenturen und Medien. Hier eine keineswegs vollständige Übersicht (es fehlen sowohl Presseagenturen als auch einige weitere Zeitungen):
• „Los Angeles Times“: „Vienna Philharmonic attacked for past Nazi ties, being too white
• „La Razón.es“: „Walser, Welser y «walzer»
• „Haaretz“: „Vienna Philharmonic asks historians to look into alleged Nazi past
• „Libération“: „L'Orchestre philharmonique de Vienne se penche sur son passé nazi
• „Tachles“: „Philharmonie will Nazi-Vergangenheit untersuchen
• „SWR“: „Streit um NS-Vergangenheit der Klassik-Lieblinge
• „Dagbladet“: „Nyttårskonserten angripes for å være kun hvite
• „Deredactie“: „Onderzoek naar nazi-verleden beroemd orkest
• „Hirado.hu“: „Feltárják a Bécsi Filharmonikusok nácizmus alatti történetét
• „Israel national news“: „Historians Probe Vienna Philharmonic's Nazi Past
• „Tribune de Genève“: „Un député s’inquiète du passé nazi de l’orchestre de Vienne
• „tportal“: „Treba li ukinuti bečki Novogodišnji koncert?
• „g1“: „Passado nazista da Filarmônica de Viena ainda persegue a orquestra
• „Expo“: „Man skjuten i misstänkt rasistisk attack
• „Europa Libera“: „Concertul de Anul Nou al Filarmonicii din Viena și trecutul ei nazist în dezbatere
• „Liberation“: „A Vienne, philharmonie et nazisme
• „Realitatea“: „Pagini SUMBRE din perioada nazistă din istoria Orchestrei Filarmonice, denunţate de un deputat
• „Il Piccolo“: „Concerto di Capodanno: l’ombra del nazismo sui “Wiener”
• „Die Welt“: „Voll daneben
• „AFP“: „El concierto de Año Nuevo recuerda las horas sombrías de la Filarmónica de Viena
• „Beta“: „Austrijski poslanik o novogišnjem koncertu i nacizmu
• „3Sat Mediathek“: „66 Sekunden News
• „3 Sat“: „Nazi-Vergangenheit der Wiener Philharmoniker
Und vielleicht dazu passend eine kleine Kostprobe aus dem Philharmoniker-Huldigungs-Konzert in der österreichischen Presse (wobei das nicht generalisierend ist, es hat auch erfreuliche Ausnahmen gegeben):
• „News“: „Ehrabschneidung gehört verfolgt
21. Januar 2013

„Wiener Philharmoniker unter Zugzwang“

Staatsoper_NSEs geschehen noch Zeichen und Wunder: Der Vorstand der Wiener Philharmoniker bewegt sich in Sachen Aufarbeitung der Orchester-Geschichte in der NS-Zeit.
Hedwig Kainberger berichtet in den „Salzburger Nachrichten“ unter dem Titel „Wiener Philharmoniker unter Zugzwang“, dass das Orchester-Komitee heute, Montag, über einen „delikaten Antrag abstimmen“ werde – die Aufarbeitung der Orchester-Geschichte in der NS-Zeit.
Auf „Stoppt die Rechten“ gibt es nun eine sehr gute Zusammenfassung der Diskussion (Wiener Philharmoniker: „Judenreiner Klang“).
Mit einem Gastkommentar in der „Presse“ und einem Interview im „Morgenjournal“ habe ich Mitte Dezember die Diskussion angestoßen („Wiener Philharmoniker und NS-Zeit - Historienmalerei statt Aufklärung!“). Neben Zustimmung von kompetenter Seite - etwa dem ehemaligen Staatsopern-Direktor Ioan Holender und Unterrichtsministerin Claudia Schmied - gab es massive Kritik an meinen Forderungen von Seiten der FPÖ ( „übelste Diffamierung“ oder „skandalöses Anpatzen“) und dem Philharmoniker-Vorstand. Erstaunlich war vor allem, was der Zeithistoriker Oliver Rathkolb zur Diskussion am 29. Dezember laut „Presse“ von sich gab: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist das NS-Kapitel der Wiener Philharmoniker nämlich ´längst abgeschlossen`, wie der Wiener Zeithistoriker Oliver Rathkolb erklärt. ´Alles liegt auf dem Tisch`, mit der von Walser geforderten Einsetzung einer Historikerkommission würde man ´weit übers Ziel hinausschießen`.“ Nun will genau derselbe Oliver Ratholb das vor drei Wochen angeblich „längst abgeschlossene“ Kapitel mit zwei anderen breit aufarbeiten. Ich dürfte im Dezember also doch nicht „weit über das Ziel hinausgeschossen“ haben.
Das heutige „profil“ berichtet ebenfalls über die Entwicklung im österreichischen Staatsorchester in den letzten Wochen („Götterdämmerung bei den Wiener Philharmonikern“).
6. Januar 2013

Ioan Holender unterstützt meine Kritik an Philharmonikern!

Staatsoper_NSDas wird nun vielleicht doch einigen etwas zu denken geben: Der ehemalige Staatsoperndirektor Ioan Holender stärkt meine Position in einem Gastkommentar für die „Presse“. Schon der Titel sagt alles aus: „Die Verachtung sollte Zudecker, nicht Aufdecker treffen!
Im Zusammenhang mit meinen Vorwürfen und dem unsäglichen Zaudern des Philharmoniker-Vorstands hier die zentrale Passage aus Holenders Artikel: „Obstruktion und Intransparenz verursachen immer Verdacht – und möglicherweise auch Unterstellungen. Diesem die Mitglieder des besten Opernorchesters der Welt und des Philharmonischen Vereins auszusetzen schadet unberechtigterweise nicht nur diesen, sondern auch unserem Land, das zu Recht stolz auf die Qualität dieses Klangkörpers ist.“
Holender hat schon als Operdirektor im Jahr 2008 den Startschuss für eine kritische Aufarbeitung der NS-Zeit gegeben („Opfer, Täter, Zuschauer. 70 Jahre danach“). In seinem „Presse“-Kommentar problematisiert er übrigens unter anderem auch den vor allem in Italien kriegerischen Radetzky-Marsch als Abschluss eines jeden Neujahrskonzertes.
Übrigens: Der deutsche Musiker und Musikhistoriker Ralph Braun arbeitet seit Jahren intensiv über die Philharmoniker. Seine Informationen haben zu diesem Artikel in der Coburger „Neuen Presse“ geführt: Ein Mythos gerät ins Wanken
31. Dezember 2012

Philharmoniker Diskussion als „österreichische Peinlichkeit“!

Staatsoper_NSIm heutigen „Standard“ habe ich die Möglichkeit erhalten, auf den Kommentar von Thomas Trenkler („Wieder Walzer und Walser“) zu replizieren. Der Artikel ist leider nicht Online abrufbar, daher hier als Download: Standard_31-12-2012 (docx, 170 KB)
Nachdem gestern mit Oliver Rathkolb ein Historiker allen Ernstes erklärt hat, das NS-Kapitel der Wiener Philharmoniker sei „aus wissenschaftlicher Sicht“ „längst abgeschlossen“, geht es heute munter weiter. Schon gestern habe ich Herrn Rathkolb ja auf einige NS-Kapitel der Wiener Philharmoniker hingewiesen, die „aus wissenschaftlicher Sicht“ ganz sicher noch nicht „abgeschlossen“ sind (NS-Kapitel der Philharmoniker „längst abgeschlossen“?).
Die Notwendigkeit der von mir geforderten Einsetzung einer Historikerkommission tritt immer deutlicher zutage.
Vielleicht zeigen die Herren im Vorstand der Philharmoniker ja Einsicht. Und vielleicht erinnert sich Oliver Rathkolb daran, dass er ja vor vier Jahren im Zusammenhang mit der vom damaligen Staatsopern-Direktor Ioan Holender in Auftrag gegebenen Ausstellung „Opfer, Täter, Zuschauer. 70 Jahre danach“ das genaue Gegenteil dessen behauptet hat, was er - aus welchen Gründen auch immer - heute behauptet:
„Bittere Klage führten die beratenden Historiker Oliver Rathkolb und Bernadette Mayrhofer, dass im Gegensatz zur Staatsoper die Wiener Philharmoniker den Zugang zu ihrem Archiv behinderten.“
Das stand am 6. März 2008 im „Kurier“. Was hat sich seither geändert?
30. Dezember 2012

NS-Kapitel der Philharmoniker „längst abgeschlossen“?

Staatsoper_NSDiesen Satz aus der heutigen „Presse“ („Wiener Philharmoniker: NS-Ideologie im Walzertakt?“) muss man sich auf der Zunge zergehen lassen:
„Aus wissenschaftlicher Sicht ist das NS-Kapitel der Wiener Philharmoniker nämlich ´längst abgeschlossen`, wie der Wiener Zeithistoriker Oliver Rathkolb erklärt. ´Alles liegt auf dem Tisch`, mit der von Walser geforderten Einsetzung einer Historikerkommission würde man ´weit übers Ziel hinausschießen`.“
Ein Historiker erklärt jetzt also, dass einmal behandelte Themen „abgeschlossen“ sind? Gilt das künftig für alle „Kapitel“, die in einem Buch behandelt worden sind? Funktioniert Wissenschaft neuerdings so?
Ich glaube nicht und darf den Herrn Kollegen daher an einige offene Fragen im Zusammenhang mit dem „NS-Kapitel“ erinnern:
• Wenn „alles auf dem Tisch“ liegt, warum ist dann für Interessierte bis heute kein ungehinderter Zugang zum Archiv der Philharmoniker möglich?
• Gibt es einzelbiographische Studien der Gastdirigenten seit 1933?
• Sind die Lebensläufe der Philharmoniker zwischen 1938 und 1945 und ihre jeweilige Situation während des Nationalsozialismus sowie danach erforscht worden?
• Gibt es einzelbiographische Studien zu den NS-Opfern der Philharmoniker?
• Gibt es eine Forschung zu den Provenienzen der Instrumente? Was ist passiert mit den Instrumenten der nach Nürnberger Gesetzen als Juden verfolgten Mitglieder der Philharmoniker? Wie schaut es aus den noch heute in Verwendung stehenden Instrumenten?
• Gibt es im Zusammenhang mit der Vereinsgeschichte der Philharmoniker Forschungen zu den Freistellungen der Philharmoniker durch den Stillhaltekommissar für Vereine?
• Ist die Aufführungspolitik der Philharmoniker in den Jahren zwischen 1938 und 1945 wirklich untersucht worden? Wissen wir wie, wo und wann Konzerte gespielt worden sind? Welche Werke gespielt wurden und welche nicht? Welche Nebenbeschäftigungen von den Philharmonikern wahrgenommen wurden?
• Wie schaut es aus mit der Rezeptionsgeschichte der Wiener Philharmoniker zwischen 1938 und 1945 in den nationalsozialistischen Medien?
Fragen über Fragen, auf die es – noch – keine Antworten gibt. Und der Zeithistoriker Oliver Rathkolb erklärt uns, das Kapitel Philharmoniker und NS-Zeit sei „längst abgeschlossen“, „alles liegt auf dem Tisch“ und mit der von mir geforderten Einsetzung einer Historikerkommission würde man „weit übers Ziel hinausschießen“.
Darauf mag sich jeder selbst seinen Reim machen!
26. Dezember 2012

„Totenstille“ bei den Wiener Philharmonikern!

Staatsoper_NS„Totenstille“ herrschte, als der von den Nazis vertriebene ehemalige Philharmoniker Friedrich Buxbaum „seine“ Wiener Philharmoniker kurz nach dem II. Weltkrieg bei einem Gastkonzert in London mit den bitteren Worten „Ich habe euch stimmen gehört. Es klang wunderbar rein. Ganz judenrein“ begrüßte. Die Stille hält an: „Wiener Philharmoniker und NS-Zeit - Historienmalerei statt Aufklärung!
Auf der Homepage des österreichischen Staatsorchesters ist nach wie vor kein Platz für die Erwähnung der in der NS-Zeit ermordeten jüdischen Mitglieder des Orchesters vorhanden. Dort ist auch kein Platz für die Tatsache, dass die Philharmoniker schon ab 1920 keine jüdischen Mitglieder mehr aufgenommen haben. Platz hingegen findet sich dort, um das seit 1939 aufgeführte Neujahrskonzert als „eine sublime Erinnerung an Österreich“ zu einer Art Widerstandshandlung umzudeuten, wo doch - etwa Bernadette Mayrhofer oder zuletzt der Musikhistoriker Fritz Trümpi - ganz klar festgehalten haben, dass das Konzert „das Ergebnis einer nationalsozialistischen Kulturpolitik“ ist.
Wenn schon die Philharmoniker auf ihrer Website keinen Platz für die in der NS-Zeit ermordeten Mitglieder des Orchesters finden, sei das hier nachgeholt. Dem nationalsozialistischen Rassenwahn fielen zum Opfer:
Armin Tyroler (Oboe), ermordet am 28. Oktober 1944 in Auschwitz.
• Der Violinist Moritz Glattauer, ermordet am 23. Februar 1943 in Theresienstadt.
• Der Violinist Viktor Robitsek wurde ebenso wie
• der Violinist Max Starkmann zuerst nach Minsk verschleppt und im Zusammenhang mit der „Aktion Litzmannstadt“ ermordet.
• Konzertmeister Julius Stwertka, in Theresienstadt ermordet.
• Der Violinisten Anton Weiss verstarb an den Folgen seiner Delogierung.
• Der Violinist Paul Fischer verstarb - noch in Wien - am 4. November 1942
Wie lange wird es wohl noch dauern, bis die Wiener Philharmoniker bereit sind, diesen Opfern ein ehrendes Gedenken zu widmen? Wie lange wird es wohl noch dauern, bis sie sich zu einer gründlichen Aufarbeitung der Orchestergeschichte auch in der NS-Zeit bereit erklären und ihr Archiv allgemein zugänglich machen? Die „Totenstille“ muss endlich ein Ende haben (Philharmoniker sollen NS-Geschichte beleuchten)!
19. Dezember 2012

Clemens Hellsberg und die FPÖ!

Staatsoper_NSDie Reaktionen auf den heutigen Beitrag von Stefan Kappacher im Morgenjournal (Die NS-Vergangenheit der Philharmoniker) und meinen Blogeintrag bzw „Presse“-Kommentar (Wiener Philharmoniker und NS-Zeit - Historienmalerei statt Aufklärung!) waren selten heftig: Der Zorn vieler Menschen über das inakzeptable Verschweigen, Vertuschen und Verfälschen ist groß. Clemens Hellsberg ist als Vorstand der Philharmoniker verantwortlich für diesen leider nicht ganz untypisch österreichischen Zugang zur Vergangenheit. Er steht daher besonders in der Kritik. Schon im Mittagsjournal konnte Stefan Kappacher einige kritische Stimmen einfangen - unter anderem jene des ehemaligen Operndirektors Ioan Holender (NS-Zeit: Holender kritisiert Philharmoniker).
Besonders freut mich, dass sich auch Kulturministerin Claudia Schmied klar positioniert und die Philharmoniker auf ihre Verantwortung in Sachen Aufarbeitung der Geschichte hingewiesen hat.
Aber es gibt natürlich auch Verteidiger von Clemens Hellsberg. Na ja - genau genommen sind es nur zwei: die FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner (Grüner Walser hetzt gegen die Philharmoniker) und der FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz (Alle Jahre wieder - grüne Schlafstörungen vor Neujahrskonzert). Wir wollen wie immer fair sein und Herrn Rosenkranz im Original zitieren: „Bewundernswert die Ruhe und Feinheit, mit der der Vorstand der Philharmoniker Clemens Hellsberg die Anwürfe pariert hat. Wenn grüne Kulturpolitik in Österreich etwas zu sagen hätte, wäre es um Österreich als Kulturland jedenfalls schlecht bestellt.“ So kann man die Forderung nach Aufarbeitung der Rolle in der NS-Zeit auch interpretieren. Der ORF jedenfalls berichtet: „Der Vorstand des Orchesters wehrt sich dagegen, eine Historikerkommission einzusetzen, um das Kapitel der Vergangenheit offensiv aufzuarbeiten. Das ergebe keinen Sinn, das Archiv stehe ohnehin für jeden Forscher offen.“ Letzteres ist die glatte Unwahrheit, wie mir auch heute wieder ein Historiker berichtet hat.
Das Rollen in dieser Auseinandersetzung sind jedenfalls klar vergeben. Das Match heißt Hellsberg mit der FPÖ gegen den Rest der Welt.

Wiener Philharmoniker und NS-Zeit - Historienmalerei statt Aufklärung!

Staatsoper_NSWann stellen sich die Wiener Philharmoniker endlich ohne Wenn und Aber ihrer Geschichte in der NS-Zeit?
Ich habe auf diesem Blog und in Gastkommentaren („Zeit des Totschweigens ist vorbei: neue Töne bei Philharmonikern“ und Wiener Philharmoniker - „Es klang wunderbar. Ganz judenrein!“) das Thema schon mehrfach aufgegriffen.
Heute berichtet Ö1 im Morgenjournal über meine erneute Kritik an Clemens Hellsberg, dem Vorstand der Philharmoniker. Er verhindert nach wie vor die umfassende kritische Aufarbeitung. In der „Presse“ habe ich dazu einen Gastkommentar verfasst: „Historienmaler Hellsberg
Darin gehe ich unter anderem auf eine Episode aus den 60er-Jahren ein. Kurz nach seiner Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Spandau am 30. September 1966 erhielt der ehemalige Wiener Gauleiter Baldur von Schirach Besuch von einem „geheimen Emissär der Wiener Philharmoniker“. Der Zweck des Besuchs: Schirach, der die Deportation von bis zu 185.000 österreichischen Juden wörtlich als „Beitrag zur europäischen Kultur“ bezeichnet hatte, erhielt den Ehrenring des österreichischen Staatsorchesters. Diese Episode fehlt im Buch über die Philharmoniker, mit der deren heutiger Vorstand Clemens Hellsberg 1992 bekannt geworden ist. Das erstaunt, zog doch bis 1967 mit NSDAP-Mitglied Otto Strasser der große Förderer Hellsbergs bei den Philharmonikern die Fäden – und als Ehrenvorstand auch danach.
Dass ausgerechnet Hellsberg heuer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien die „Friedrich-Torberg-Medaille“ für die „Initiierung der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit“ erhalten hat, darf wohl auch kritisch hinterfragt werden. Immerhin wissen wir ja, dass Hellsbergs Darstellung der Ursprünge des Neujahrskonzertes schlicht falsch ist, obwohl Historiker eindeutig nachgewiesen haben: Das Neujahrskonzert ist eine Erfindung der Nazis.
Da haben einige Herren Erklärungsbedarf!
13. Dezember 2012

Strache reitet wieder!

Strache-in-Not_falsche-ZahlenNichts Neues unter der germanischen Sonne: Strache hetzt, arbeitet mit Halbwahrheiten, Lügen und Verdrehungen. Jetzt sind die Opfer von Heinrich Straches Agitation wieder einmal MigrantInnen bzw. deren Kinder.
Lügen können tödlich sein: In Wiener Kindergärten sei der Nikolo aus Rücksichtnahme auf muslimische Kinder verboten worden. Eine glatte Erfindung ohne Substanz. Ein Bild jedoch, dass stark genug war, um von Anders Behring Breivik , dem Attentäter von Oslo, in seine Begründung für den Massenmord vom 22. Juli 2011 aufgenommen zu werden. Auf Seite 550 seines „Manifests“ schreibt er: „In Vienna, Austria in December 2006, Santa Claus was removed from kindergartens. Municipal officials insisted that the sight of a strange bearded figure at the door would evoke fear in kids, but many observers accused them of kowtowing to a growing Muslim population.“
Woher kommt die Geschichte vom Nikolo-Verbot, auf die sich der rassistische Massenmörder von Oslo bezieht? Das Copyright darf sich die FPÖ an die Fahnen heften: Sie kampagnisiert seit 2006 - auch heuer wieder - gegen das nicht bestehende Nikolo-Verbot.
Nun hat sich Martin Borger, ein aus Vorarlberg stammender Antifaschist, erfreulicherweise dazu durchgerungen, Strache anzuzeigen - denn ein kürzlich erschienener Blogeintrag des FPÖ-Führers hat zu unglaublichen hetzerischen und rassistischen Beschimpfungen geführt („Klage
 gegen Strache“).
Insgesamt gab es 2.442 Kommentare und 5.363 Likes: „Skandal im rot-grünen Wien. Nikolaus wurde Zutritt in Wiener Kindergarten verweigert“ – unwahr zwar, aber mit leider erwartbaren Folgen. Viele mutmaßliche Strache-Anhänger reagierten mit ausländerfeindlichen Kommentaren, auch Aufrufe zu Gewalt und Mord waren dabei. Neben dem Hitlergruß war zu lesen: „Gleich die moslemischen (!) Kinder anzünden!!!“ Martin Borger protestierte und handelte dann. Nachdem die Postings tagelang nicht gelöscht wurden, erstattet er Anzeige.
Es ist erfreulich, dass die Zivilgesellschaft in Österreich funktioniert!
1. November 2012

Gedenkveranstaltung für Wehrmachtsdeserteure!



Was haben so prominente Menschen wie der Schauspieler Fritz Muliar oder der Vater des ehemaligen ÖVP-Spitzenpolitikers Andreas Khol gemeinsam? Oder der ehemalige Obmann des Kameradschaftsbundes Otto Keimel und der Vater von Kardinal Schönborn? Richtig: Sie waren Deserteure aus der Wehrmacht.
Am 21. Oktober 2009 haben wir im Parlament das sogenannte NS-Aufhebungsgesetz beschlossen! Damit haben wir gemeinsam mit den Regierungsparteien und gegen die Stimmen der Rechtsparteien die rückwirkende Aufhebung von NS-Urteilen herbeigeführt. Nach Beschlussfassung trat der seltene Fall ein, dass die Abgeordneten aufgestanden sind und applaudierten. Mit diesem Gesetz sind Urteile gegen Deserteure, Wehrdienstverweigerer, Homsosexuelle, Kärntner Partisanen und viele andere NS-Opfer-Gruppen pauschal aufgehoben worden.
Nun - drei Jahre später - hat die rot-grüne Stadtregierung beschlossen, mit der Errichtung eines Denkmals für Wehrmachtsdeserteure auch nach außen hin ein sichtbares Zeichen zu setzen: Deseteure aus der Wehrmacht haben objektiv das Richtige getan!
Eingeladen vom „Personenkomitee Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ durfte ich das Referat auf der 11. Gedenkveranstaltung zum Thema „Nie wieder Gleichschritt!“ halten. Die Veranstaltung fand an der ehemaligen Hinrichtungsstätte auf dem Gelände des Militärschießplatzes Kagran statt. Dort starben zwischen 1938 und 1945 Hunderte wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilte Wehrmachtsoldaten im Kugelhagel von Exekutionskommandos.
Nächstes Jahr sollte die 12. Gedenkveranstaltung zu Ehren dieser Opfer der NS-Diktatur nicht mehr in Kagran, sondern vor dem dann neu errichteten Denkmal auf dem Ballhausplatz abgehalten werden (Deserteursdenkmal: Richard Wadani hat ein Recht darauf!). Die ehemalige Hinrichtungsstätte in Kagran aber muss ebenso erhalten bleiben und Teil eines Netzwerkes von Gedenkorten für die Opfer der Militärjustiz in Österreich werden wie auch andere Orte in Wien - etwa der Loquai-Platz oder die Hohenstaufengasse, wo in der NS-Zeit viele Todesurteile ausgesprochen wurden.
Das Video stammt übrigens von Peter Eschberg (mole-production@gmx.at).

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