harald.walser | 19. Dez, 07:12
Wann stellen sich die Wiener Philharmoniker endlich ohne Wenn und Aber ihrer Geschichte in der NS-Zeit?
Ich habe auf diesem Blog und in Gastkommentaren („
Zeit des Totschweigens ist vorbei: neue Töne bei Philharmonikern“ und
Wiener Philharmoniker - „Es klang wunderbar. Ganz judenrein!“) das Thema schon mehrfach aufgegriffen.
Heute berichtet Ö1 im Morgenjournal über meine erneute Kritik an Clemens Hellsberg, dem Vorstand der Philharmoniker. Er verhindert nach wie vor die umfassende kritische Aufarbeitung. In der „Presse“ habe ich dazu einen Gastkommentar verfasst: „
Historienmaler Hellsberg“
Darin gehe ich unter anderem auf eine Episode aus den 60er-Jahren ein. Kurz nach seiner Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Spandau am 30. September 1966 erhielt der ehemalige Wiener Gauleiter Baldur von Schirach Besuch von einem „geheimen Emissär der Wiener Philharmoniker“. Der Zweck des Besuchs: Schirach, der die Deportation von bis zu 185.000 österreichischen Juden wörtlich als „Beitrag zur europäischen Kultur“ bezeichnet hatte, erhielt den Ehrenring des österreichischen Staatsorchesters. Diese Episode fehlt im Buch über die Philharmoniker, mit der deren heutiger Vorstand Clemens Hellsberg 1992 bekannt geworden ist. Das erstaunt, zog doch bis 1967 mit NSDAP-Mitglied Otto Strasser der große Förderer Hellsbergs bei den Philharmonikern die Fäden – und als Ehrenvorstand auch danach.
Dass ausgerechnet Hellsberg heuer von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien die „Friedrich-Torberg-Medaille“ für die „Initiierung der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit“ erhalten hat, darf wohl auch kritisch hinterfragt werden. Immerhin wissen wir ja, dass Hellsbergs Darstellung der Ursprünge des Neujahrskonzertes schlicht falsch ist, obwohl Historiker eindeutig nachgewiesen haben: Das Neujahrskonzert ist eine Erfindung der Nazis.
Da haben einige Herren Erklärungsbedarf!
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