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Geschichte und Rechtsextremismus

7. Juli 2014

Vorarlberg: Neonazis verurteilt!

VerbotsgesetzÜber den rechtsextremen Brandanschlag gegen ein AsylwerberInnenheim in der Vorarlberger Gemeinde Batschuns habe ich mehrfach berichtet („siehe etwa Haupttäter von Batschuns war in rechtsextremer Szene aktiv!“). Nicht nur der feige Anschlag hat die Behörden und die Öffentlichkeit aufgerüttelt, sondern auch das Auftauchen von Organisationen wie der „Nationale Aktion Vorarlberg“. Die rechtsextreme Szene in Vorarlberg ist nicht durch ein „Führerprinzip“ gekennzeichnet, Taten werden somit nicht auf Knopfdruck und Befehl von oben ausgeführt, sondern meist durch Tätern bzw. meist Tätergruppen, deren Hemmschwelle für Gewaltakte durch die rechtsextreme Propaganda in der Szene systematisch gesenkt worden ist.
So ein Fall wurde letzte Woche am Landesgericht Feldkirch verhandelt. Vier junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 19 standen wegen NS- Wiederbetätigung vor einem Geschworenengericht. Ob es sich bei ihnen um AktivistInnen der „Nationalen Aktion Vorarlberg“ („NAV“) handelt, können wir derzeit nicht feststellen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einer losen Gruppe. Die „NAV“ ist jedenfalls eine Hardcore-Truppe: Auf unserer Website „Stoppt die Rechten“ - die folgende Darstellung stammt weitgehend von dort - wird der Fall penibel dargestellt und unter anderem auch darauf verwiesen, dass die Facebook-Seite der „NAV“ die Neonazis „Der III. Weg“ bewirbt.
Auf der Facebook-Seite der „NAV“ wurde im Juni auch erklärt, dass demnächst ein Gerichtsverfahren ins Haus stünde, was auch der Grund sei, warum man etwas leisertreten müsse. Ein ziemlich deutlicher Hinweis, dass es sich doch nicht nur um eine „lose Gruppe“ handelt.
Die vier Angeklagten waren weder leise noch zurückhaltend, als sie verhaftet wurden. „Es bräuchte wieder einen Hitler, dann wüsstet ihr Juden, was euch gehört“, wird die einzige weibliche Angeklagte (17) zitiert, als sie verhaftet wurde.
Über die sonstigen Umstände, die zur Verhaftung der Angeklagten geführt hatten, schweigen sich die bisherigen Presseberichte aus. Es kam laut ORF Vorarlberg (Wiederbetätigung: Jugendliche verurteilt) zu Aktionen in Dornbirn und Kennelbach, „bei denen Handy-Fotos mit Hitlergruß entstanden und ausländerfeindliche Lieder auf offener Straße gesungen wurden“. Einer der vier ist mit dem Spruch aufgefallen, Hitler sei für ihn ein Messias, der das deutsche Volk befreit habe. Bei Hausdurchsuchungen wurden „einschlägige“ Fahnen und CDs sichergestellt.
Vor Gericht dann die übliche Masche: Die Aktionen wurden zwar zugegeben, aber man sei sehr betrunken gewesen ... Mit einer nationalsozialistischen Gesinnung habe das alles nichts zu tun gehabt, die Gruppe hätte sich mittlerweile aufgelöst.
Eines ist sicher: Das trifft jedenfalls nicht für die „NAV“ zu! Die gibt’s noch immer und sie agiert auch immer offener neonazistisch, neben Werbung für die deutsche Neonazi-Gruppe „Der Dritte Weg“ kann man bei der „NAV“ auch T-Shirts der griechischen Neonazis von der Goldenen Morgenröte erwerben.
Drei der vier Angeklagten sind schon wegen Einbrüchen, Diebstahl und Körperverletzungen vorbestraft – die Urteile (noch nicht rechtskräftig) fielen jedenfalls deutlich aus: zwei erhielten zwölf Monate, davon vier unbedingt, einer sechs Monate bedingt und die junge Frau acht Monate auf Bewährung plus 960 Euro unbedingter Geldstrafe.
24. Juni 2014

Kriegsklänge – Musik im 1. Weltkrieg!

1-WK_MusikDas Konzert der Wiener Philharmoniker in Sarajevo am kommenden Samstag (28. Juni) findet anlässlich des 100. Jahrestages der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand statt. Die Programmwahl hat für Kopfschütteln gesorgt („Mit der Kaiserhymne im Gepäck nach Sarajevo!“). Dass die Philharmoniker ausgerechnet in Sarajevo den 2. Satz von Haydns Kaiserquartett ins Programm genommen haben, konterkariert nämlich die gute Absicht, eine Friedensbotschaft auszusenden.
Soweit so schlecht. Es gibt aber auch eine gute Botschaft: Seit heute gibt es eine spannende Homepage, die sich dem Thema Krieg und Musik am Beispiel des Ersten Weltkriegs annimmt, empfehlenswert vor allem für Lehrkräfte, StudentInnen und SchülerInnen: „Kriegsklänge – Musik und Musikbetrieb während der Kriegsjahre
Thematisiert werden Musik als Mittel der Propaganda, die patriotisch aufgeladene musikalische Rechtfertigung des Kriegseinsatzes und Musik als Mittel zur Hebung der Kampfmoral von Soldaten.
Auch der Musikbetrieb hatte sich auf den Krieg einzustellen. Viele Ensemblemitglieder waren eingezogen und konnten nicht ersetzt werden, weil die finanziellen Ressourcen nicht ausreichten oder weil die Repertoires den politischen Vorgaben anzupassen waren. Werke „feindlicher“ Komponisten mussten aus den Spielplänen gestrichen werden, darunter auch solche von Publikumsmagneten wie Verdi und Puccini.
19. Juni 2014

Mit der Kaiserhymne im Gepäck nach Sarajevo!

haydn_kaiserNach langen internen Diskussionen haben die Wiener Philharmoniker einen neuen Vorstand und einen neuen Geschäftsführer gewählt: Gratulation an die gewählten Verantwortlichen!
Und sie könnten gleich eine „Altlast“ aufarbeiten: Das seit langem geplante Gastspiel der Philharmoniker unter der Leitung von Franz Welser-Möst in Sarajevo am 28. Juni anlässlich des 100. Jahrestages der Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand hat nämlich schon im Vorfeld wegen der Programmwahl („Konzert in Sarajevo“) für Kopfschütteln gesorgt.
Dass die Philharmoniker ausgerechnet bin Sarajevo den 2. Satz von Haydns Kaiserquartett ins Programm genommen haben, verstehe ich nicht. Haydn hat darin das Thema der Kaiserhymne aufgenommen und variiert, daher wird mit der Melodie natürlich auch die alte Kaiserhymne oder die deutsche Nationalhymne assoziiert. Man will mit dem Konzert eine Friedensbotschaft aussenden und benimmt sich dabei wie der Elefant im Porzellanladen!
Ich bin davon überzeugt, dass eine sensiblere Programmwahl ohne die Huldigungsmelodie für die Habsburgerkaiser, die bekanntermaßen seit 1922 auch noch zur deutschen Hymne geworden ist, aus historischer und aus gegenwärtiger Sicht sinnvoller gewesen wäre.
Man wundert sich, dass man nicht auf die schon früher geäußerten Bedenken des österreichischen Botschafters Martin Pammer reagiert und das Kaiserquartett aus dem Programm genommen hat. Immerhin hat man ja auch erst kürzlich die bosnische Nationalhymne und Beethovens Europahymne dem Programm hinzugefügt - wohl um vom Fauxpas mit dem Kaiserquartett abzulenken. Die Wiener Philharmoniker sind ein ausgezeichnetes Orchester, dessen Repertoire so groß ist, dass man auch andere, dem Anlass gemäß würdigere Stücke hätte finden können und müssen.
5. Juni 2014

Mauthausen - Diskussion um Gedenkstätte geht weiter!

Befreiung-MauthausenDas Bild hat Symbolcharakter - am 5. Mai 1945 haben amerikanische Truppen die Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen befreit. Das Bild ist somit ein Symbol für das Ende der NS-Schreckensherrschaft in Österreich. Morgen jährt sich zum 70. Mal die Landung der Alliierten in der Normandie. Eine gute Zeit also, sich wieder einmal Gedanken zu machen über den Umgang mit der NS-Zeit in Österreich.
Über die Probleme rund um die Gedenkstätte Mauthausen habe ich auf diesem Blog schon mehrfach berichtet (Gedenkstätte Mauthausen: kein Ende des rot-schwarzen Proporzes in Sicht!).
Seit Wochen wird nun öffentlich über die Neugestaltung der Gedenkstätte diskutiert. Zuletzt hat sich mit Bertrand Perz ein ausgewiesener Experte zu Wort gemeldet („Mauthausen: Experte fordert Beirat“). Perz arbeitet am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und war seit Jahren als Wissenschaftler mit der Neugestaltung der Gedenkstätte befasst. Es ist nun höchst an der Zeit, dass sich auch die politisch Verantwortlichen öffentlich zu ihren Plänen äußern.
Um einen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion zu leisten, möchte ich heute die Pläne des Innenministeriums öffentlich machen. Es handelt sich dabei um die Entwürfe zu einem neuen Gedenkstättengesetz (Mauthausen_Entwurf_Gedenkstaettengesetz (pdf, 279 KB)) und zu einer neuen Gedenkstättenordnung (Mauthausen_Entwurf-Gedenkstaettenordnung (pdf, 203 KB)).
Ich bin schon gespannt auf die inhaltlichen Aussagen von Vertreterinnen und Vertretern der Regierungsparteien.
3. Juni 2014

Strache, Le Pen & Co - Gott schütze Österreich!

OlympiaEin bisschen mehr Geschichtsbewusstsein hätte ich den braun-blauen Herrschaften zugetraut! Dass jetzt ausgerechnet die nationale Seite von der „Heiligen Allianz“ schwärmt, müsste wohl auch in rechten Reihen nicht wenige verstören. Doch der Reihe nach:
Der russische Oligarch Konstantin Malofeev hat am letzten Wochenende als Vorstandsvorsitzender der „Stiftung des Heiligen Wassilij des Großen“ gerufen und ein braun-klerikaler Zug aus ganz Europa hat sich Richtung Wien in Bewegung gesetzt: Marion Maréchal-Le Pen, der Verschwörungstheoretiker Aymeric Chauprade vom französischen Front National, aus Spanien Prinz Sixtus Henri von Bourbon-Parma, Anführer der katholisch-monarchistischen Carlisten-Bewegung, der Schweizer Unternehmer Serge de Pahlen, aus Bulgarien der Vorsitzende und Gründer der rechtsextremen Partei Ataka, Wolen Siderow, dazu weitere Rechtsextremisten aus Kroatien, Adelige aus Georgien und Russland. Und aus Österreich? Richtig: unter anderem Heinz-Christian Strache. So weit so schlecht.
Die Tagung der Nationalisten endete übrigens mit klassischem Konzert und Galaempfang mit Smokingpflicht für die Herren.
Wien wurde bewusst gewählt: Man nahm – so ist es dem Einladungstext zu entnehmen – das Treffen zum Anlass, um zu gedenken. Vor 200 Jahren fand der Wiener Kongress statt, man wolle den Geist der „Heiligen Allianz“ wieder aufleben lassen!
Da nebenan zeitgleich der Lifeball stattfand, wurde gleich ein Kreuzzug gegen die „satanische Schwulenlobby“ geplant, wie einem Bericht des Schweizer Tagesanzeiger zu entnehmen ist.
Die Herren plus Dame dachten nun in Wien wieder über eine Neuordnung Europas nach dem Vorbild des Wiener Kongresses nach, der nämlich „ein Jahrhundert der relativen Ruhe und des geopolitischen Gleichgewichts“ gebracht habe. Zur Erinnerung: In den Jahren 1814/15 versammelten sich die damaligen europäischen Spitzen, um den Ideen und Auswirkungen der Französischen Revolution und von demokratischen, liberalen Bewegungen entgegensteuern. Sogar deklarierten Konservativen war das zuviel: Der preußische Marschall Gebhard Leberecht Blücher weigerte sich, zum Wiener Kongress anzureisen. Er wollte sich – so die Erzählung – nicht dem „Heer der nutzlosen Fürsten“ anschließen.
Das direkte Ergebnis des Kongresses war ein reaktionäres Bündnis von Preußen, Russland und Österreich („Heilige Allianz“). Das Ziel: Der Erhalt der absolutistischen alten Ordnung, in Österreich erfolgreich umgesetzt von Staatskanzler Clemens Metternich. Die Folge: Zensur, Berufsverbote für Demokraten, Unterdrückung, Spitzelwesen ...
Und diesen Geist wollen nun also Strache & Co wiederbeleben? Und das in aller Offenheit? Respekt! So deutlich haben sie ihre reaktionären Ansichten selten kundgetan. Wir wissen jetzt, was diese Herrschaften einläuten wollen - ein „Jahrhundert der relativen Ruhe“!
Gott schütze Österreich!
28. Mai 2014

FPÖ-Gast mit Hitlergruß!

Ein altes Sprichwort sagt: „Zeig mir deine Freunde, und ich sag dir wer du bist.“ Was mich heute interessiert: Wer sind denn die Freunde der FPÖ?
Es ist nicht ganz uninteressant, was da von der Website „Stoppt die Rechten“ aufgedeckt wurde.
Einer der Vorzeigegäste beim vergangenen FPÖ-Akademikerball war Kevin Hauer, der stellvertretende Vorsitzender der rechtsextremen Pro NRW, mit der die FPÖ seit langer Zeit intensive Beziehungen pflegt.
Der junge Mann lässt sich offensichtlich gerne in eindeutigen Posen und mit Hitler-Bild abbilden. Und man musste bei der FPÖ wissen, um wen es sich da handelt, immerhin war er schon letztes Jahr zu Gast und hat stolz verkündet, er habe „mit Landes- und Bundespolitikern, Mandatsträgern und freiheitlichen Publizisten“ geredet und war besonders stolz auf eine „persönliche Einladung“ durch den damaligen 3. Nationalratspräsidenten Martin Graf („Burschenschafterball: Kevin kommt wieder!“). Der junge Mann durfte schon damals – gerichtlich bestätigt – ein „alter Nazi“ genannt werden.
Auch auf der nicht-germanischen europäischen Ebene pflegen die Kornblumen-Blauen ihre rechten Kontakte und schmieden derzeit an einem Bündnis der Rechtsaußen-Parteien. Fast alles, was sich an mehr oder weniger offenem Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Homophobie usw. im europäischen Parlament tummelt, scheint da in Frage zu kommen.
Mal schauen, was sich beim allfällig nächsten blauen Akademikerball nächstes Jahr in Wien tummelt! Danke jedenfalls an „Stoppt die Rechten“ für die so wichtige Aufdeckerarbeit.
23. Mai 2014

Gedenkstätte Mauthausen: kein Ende des rot-schwarzen Proporzes in Sicht!

Befreiung-MauthausenAuf den Umgang mit der Gedenkstätte Mauthausen bin ich auf diesem Blog schon mehrfach eingegangen, zuletzt auf eine unbefriedigende Beantwortung meiner Anfrage durch die Innenministerin: „Mauthausen ist eine internationale Gedenkstätte!“.
Nun liegt mir ein Gesetzesentwurf vor, der belegt, dass die Auslagerung der Gedenkstätte aus dem Zuständigkeitsbereich des Innenministeriums unmittelbar bevorsteht. Im Mittagsjournal (Gedenkstätte Mauthausen vor Auslagerung?) konnte ich heute zur derzeitigen Situation Stellung beziehen.
Im Prinzip kann man über eine Auslagerung durchaus diskutieren.
Was mich am Vorschlag aber stört, ist die Tatsache, dass er das großkoalitionäre Strickmuster fortschreibt - schwarzes BM.I und rotes Mauthausen-Komitee. Aus meiner Sicht muss Folgendes gewährleistet sein:
• In der Gedenkstätte Mauthausen darf künftig der rot-schwarze Proporz keine Rolle mehr spielen.
• Die Museumspädagogik muss als zentrale Aufgabe erkannt, entsprechend organisiert und dotiert werden.
• Die Finanzierung muss längerfristig gesichert sein (eventuell in Form einer Stiftung).
• Die parlamentarische Kontrolle muss gewährleistet bleiben.
Eines muss festgehalten werden: In Österreich fehlt die Einbettung solcher Diskussionen in einen internationalen Zusammenhang, man hätte ja eventuell auch auf best practice-Modelle in Deutschland, den USA oder Israel zurückgreifen können.
Eines kenne ich aus dortigen Gedenkstätten im Gegensatz zu jener in Mauthausen nämlich nicht: Noch immer ist es in der Gedenkstätte Mauthausen so, dass BesucherInnen des zugänglichen Außengeländes an den - leider immer noch existierenden - Schließtagen des Besucherzentrums nicht einmal eine Toilette zur Verfügung steht, was zu unhaltbaren Situationen führt. Es gibt nach wie vor großen Handlungsbedarf!
17. Mai 2014

Beispielhafter Umgang mit NS-Verbrechen in Gratkorn!

Maximilian-TonsernEs gibt sie noch, die erfreulichen Nachrichten! Hier ist eine davon: Maximilian Tonsern, ein junger Journalismus-Student aus der Steiermark, recherchiert im Zuge einer Arbeit für seine Ausbildung penibel ein Stück Geschichte aus seinem Heimatort Gratkorn bei Graz: Es sind nur Soldaten da gewesen
Der Ort ist eher im Gedächtnis durch seine Papierfabrik, auch Fußballfans kennen ihn – bislang weiß aber kaum jemand über die Geschichte des Ortes im Nationalsozialismus.
Am 4. April 1945 mussten etwa 8.000 ungarische Jüdinnen und Juden, die zuvor zu Stellungsbauarbeiten am Südostwall zwangsverpflichtet waren, den Todesmarsch ins Konzentrationslager Mauthausen antreten. Tonsern notiert: „Zumindest eine Kolonne muss auch durch Gratkorn marschieren. ‚War ein Jude (...) vor Erschöpfung zusammengebrochen, so gab es für ihn nur einen Genickschuß’, ist in der Chronik der Gendarmerie Gratkorn zu lesen.“
20 Juden und Jüdinnen gelang bei Gratkorn kurzfristig die Flucht; 14 wurden sofort aufgegriffen und hingerichtet. Sechs Häftlingen gelang es jedoch, in die Dult, einer damals dünn besiedelten Gegend bei Gratkorn, zu fliehen und sich dort zu verstecken. Eine Zeitzeugin berichtet in einem Interview mit Tonsern über ihre Erinnerungen: um Nahrung bettelnde Menschen. Die SS-Division Wiking – an mehreren Kriegsverbrechen beteiligt – griff die Flüchtlinge jedoch kurz nach der Flucht auf, erschoss sie und verscharrte die sechs Leichname neben einer Straßenkurve in der Dult.
Wie so oft in Österreich wurde auch über dieses Verbrechen der Mantel des Schweigens gebreitet, es kursierten im Ort nur vage Gerüchte – zumindest bis jetzt. Erfreulicherweise ergriff nun Tonsern im Alleingang die Initiative, leistete die Recherchearbeiten und forderte ein Zeichen der Erinnerung seitens des Ortes. Tonsern nahm mit dem Bürgermeister und dem Kulturreferenten von Gratkorn Kontakt auf und schildert: „Ich hatte heute erneut eine Begehung am Ort des damaligen Geschehens zwecks eines Gedenksteines. Erfreulicherweise steht dem Aufstellen eines Steines nichts mehr im Wege - und über mangelnde Unterstützung kann ich mich nicht beklagen.“
Alleine die Tatsache, dass sich die Gemeindevertretung problemlos für einen Gedenkort ausspricht, ist schon erwähnenswert. Auf die Frage nach der Finanzierung der Gedenkstätte antwortet Tonsern: „Grundsätzlich habe ich sehr früh Unterstützung durch den Unternehmer Johann Pranzl gefunden, der sich gleich nach Erscheinen meiner Reportage bei mir gemeldet hatte und durch den das auch alles ein wenig ins Rollen kam. Ein Konzept für einen Gedenkstein steht, einen Künstler haben wir ebenfalls gefunden. Von der Gemeinde bräuchten wir eigentlich nur mehr einen relativ geringfügigen Finanzierungszuschuss.“
Ich möchte hier meine Hochachtung aussprechen: einerseits an die Zuständigen in Gratkorn und vor allem an Maximilian Tonsern für seine beispielhafte Initiative und seine Bemühungen um das so wichtige „Niemals vergessen“!
13. Mai 2014

Die SPÖ, Wehrmachts-Deserteure und Otto Tschadek!

ermordeter_deserteur_weltkrieg_3Man soll nicht darum herumreden: Ja, in Salzburg gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, wann, wo und in welcher Form jener mindestens 14 Opfer der NS-Herrschaft gedacht werden soll, die Anfang Juli 1944 im Raum Goldegg Opfer von SS oder NS-Justiz geworden sind. Ich habe meine Meinung dazu deutlich kundgetan: „Gedenken an Wehrmachtsdeserteure in Goldegg!
Heute versucht nun ausgerechnet die SPÖ, aus unterschiedlichen Auffassungen eine Gegnerschaft der Grünen zu einem Deserteurs-Denkmal zu konstruieren: „JJarolim: Grüne stellen sich gegen Deserteurs-Denkmal in Salzburg
Seltsame Vorgangsweise. Zumal Jarolim in Sachen Deserteurs-Denkmal in Goldegg schlicht schlecht informiert ist. Ich habe ihm daher deutlich geantwortet: „Walser: SPÖ-Jarolim in Sachen Deserteurs-Denkmal in Goldegg schlecht informiert
Meine Kritik am plötzlichen Erwachen der SPÖ in Sachen Deserteurs-Denkmal in Kurzform: Jahrzehntelang hat die SPÖ in dieser Frage gar nichts gemacht und beispielsweise Anträge für ein Deserteurs-Denkmal in Wien explizit abgelehnt. Im Parlament ist es uns in langwierigen Verhandlungen gelungen, ein umfassendes Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz von NS-Urteilen durchzusetzen. Zudem ist das im Koalitionspakt mit der Wiener SPÖ eingeforderte Deserteurs-Denkmal am Ballhausplatz nun in Errichtung begriffen. Man sollte daher auf ein peinliches parteipolitisches Hickhack verzichten.
Wenn der SPÖ-Justizsprecher aber ein Betätigungsfeld sucht, dann empfehle ich ihm, sich um den NS-Blutrichter Otto Tschadek zu kümmern. Das SPÖ-Mitglied Tschadek hat im Zweiten Weltkrieg nämlich mehrere Todesurteile gegen Deserteure gefällt, wurde nach dem Krieg in den Regierungen Figl II, Raab II und Raab III dennoch sogar Justizminister. Noch heute ist er allein in Niederösterreich in weit über 20 Gemeinden Ehrenbürger, viele Straßen sind nach ihm benannt usw. Das gibt es also ein breites Betätigungsfeld für geschichtsbewusste SPÖ-Abgeordnete!
Übrigens stellt auch der Salzburger Klubobmann Cyriak Schwaighofer stellt klar: Es wird ein Denkmal geben. Was wir wollen, ist ein möglichst umfangreicher Diskussions-Prozess und eine sachliche Auseinandersetzung. Es ist auch klar, dass wir für dieses Denkmal einen zentralen Ort in Goldegg finden müssen.
In der Gemeinde Goldegg sind heuer eine Reihe von Aktivitäten geplant, um an die Aktion „Sturm“ genannte Jagd auf Deserteure Anfang Juli 1944 auf im Raum Goldegg zu erinnern. Damals gab es eine beispiellose Großaktion eines tausend Mann starken SS-Todesschwadron und einer Truppe von 60 Gestapo-Beamten, die bei der versteckte Deserteure machten. Im Zuge dieser Aktion wurden mindestens 14 Menschen ermordet.
7. Mai 2014

Der 8. Mai und die Ewiggestrigen!

Fest-der-Freude-8_-Mai-Wiener-HeldenplatzEs war wirklich eine Freude im letzten Jahr: Am 8. Mai gab es einen vom Rechtsextremismus befreiten Heldenplatz und ein wunderschönes Konzert der Wiener Symphoniker. Über 10.000 Menschen waren gekommen und haben in friedlicher Atmosphäre die Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert und dabei den Klängen der Wiener Symphoniker gelauscht. Die besonders gute Botschaft: Heuer findet das „Fest der Freude“ erneut statt!
• Zeit: Donnerstag, 8. Mai 2014, 19:30 – 22:00 Uhr
• Ort: Heldenplatz, 1010 Wien

Auch wenn es die Ewiggestrigen nicht wahrhaben wollen: „Wir“ haben den 2. Weltkrieg nicht verloren, weil wir uns ja nicht als Nachfolgestaat von Nazi-Deutschland verstehen - obwohl es offensichtlich vielen in unserer Gesellschaft noch schwer fällt, das so zu sehen. Mehr dazu auf unserer Homepage: „8. Mai - kein Tag wie jeder andere!“.
Veranstalter des Festes der Freude sind das Mauthausen Komitee Österreich, das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, die Israelitische Kultusgemeinde Wien und der Verein Gedenkdienst.
Gespielt werden unter anderem Werke von Ludwig van Beethoven und George Gershwin, Dirigent ist Bertrand de Billy.
Das Fest der Freude mit Gratis-Konzert findet heuer zum zweiten Mal am 8. Mai um 19:30 Uhr am Wiener Heldenplatz statt. Es findet bei jedem Wetter statt, Sitzplätze sind nur begrenzt verfügbar.

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