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Bildung

10. September 2012

Bildungspolitik - in anderen Ländern reagiert man!

Bla_bla-blaIch habe auf diesem Blog schon mehrfach auf Länder hingewiesen, die auf schlechte Ergebnisse ihres Bildungssystem die richtigen Schlüsse gezogen und konsequente Reformen durchgeführt haben (Bildungsreform: Vorbild Polen!). So schafften es die Polen in den letzten eineinhalb Jahrzehnten beim Pisa-Test, sich vom hintersten ins vorderste Drittel vorzuarbeiten, Österreich hingegen rutschte etwa bei der lesekompetenz von Platz 19 auf Platz 31 ab.
Nun zeigt uns auch Sachsen vor, wie es gehen kann. Im aktuellen Bildungsmonitor 2012 belegt das Bundesland Sachsen mit 86,8 Punkten den ersten Platz. 2004 lag Sachsen noch im deutschen Mittelfeld. Anders Bayern, das 2004 noch den zweiten Platz hinter Baden-Württemberg belegte und nun mit 74,2 Punkten sogar unter dem deutschen Durchschnitt von 74,4 Punkten zu liegen kommt.
Wie haben die Sachsen das erreicht? Ganz einfach: Sie haben umgesetzt, was wir Grüne seit Jahren fordern.
• Es ist gelungen den Anteil an Kinder in vorschulischen Bildungseinrichtungen deutlich anzuheben und auch die ganztägige Betreuung von SchülerInnen massiv auszubauen.
• In Sachsen besuchen heute 71,3% der GrundschülerInnen eine ganztägige Schule, teilweise mit verschränktem Unterricht. In Österreich stehen laut Unterrichtsministerium für dieses Schuljahr 116.772 Plätze an Nachmittagsbetreuung für rund 700.000 PflichtschülerInnen zur Verfügung.
• Das gilt auch für den Kindergarten: Bei den Drei- bis Sechsjährigen Kindern besuchen über 75% der Kinder ganztägige Einrichtungen besuchen (in Österreich 44,4%). Auch bei den Unter-Dreijährigen hat Sachsen das EU-Ziel von 30% in Kinderkrippen erreicht.
• Akademische Ausbildung für KindergartenpädagogInnen: Immerhin 6,8% des Personals in Kindertagesstätten haben einen Hochschulabschluss.
• Sachsen hat nach Thüringen den besten Wert in der Ausgabenpriorisierung für Bildungsagenden. Nicht so in Österreich. Hier ist der Anteil der Bildungausgaben am BIP seit 1995 deutlich gesunken - von 6,1% des BIP auf 5,5% (2008).
• Sachsen ist es gelungen, die Risikogruppe bei den PISA auf den deutschlandweit niedrigsten Wert zu senken. Ein Grund dafür ist, dass Sachsen nicht mehr - wie die anderen deutschen Bundesländer - auf ein dreigliedriges,sondern auf ein zweigliedriges Schulsystem setzt und die Gesamtschule zumindest intensiv diskutiert.
In Sachsen werden alle LehrerInnen an Universitäten ausgebildet. Die Ausbildung dauert zumindest acht Semester (für Grundschullehrkräfte).
Für Sachsen scheint zu gelten, was bei uns erst umgesetzt werden muss: „Kein Kind zurücklassen!“
5. September 2012

ÖVP-Spitzelsumpf in Niederösterreich trocken legen!



Meine gestrige Pressekonferenz über den Spitzelskandal im Bereich des Landesschulrates für Niederösterreich hat zu heftigen Reaktionen geführt.
Die Landesschulinspektorin wurde noch gestern „zu einem Gespräch zitiert“, so Landesschulratspräsident Helm wörtlich. Und laut Medienberichten ist nun die Sachlage klar. Die Zeitung „Österreich“ schreibt: „Dabei gestand Ronninger, während der Amtszeit des Helm-Vorgängers Adolf Sticker das Mail versandt zu haben. Der Fall wurde ans Bildungsministerium zur Prüfung abgegeben.“
Ich habe heute darauf hingewiesen, dass das zwar ein richtiger, aber nur ein erster Schritt ist. Die Affäre ist nämlich nicht nur ein „Skandal Ronniger“. Die Inspektorin hat ja auch den früheren Präsidenten Adolf Stricker im zitierten Mail schwer belastet („... damit verbunden erwartet sich der amtsführende Präsident höchste Diskretion“ ). Somit muss auch gegen diesen mittlerweile pensionierten Spitzenbeamten ein Verfahren eingeleitet werden. Außerdem muss untersucht werden, was aus dem ÖVP-Spitzelsystem und dem „Schulleiterzirkel“ geworden ist.
Die Zeit „höchster Diskretion“ ist nämlich auch für die sich allmächtig fühlende ÖVP vorbei. Nicht nur die von der Bespitzelung direkt betroffene Direktorin Dr. Evelyn Mayer hat sich vollkommene Aufklärung in dieser skandalösen Causa verdient. Auch die betroffenen Lehrerinnen und Lehrer haben ein Recht darauf, dass sie Kenntnis über die vom schwarzen Spitzeldienst gesammelten Informationen erhalten. Also: Da steht uns noch viel Arbeit bevor und eines ist sicher: Die Grünen werden nicht locker lassen!
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
4. September 2012

So funktioniert Erwin Prölls Spitzelsystem!

Ich weiß nicht, in welcher Situation der Karikaturist Reini Buchacher den niederösterreichischen Landeshauptmann so gezeichnet hat. Ungemach aber kommt auf Erwin Pröll ganz sicher zu, denn er hat den Bogen wieder einmal deutlich überspannt.
Schon mehrfach habe ich auf diesem Blog auf das unglaubliche Treiben der niederösterreichischen Landesschulinspektorin Ronniger hingewiesen (siehe etwa mit entsprechenden Links: Finanzprokuratur mit grenzwertigem Frauenbild!) und auch mehrere Anfragen an Bundesministerin Claudia Schmied in dieser Sache gerichtet. Nun klärt sich, warum man in Niederösterreich so hartnäckig hinter Ronniger steht: Sie ist eine zentrale Figur im niederösterreichischen Spitzelsystem.
Mir liegt beispielsweise ein E-Mail vor, das die Landesschulinspektorin an Direktoren von Schulen geschickt hat, die ihrer Aufsicht unterstehen. Unter dem Titel „Informationskette zum Landeshauptmann“ schreibt die Inspektorin an die „lieben SchulleiterInnen“:
„Ich habe eure Namen für eine interne (politische) Informationskette beim amtsführenden Präsidenten bekanntgegeben. Was da auf uns zukommt(,) weiß ich noch nicht. Aber jedenfalls steht Vertrauen zu euch dahinter und damit verbunden erwartet sich der amtsführende Präsident höchste Diskretion.“
Die Frau Landesschulinspektorin hat aber weitergedacht und auch für den unwahrscheinlichen Fall vorgesorgt, dass sich jemand aus der Reihe ihr unterstellter SchulleiterInnen nicht freiwillig für Spitzeldienste für den Landeshauptmann von Niederösterreich zur Verfügung stellen möchte: „Wenn wer noch aussteigen möchte - bitte kurzes e-Mail an mich“.
Dieser Fall ist eingetreten. Mit Frau Direktorin Dr. Evelyn Mayer hat sich eine Direktorin geweigert. Die Reaktion auf diese Weigerung war ein massives Mobbing seitens der Landesschulinspektorin. Offenbar wurde Frau Dr. Mayer als politisch unzuverlässig im Sinne des Landesschulrates für Niederösterreich erkannt. In einer Pressekonferenz habe ich diesen Skandal heute gemeinsam mit Frau Dr. Mayer und ihrem Mann, dem Verfassungsrechtler Heinz Mayer, präsentiert (hier die Presseunterlagen: Bespitzelung_NOe_4-9-2012 (docx, 53 KB)).
Wie definiert noch einmal Amtsmissbrauch? Ich habe den Fall bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
3. September 2012

Spitzel-Methoden im Reich des Erwin Pröll

schmied_proell_lehrerMissstände im Bereich des Landesschulrates für Niederösterreich sind nichts Neues. Ich präsentiere am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz einen besonders gravierenden Fall aus dem Machtbereich des Erwin Pröll (an sich reicht zur Schilderung ja schon die Karikatur von Oliver Schopf) – unterlegt mit schriftlichen Beweisen. Dabei geht es um ein bestens geöltes „politisches Informationssystem“ von den Schulen bis zum Landeshauptmann.
Einige Hinweise über das „System Niederösterreich“ vorneweg:
NÖ eifert Kärnten nach, hat laut Rechnungshof eine katastrophale Finanzgebarung und einen Milliardenverlust durch Spekulationen mit Wohnbaugeldern erlitten, Pröll verantwortet auch den Skandal um die NÖ-Hypobank und die Verwicklung des Landes in das Skylink-Debakel. Sein ehemaliger politischer Ziehsohn ist inzwischen zum Inbegriff für Korruption geworden: Ernst Strasser.
Und der Bildungsbereich? Niederösterreich ist im Schulbereich seit Jahren ein Synonym für parteipolitisch motivierte Postenbesetzungen. Wenn eine Kandidatin oder ein Kandidat nicht in das gewünschte parteipolitische Proporzschema passt, kann es da schon mal passieren, dass eine Stelle ein Jahrzehnt lang (!) nicht besetzt wird.
Zuletzt bekannt geworden sind die Fälle an den HTLs in St. Pölten, Mödling, Wr. Neustadt und der HAK Zwettl. Dort gab und gibt es teilweise noch immer ein endloses Hickhack um die Besetzung des Schulleiters bzw. der Schulleiterin. Diese Schulen hatten oft jahrelang keine Direktoren.
Das Hauptproblem aber ist, dass in Niederösterreich ein Klima der Angst und der Repression herrscht. Vom Landeshauptmann über den Präsidenten des Landesschulrates abwärts existiert ein schwarzes Informationsnetz, um den Schulbereich fest in ÖVP-Hand behalten zu können.
• Tourismusschule HFL Krems
Seit 2003 gibt es Probleme im Bestellungsprozess um den Direktorposten, zweimal schon wurden Ernennungen durch den VfGH und VwGH aufgehoben, eine Kandidatin kämpft durch alle Instanzen (VwGH, VfGH, Bundes-Gleichbehandlungskommission) . Noch immer nicht endgültig entschieden. Inzwischen ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft bzw. das Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung gegen ein Mitglied des Landesschulrates.
• HLW Biedermannsdorf
Mobbing, rechtswidrige Weisungen etc. gegen die Direktorin durch die Landesschulinspektorin Ronninger. Die Direktorin ist nun wegen Burn-out nicht mehr arbeitsfähig, eine Amtshaftungsklage ist am Laufen.
• HTL Wr. Neustadt
Das Bestellungsverfahren für den Direktorposten dauerte von 2005 bis 2012, bis die von ÖVP-Klubobmann Schneeberger gewünschte Kandidatin zum Zug kam.
• HTL Mödling
Nach fast zweijähriger Suche wird der von der SPÖ favorisierte Harald Hrdlicka zum Direktor der größten Schule Europas bestellt, die ÖVP ist verärgert, da Hrdlicka Zweitgereihter im Dreiervorschlag.
• HAK Zwettl
Bestellung des Direktors dauerte fast drei Jahre, schließlich wurde der interimistisch eingesetzte Schulleiter und ehemalige ÖVP-Vizebürgermeister zum Direktor bestellt.
Für die „Grüne Schule“ gilt nicht nur das Fehlen von Parteipolitik, sondern vor allem: „Kein Kind zurücklassen!“
24. August 2012

Von der Gesamtschule und geschossenen Böcken!

Schule_ist_kuhlDie gestrige Aussage des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter, der entgegen der offiziellen Linie seiner Partei die Gesamtschule für „vorstellbar“ hält und sie „durchaus offensiv andenken - auch in Verbindung mit Ganztagsschule“ möchte (Gesamtschule: Tiroler Landeshauptmann zurückgepfiffen!), hat zu zahlreichen bemerkenswerten Reaktionen geführt. Hier ein kleines „Best of“ von Parteifreunden, „Parteifreunden“ und natürlich auch der FPÖ:
• Den Vogel abgeschossen haben nämlich wieder einmal die Freiheitlichen. Ihr Tiroler Bildungssprecher Gerald Hauser: „Ich bin als Teil der Wahlmöglichkeit für eine Gesamtschule. Das differenzierte System mit den Gymnasien muss aber erhalten bleiben.“ Ein bisschen schwanger sein?
• Da darf die ÖVP nicht nachstehen. Auch Wissenschaftsminister Töchterle ist um einen Spagat nicht verlegen. Im Mittagsjournal: „Wenn man (die Gesamtschule) so anlegt, wie es Günther Platter andeutet, mit Differenzierungsmöglichkeiten, wo dann verschiedene Typen Platz haben, dann ist es eine Weiterentwicklung.“ Und im gleichen Interview gleich auch das Gegenteil: „Töchterle betont neuerlich, dass das Gymnasium bleiben müsse.“
• Scharf ins Gericht mit Platter geht sein „Parteifreund“, der Tiroler AHS-Gewerkschafter Karl Digruber: „Ist der Landeshauptmann in eine Torschlusspanik vor der Landtagswahl 2013 geraten? Platter soll lieber auf der Jagd Böcke schießen. Seine Gesamtschulaussagen kosten ihn sehr viel: das Vertrauen der Bildungsinteressierten.“
• Es gibt auch andere Parteifreunde. Der frühere steirische ÖVP-Bundesrat und Leiter der Kommission zur Reform der Lehrerausbildung Andreas Schnider schildert das Klima in der ÖVP sehr prägnant: „Eine Mehrheit derer, die sich noch nicht zu Wort melden können, dürfen oder trauen sich nicht.“ Neben Tirols Landeshauptmann Günther Platter gebe es „auch immer mehr Spitzenleute in der ÖVP“, die sich eine gemeinsame Schule der Sechs-bis 14-Jährigen wünschen.
• Sie - also die Vernünftigen in der ÖVP - und außer der FPÖ alle anderen Parteien haben Platters Vorstoß natürlich begrüßt!
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
23. August 2012

Gesamtschule: Tiroler Landeshauptmann zurückgepfiffen!

Schule_ist_kuhlGestern noch war die Gesamtschule laut „News“ für den Tiroler Landeshauptmann Günther Platter entgegen der offiziellen Linie seiner Partei „vorstellbar“: Eine Gemeinsame Schule solle man „durchaus offensiv andenken - auch in Verbindung mit Ganztagsschule“. Eine schwarze Revolution! Schon wieder eine, muss man sagen, denn die damalige Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hatte ja auch ganz vorsichtig ein „Gymnasium für alle“ gefordert.
Karl wurde damals von den bildungsfernen Schichten in der ÖVP zurückgepfiffen und als Wissenschaftsministerin abgelöst. Und Platter?
Ihm geht´s scheinbar ähnlich. Erstaunlich allerdings ist, wen der schwarze Bildungsbeton ausschickt, um den Landeshauptmann zurückzupfeifen: Landeschulratspräsident Hans Lintner weist seinen eigenen Chef in die Schranken und betoniert: „Für uns gibt es eine klare Linie, die mit der Wahlfreiheit umrissen ist. Neben der Neuen Mittelschule soll es weiterhin das Gymnasium in der Unterstufe geben.“ Bei den Aussagen des Landeshauptmanns gehe es „möglicherweise“ „nur um die Begrifflichkeiten“ und nicht um einen Schwenk.
Sticht da der „Unter“ den „Ober“? Es sind jedenfalls interessante Kräfteverhältnisse, wenn der Untergebene seinen Chef korrigiert.
Platter ist der derzeitige Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz verhandelt mit dem Bund gerade ein Bildungspaket. Er verweist auf Südtirol, wo ja die gemeinsame Schule gut funktioniert: „Daran können wir uns durchaus orientieren. Das Gymnasium muss man deswegen nicht sofort abschaffen, es kann vor allem als weiterführende Schule (Oberstufe) weiter Bedeutung haben.“
Bleiben wir optimistisch: Es wäre schön, wenn sich die ÖVP bildungspolitisch langsam dem 21. Jahrhundert zuwenden würde und begänne, ihre Uralt-Position zu überdenken. Allerdings sollte es schon ein bisschen konkreter werden. Es nutzt nämlich nichts, wenn man fast im Wochentakt in einzelnen Bundesländern bildungspolitische Luftblasen steigen lässt.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
16. August 2012

Zu Fuß in die Schule und den Kindergarten!

Walking-busMehr Bewegung in Schule und Kindergarten? Gestern habe ich auf eine eher skurrile Anregung von Hans Krankl verwiesen („Die sollen kürzen die Mathematik-Stund!“), heute wage ich einen Blick über unsere Landesgrenzen.
An unseren Schulen mangelt es nämlich an Bewegung, mit dem Verweis auf die Kosten werden Initiativen für mehr Turn- und Sportstunden meist abgelehnt. Es geht aber auch ohne zusätzliche Budgetbelastung - wenn man nur will.
Häufig bringen Eltern ihre Kinder individuell mit dem Auto zur Schule, das ist zwar meist gut gemeint, oft aber kontraproduktiv, denn dieses Eltern-Taxi belastet den Verkehr rund um die Schulen und verhindert die dringend notwendige Bewegung für Kinder.
Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) hat in unserem westlichen Nachbarland nämlich eine durchaus nachahmenswerte Initiatiave populär gemacht: „Pedibus - der Schulbus auf Füssen“. Der Schulweg wird so zur „Buslinie“.
Dort, wo es möglich und zumutbar ist, sollten Kinder den Weg zum Kindergarten und zur Schule zu Fuß zurücklegen, das ist eine sehr einfache, ökologisch sinnvolle und dazu noch fast kostenfreie Möglichkeiten, Kinder zu mehr Bewegung zu verhelfen.
Zudem lernen Kinder Straßenverkehrsregeln und verbessern zugleich ihr Sozialverhalten, wenn sie ihren Schulweg – meist in Begleitung einer erwachsenen Person – zu Fuß zurücklegen. In England nennt man diese Initiative „Walking bus“, in Frankreich und der Schweiz „Pedibus“.
Viele Schulen in mehreren Bundesländern haben bereits entsprechende Initiativen gestartet. Nun geht es darum, das Projekt flächendeckend umzusetzen und zu propagieren. Bislang haben die Regierungsparteien im Parlament auch jene Initiativen für mehr Bewegung in der Schule - wie „Walking bus“ oder „Pedibus“ - vertagt und somit de facto abgelehnt, die ohne Kosten durchgeführt werden können.
Aber auch im Unterricht sollte sich einiges ändern, denn wir wissen seit langem: Bereits Bewegungen mit geringer Intensität - also gehen, aufstehen und setzen - reichen aus, um die Sauerstoff- und Zuckerversorgung des Gehirns zu verbessern und dadurch die Informationsverarbeitung zu optimieren. Das sind auch die Ergebnisse von Untersuchungen durch die Universitäten Leipzig und Dresden im deutschen Bundesland Sachsen. Psychische Komponenten wie nicht mehr still sitzen zu müssen sowie die Motivationserhöhung durch eigene Aktivität tragen dazu bei, das Lernen zu erleichtern und eine Schule mit mehr Schülerorientierung zu gestalten.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
3. August 2012

Atomwerbung in Schulbüchern

Atomausstieg_Logo„Es ist schwierig die Kernkraft zu rechtfertigen, wirklich schwierig.“ Dieser Satz stammt nicht von einem Vorkämpfer gegen die Atomkraft. Nein, er stammt vom Chef des Elektrizitätskonzerns „General Electric“ (GE). GE ist einer der größten Stromkonzerne weltweit, der in der Vergangenheit reichlich an Atomkraftwerken verdient hat Strom aus Atomkraft zu teuer für General Electric. Der Konzern ist noch immer der große Ausrüster von Atomkraftwerken, plant aber einen radikalen Kurswechsel und setzt jetzt auf eine Mischung aus Wind-, Gas- und Solarstrom.
Leider hat sich das noch nicht bis zu den Verfassern österreichischer Schulbücher herumgesprochen. Dort wird nämlich teilweise unverblümt Atomwerbung betrieben. An einer niederösterreichischen HTL etwa wird das Werk „Enerige- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernig verwendet. Darin heißt es zur Atompolitik, „dass Kernkraftwerke im störungsfreien Normalbetrieb zusammen mit den Wasserkraftwerken zu den umweltfreundlichsten Kraftwerken zählen“.
Nicht erst seit Fukushima sind die Risiken bekannt, man denke etwa an Tschernobyl, wo es 1986 zum Super-GAU kam. Umso verwunderlicher ist es, dass das Schulbuch nicht aus grauer Vorzeit, sondern aus dem Jahr 1995 stammt und die vorliegende Ausgabe erst 2000 gedruckt wurde. Konsequenz: Ich habe in einer parlamentarischen Anfrage eine Erklärung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied dazu verlangt und sie aufgefordert, die Liste approbierter Schulbücher zu durchforsten.
Nun ist die Anfragebeantwortung eingetroffen:
Schmied versichert, dass dem Schulbuch „Energie- und Klimatechnik“ von Heinz Gabernig für das kommende Schuljahr eine Beilage mit den aktuellen Zahlen und Entwicklungen beigefügt wird und das in einer Neuauflage die von mir kritisierten Textpassagen bzw. Kapitel (Reaktor­unfälle, Kontamination, Energiebedarf, fossile Brennstoffen und regenerativen Energieformen) bearbeitet und umformuliert werden.
Das Kapitel „Erneuerbare Energien“ wird in der Neuauflage erweitert angeboten: So werden neue Konzepte bzw. Technologien, wie etwa Aufwindkraftwerke, Fallwindkraftwerke aufge­nommen und über den aktuellen Entwicklungsstand ua. in der Brennstofftechnik und Photo­voltaik berichtet.
Es ist erfreulich, dass das Ministerium umgehend reagiert hat. Noch besser wäre es natürlich, wenn solche Schulbücher unseren Jugendlichen erst gar nicht zugemutet würden.
Die „Salzburger Nachrichten“ berichten heute über die Anfragebeantwortung durch die Ministerin (Atomkraft „nicht unmittelbar relevant“) und weisen kopfschüttelnd vor allem auf eine Passage hin: „Eine fundierte Ausbildung müsse gewährleisten, dass Schülerinnen und Schüler "auch in einem für Österreich nicht unmittelbar relevanten Thema sattelfest sind". Das Thema Atomkraft betrifft Österreich also nicht.“
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
2. August 2012

Lehrerausbildung: Langsam wird´s nervig!

Referendar-Gehirn_junge-GEW-NRWWie der oder die ideale Lehrer_in im Idealfall programmiert sein sollte, zeigt die Karikatur in ironischer Form. Was Ministerin Schmied will, hat sie heute in einer Pressekonferenz kundgetan: „Lehrer sollen Sommer stärker für Fortbildung nutzen!
Ihr zentraler Satz lautet: „Ich wünsche mir durchaus mehr Interesse, Angebote im Sommer anzunehmen.“ Um es klar und deutlich auszudrücken: Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit und könnte von der Ministerin per Weisung sofort umgesetzt werde. So wirkt es wie populistisches Lehrerbashing im Sommerloch. Gibt es die entsprechenden Fortbildungsangebote? Fehlanzeige! Gibt es ein Konzept? Fehlanzeige! Verweigern sich die Lehrkräfte bei den wenigen vorhandenen Angeboten? Fehlanzeige!
Es nervt, wenn die Unterrichtsministerin fast im Wochentakt neue Vorschläge und Forderungen macht, sie aber dann in der Schublade verschwinden lässt.
In Wirklichkeit handelt es sich um ein neuerliches Ablenkungsmanöver von den bildungspolitischen Versäumnissen der letzten Jahre: Schwarz und Rot blockieren sich bei allen großen Reformvorhaben gegenseitig. Nach wie vor ist die Regierung beispielsweise nicht in der Lage, ein Konzept für die Ausbildung aller Lehrkräfte vorzulegen, auch von den Eckpunkten des schon vor vier Jahren versprochenen neuen Dienstrechts ist weit und breit nichts zu sehen.
Gerade im Bereich der Ausbildung droht ein organisatorischer Wildwuchs zwischen Hochschulen, Universitäten, eigenen Fakultäten und Schools of Education - in jedem Bundesland anders. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Wir brauchen eine klare organisatorische Struktur. Zentrale Bedeutung bei der Neuordnung der Ausbildung hat die möglichst enge Verknüpfung von Theorie und Praxis, wir brauchen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung, aber keine Verwissenschaftlichung.
Übrigens lässt heute auch eine andere Meldung aufhorchen: Frankreichs Präsident Francois Hollande will mit dem Streichen von 65.000 Jobs im Staatsdienst Platz schaffen für die Neueinstellung von Zehntausenden Lehrern und Tausenden von Polizisten. In den kommenden fünf Jahren sollten jährlich 13.000 Stellen gestrichen werden. Das wäre doch auch für Österreich mal eine Ansage!
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
16. Juli 2012

Kleines Quiz zur Bildungspolitik!

Lehrer-LaempelDarf ich zu einem kleinen bildungspolitischen Quiz einladen? Neun Zitate mit sehr unterschiedlichen Inhalten von der ÖVP, ÖVP-ExpertInnen und den Grünen. Bitte raten Sie:
1. Wir wollen ein „bundeseinheitliches Kindergartengesetz mit einem Bildungsplan für den Kindergarten.“
2. „Wir wollen bundeseinheitliche Bildungsstandards für den Kindergarten.“
3. Wir wollen „eine einheitliche Bundeskompetenz für alle Schulen der Sekundarstufe 1.“
4. „Die Aufteilung von Kindern auf zwei Schultypen im Alter von 10 Jahren nimmt so viel Zeit und Energie auf schulischer und politischer Ebene in Anspruch, dass das eigentliche Ziel einer potentialorientierten Leistungsdifferenzierung vernachlässigt wird.“
5. „Die Organisationsfrage ist entschieden. Die Neue Mittelschule kommt, das Gymnasium bleibt.“
6. „Ausdruck des Subsidiaritätsprinzips und ein echter Schritt zur Bürgernähe im Bildungsbereich ist die finanzielle und personelle Autonomie für Schulen. Sie soll auch die Vielfalt der Bildungsangebote sicherstellen. Dazu bedarf es klarer, bundesweit einheitlicher, Zuständigkeitsregeln. Bildungsziele sind zentral vorzugeben und eine effektive Kontrolle der Bildungsergebnisse ist einzurichten.“
7. „Es gibt es in anderen Ländern erfolgreiche Beispiele, an denen man sich orientieren kann. (...) In Bildungsfragen mangelt es nicht an der Analyse, sondern am Umsetzungswillen bzw. an der Fähigkeit über den eigenen ideologischen Schatten zu springen.“
8. Grün „Gleichzeitig braucht es mehr Schulautonomie und Demokratisierung, damit Schulen selbst auf die unterschiedlichen Herausforderungen durch vielschichtige Schülerschaften reagieren können.“
9. Grün „An die Stelle des gegenwärtigen Systems von Volks-, Haupt- und Sonderschulen sowie gymnasialen Unterstufen gehört eine gemeinsame Schule aller Sechs- bis Vierzehnjährigen.“
Und hier die Auflösung:
1. Falsch geraten. Das Zitat stammt aus der ÖVP. Natürlich nicht aus der Partei, sondern aus der ÖVP-ExpertInnen-Runde.
2. Richtig geraten. Das Zitat stammt von den Grünen.
3. Falsch geraten. Das Zitat stammt aus der ÖVP. Natürlich nicht aus der Partei, sondern aus der ÖVP-ExpertInnen-Runde.
4. Richtig geraten. Das Zitat stammt von Werner Amon.
5. Falsch geraten. Das Zitat stammt aus der ÖVP. Natürlich nicht aus der Partei, sondern aus der ÖVP-ExpertInnen-Runde.
6. Falsch geraten. Das Zitat stammt aus der ÖVP. Natürlich nicht aus der Partei, sondern aus der ÖVP-ExpertInnen-Runde.
7. Falsch geraten. Das Zitat stammt aus der ÖVP. Natürlich nicht aus der Partei, sondern aus der ÖVP-ExpertInnen-Runde.
8. Richtig geraten. Das Zitat stammt von den Grünen.
9. Richtig geraten. Das Zitat stammt von den Grünen.
Und die Moral von der Geschicht nach dem Bildungsvolksbegehren? „Also lautet der Beschluss, dass die ÖVP jetzt lernen muss. Dass das mit Verstand geschieht, dafür sie das Volk beriet!“ Ich weiß, Wilhelm Busch würde das besser hinbringen. Immerhin ein Anfang.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

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