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Bildung

17. Januar 2013

Zentralmatura: Mathematik-Beispielaufgaben fehlen!

ZentralmaturaNein - nicht überall fehlen Beispielaufgaben. Doch der Reihe nach.
Letztes Jahr hat die Ministerin die Zentralmatura verschoben, weil es angeblich zu wenig Vorbereitung dafür gegeben hat und gibt. Im Zentrum der Kritik stand Mathematik.
Die schriftliche Mathematik-Matura besteht aus Aufgaben vom „Typ 1“ für die Grundkompetenzen und vom „Typ 2“ für darauf aufbauendes eigenständiges Arbeiten. Von „Typ 1“ gibt es ausreichend und leicht zugängliche Beispielaufgaben (derzeit 3-400).
Ganz anders schaut es bei den „Typ 2-Aufgaben“ aus. Die ersten beiden „Typ 2“-Aufgaben wurden im Dezember 2011 veröffentlicht. Seit 20. Dezember 2012 sind zwei weitere Aufgaben kostenlos zugänglich.
Soweit so schlecht.
Die LehrerInnen beklagen diese Situation, weil eine solide Vorbereitung der angehenden MaturantInnen dadurch erschwert wird. Nun aber habe ich Hinweise bekommen, dass es sehr wohl schon mehr Beispielaufgaben gibt, diese aber offensichtlich nur jenen zugänglich sind, die ein im Februar oder März erscheinendes Buch eines Experten kaufen, der im Auftrag des BIFIE mit anderen zusammen diese Beispielaufgaben erstellt hat. Auch entsprechende Werbeveranstaltungen werden bereits angekündigt.
In einer parlamentarischen Anfrage (Wer-verdient-an-der-Zentralmatura (docx, 30 KB)?) möchte ich nun von der Ministerin Auskunft darüber, was die Gründe dafür sind, dass es neun MitarbeiterInnen und zwei Teamleitern bislang nicht möglich war, mehr als zwei Aufgaben des Typ 2 pro Jahr zu publizieren und ob es mit seiner Tätigkeit für das Bifie vereinbar ist, wenn man die dort erarbeiteten Beispielaufgaben zuerst in einem privat vermarkteten Buch herausgibt.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
8. Januar 2013

Vorschuljahr für Kinder mit Deutsch-Problemen ist Diskriminierung!

Gruene-Schule1Der verpflichtende Besuch von Vorschulklassen für Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen ist gut gemeint, entspricht aber lernpsychologisch dem Stand des vorvorigen Jahrhunderts.
Seither weiß man, dass insbesondere kleine Kinder voneinander weit effizienter lernen als von der Lehrkraft. Heute heißt dies „informelles Lernen“. Deutschsprachige Kinder übernehmen spielend ihrerseits fremdsprachige Wörter der MitschülerInnen – es entsteht Kommunikation auf gleicher Augenhöhe und damit Vertrauen, das die wichtigste Grundlage des „Lernenwollens“ ist.
Die wirksamste Hilfe gegen Sprachprobleme wäre das frühschulische Zusammensein aller Kinder ab dem 4. Lebensjahr. Eine Klasse besetzt mit ausschließlich fremdsprachigen kleinen Kindern und ein Lehrer, der keine einzige der Sprachen der Kinder beherrscht – dies ist eine Horrorvorstellung! Wann halten die Uralterkenntnisse der Lernpsychologie endlich Eingang in Österreichs Schulwirklichkeit?
Und was sagt die Wissenschaft? Der Sprachwissenschaftler Rudolf de Cillia: „Vorschuljahr für Kinder mit Deutsch-Problemen ist Diskriminierung
„Ich habe selbst erst mit elf Jahren angefangen Deutsch zu lernen. Durch eine entsprechende Förderung in der Schule war es aber leicht möglich, bald fließend Deutsch zu sprechen“, erzählt beispielsweise Alev Korun, meine Kollegin im Nationalrat. Bei sechsjährigen Kindern so zu tun, als wäre es für Sprachförderung fast zu spät, ist absurd. Die Verbesserung der Deutschkenntnisse von SchülerInnen scheitert seit Jahren an zu wenigen Förderstunden und an fehlenden zusätzlichen LehrerInnen. Diese Einschnitte wurden bekanntlich unter Ministerin Gehrer eingeführt. Die Lösung des Problems liegt in mehr Förderstunden und zusätzlichen LehrerInnen für den Spracherwerb!
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
23. Dezember 2012

„Wir müssen weg von den Noten!“

Gruene-Schule1Es sind seltene Glücksfälle für einen Politiker, wenn er seine inhaltlichen Vorstellungen in einem ausführlichen Interview mitteilen kann - ohne dabei auf den üblichen parteipolitischen Hickhack eingehen zu müssen.
Chefredakteur Frank Andres von der „Neuen am Sonntag“ hat mir auf zwei Seiten Gelegenheit dazu gegeben: „Wir müssen weg von den Noten!“
Das Interview ist leider nicht Online abrufbar, ich habe es für Interessierte daher hier auf meinem Blog gestellt: Interview_Neue (pdf, 210 KB)
Wer sich darüber hinaus für unser Modell der „Grünen Schule“ interessiert, bekommt unter diesem Link mehr Informationen (dort ist auch das Grüne Bildungsprogramm als Download herunterladbar): „Grünen Schule
Und ein Motto der „Grüne Schule“ steht quasi programmatisch über allem: „Kein Kind zurücklassen!“
22. Dezember 2012

Auch zur Weihnachtszeit: Bildungsnewsletter!

WeihnachtskarteAlle Jahre wieder erscheint gleich mehrmals und das natürlich auch zur Weihnachtszeit - richtig geraten: mein Bildungsnewsletter.
Auch die Legislaturperiode neigt sich ihrem Ende zu und wir befinden uns merklich im Vorwahlkampf. Der Wind wird kälter und die Sitten rauer. SPÖ und ÖVP haben ihren Kuschelkurs beendet und stecken ihre Reviere deutlich ab. Die Folge sind halbherzige Kompromisse und gegenseitige Blockade. Folgende Themen behandle ich im Newsletter:
Ganztagsschule
Ab 2014 wird das Unterrichtsministerium jährlich 160 Millionen Euro für den Ausbau und Betrieb ganztägiger Schulen oder Schulen mit Nachmittagsbetreuung bereitstellen. In der vorangegangenen medialen Diskussion ging es um die Rechte der Eltern, Vetorechte der LehrerInnen, gesellschaftspolitische Notwendigkeiten, die Frauenerwerbsquote, „Massenschülerhaltung“, Ethikunterricht und Sonderklassen für Kinder mit Deutschproblemen. Wir wollen die Ganztagsschule für die Kinder, weil dort kindgerechte offene Lernformen möglich sind, die 50-Minuten-Einheiten obsolet werden, Bewegung und Erholung auch am Vormittag drin sind, Förderung im direkten Kontakt mit den LehrerInnen erfolgt und am Nachmittag und Abend für Familie und Hobbies Zeit bleibt. Details dazu finden Sie auf unserer neu gestalteten Homepage.
„Ganz schön intim“
Sex, da hört sich der Spaß auf! Hohe Wellen hat der Protest einer kleinen Gruppe christlicher Fundamentalisten sowie ÖVP und FPÖ gegen einen Unterrichtsbehelf für LehrerInnen geschlagen, dessen erklärtes Ziel Aufklärung und Schutz vor sexuellem Missbrauch und Gewalt ist. Der umfangreiche Lehrbehelf ist seit dem Frühjahr kostenlos online abrufbar. LehrerInnen bezeichnen die Unterlage als hilfreich und praxistauglich. Eine Gruppe fundamentalistisch-christlicher Eltern rund um Gudrun Kugler (ihr Mann war Pressesprecher des Opus Dei) fürchtet um die Kernfamilie, weil auch Homosexualität und Selbstbefriedigung angesprochen werden.
„Bewegungstausender“
„Körperliche Betätigung, Sport und Bewegung sind Doping für Kindergehirne, denn: Sich zu bewegen lernen, heißt fürs Leben lernen!“, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Täglich Sport und Bewegung in der Schule geht auch mit ganz einfachen Mitteln. Einige Vorschläge haben wir auf www.facebook.com/grueneschule vorgestellt. Darunter den „bewegten Pausenhof“, die französische Straßenbewegungskunst Parcour im Turnunterricht oder den „Walking Bus“. Bei der Pressekonferenz auf der ich einen „Bewegungstausender“ für jede Schule gefordert habe, habe ich mich für mehr Bewegung in der Schule abgestrampelt. Wenn das Unterrichtsministerium, wie in meinem Antrag gefordert, 6.147.000 Euro bereitstellt, kann jede Schule in Österreich Bewegungsinitiativen umsetzen.
PIRLS, TIMMS und Bildungsstandards
Dezember ist schon fast traditionell der Monat der Bildungsrankings. Diesmal bringen zwei internationale und eine nationale Untersuchung Licht ins Bildungsdickicht. PIRLS und TIMMS beleuchten die Lesekompetenz und Mathematik- sowie Naturwissenschaftenkenntnisse der VolksschülerInnen. Die Bildungstandards in Mathematik wurden erstmals bei allen SchülerInnen auf der 8. Schulstufe erhoben. Alle drei Studien zeigen, dass wir weiterhin großen Aufholbedarf bei der Förderung von Kindern aus bildungsfernen Familien haben. Ein niedriger Bildungsstand der Eltern ist der höchste Risikofaktor für SchülerInnen. Vor allem, wenn Teile des Bildungsauftrags an die Familien oder in private Nachhilfe verschoben werden. Immerhin ist es in den Volksschulen bereits gelungen, die größten Schwächen aufzufangen. Hier sieht man, dass gezielte Sprachförderung innerhalb der Schule und muttersprachlicher Unterricht erste positive Auswirkungen haben.
Seasons Greetings
Gerüchtehalber hätte die Welt am 21. Dezember 2012 untergehen sollen. Wir sind immer davon ausgegangen, dass sie sich am 22.12.2012 noch dreht - und haben wieder einmal Recht behalten! Ich wünsche allen besinnliche Feiertage sowie ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2013!
Wer den Bildungsnewsletter abonnieren möchte, kann dies mit einem kurzen Mail machen: Email an Angelika Nussbaum
Ich wünsche angenehme Feiertage und ein erfolgreiches Neues Jahr 2013!
Und für die Schule gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
18. Dezember 2012

Gemeinsame Schule nicht als Ho-ruck-Aktion!



Die Modellregion Gemeinsame Schule als Ho-ruck-Aktion? Bitte nicht! Die Umsetzung muss sehr sorgfältig und vor allem unter Einbindung aller Betroffener geschehen. Was derzeit aber noch fehlt, ist der politische Wille: Zuerst müssen die politisch Verantwortlichen sagen: Ja, wir wollen die Gemeinsame Schule! Wir wollen sie in jener optimalen Form umsetzen, die garantiert, dass alle Kinder - von den Hochbegabten bis zu jenen mit Lernschwierigkeiten - die individuell besten Voraussetzungen haben.
Erst dann können sinnvolle Maßnahmen in die richtige Richtung gesetzt werden.
Wir sollten die Bedenken und Vorbehalte der LehrerInnen, der Eltern und der DirektorInnen ernst nehmen. In so einer Situation hilft nur eines: Alle an einen Tisch.
Auf Bundesebene fehlt die Ernsthaftigkeit, es gibt derzeit nur verantwortungsloses Taktieren. Ich habe beantragt, dass die rechtlichen Grundlagen - und noch nicht die Installierung - für Modellregionen zur Gemeinsamen Schule geschaffen werden. Wer das nicht unterstützt, kann wohl nicht behaupten, er stehe hinter so einem Projekt.
Genau das aber passiert, denn auch von den Vorarlberger Nationalratsabgeordneten Anna Franz und Elmar Mayer ist die Beschlussfassung verhindert worden. Im Land treten Schwarz, Rot und Blau für die Modellregion Gemeinsame Schule auf, im Bund sind sie dagegen. Das ist doppelbödig.
Für die „Grüne Schule“ jedenfalls gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
15. Dezember 2012

Gemeinsame Schule: warum nicht „Modellregion Vorarlberg“?

Gruene-Schule1Im Gegensatz zu sogenannten InteressenvertreterInnen und GewerkschafterInnen sowie braven ParteisoldatInnen haben sich die Lehrkräfte und der Direktor des Gymnasiums Lustenau wohltuend sachlich über den Plan einer „Modellregion Gemeinsame Schule Lustenau“ geäußert. Die neue Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel hat ja diese Woche eine solche Modellregion angekündigt. Leider - und das ist wirklich ärgerlich - in völlig unausgegorener Form.
Natürlich muss auf jene Bedenken eingegangen werden, die von Fachleuten wie dem Direktor und den Lehrkräften in Lustenau gestern in einem „Vorarlberg heute“-Bericht vorgebracht wurden. Jedenfalls ist dort keine Rede davon, was die Überschrift im Beitrag auf der ORF-Homepage suggeriert: „Gemeinsame Schule: Nein zu Modellprojekt
Die ÖVP-Vorarlberg wäre gut beraten, auf die von den Lehrkräften vorgebrachten Einwände ebenso einzugehen wie auf meine Forderungen und Hinweise:
• Ein dienstrechtliches „Verschlechterungsverbot“ für Lehrkräfte fordere ich ja schon seit langem. Wir brauchen ein flexibleres Dienstrecht, deutlich höhere Anfangsgehälter für LehrerInnen und eine Garantie für ältere, dass sie zumindest nicht zu den Verlierern einer Novelle zählen.
• Eine Gesamtschule in Lustenau kann nur erfolgreich sein, wenn sie neben den Lehrkräften auch von Eltern und SchülerInnen akzeptiert ist - zu nahe sind die AHS-Standorte in Dornbirn oder Bregenz.
• Zudem sind nirgendwo in Österreich sind die Voraussetzungen für eine Modellregion so gut wie in Vorarlberg: viele reformwillige Lehrkräfte und AHS-Direktoren, aufgeschlossene EltervertreterInnen und zumindest reformbereite Teile in der ÖVP: warum also nicht gleich eine „Modellregion Vorarlberg“?
Wichtig ist jetzt, dass wir jene Teile in der ÖVP unterstützen, die Bereitschaft zur Reform zeigen. Allerdings wird es auch notwendig sein, dass zur Implementierung einer Gemeinsamen Schule von Anfang an Fachleute hinzugezogen werden. Sonst scheitert der Vorstoß, bevor er überhaupt begonnen hat.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
11. Dezember 2012

Erneut ernüchternde Bilanz bei Bildungstests!

Standards_MigrationDie Meldung ist nicht eben neu und sie vermag auch nicht wirklich zu überraschen. Österreichs Schülerinnen und Schüler schneiden auch bei den heute präsentierten Studien für Volksschulen und Neue Mittelschulen bzw. Hauptschulen schlecht ab.
Besonders bedrückend ist die Tatsache, dass der Reformstau im österreichischen Bildungssystem vor allem Kindern mit migrantischem Hintergrund kaum eine Chance lässt. Sie kamen nur auf einen Mittelwert von 480 Punkten, „einheimische“ Schüler auf 547. Nur 5% der Schüler mit Migrationshintergrund schaffen es, höhere Leistungen als die Bildungsstandards zu erreichen.
Besonders krass ist der Einfluss des Bildungsstandes der Eltern auf die Leistungen ihrer Kinder. 12% der Akademikerkinder erreichte die höchste Kompetenzstufe 3, aber nur 1% der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Umgekehrt verfehlen nur sechs Prozent aller Akademikerkinder die Standards, aber 37% der Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss.
In Sachen Gerechtigkeit sind wir leider auch im internationalen Vergleich Schlusslicht, das ist vielfach belegt („OECD-Studie: Nur ein Viertel schafft Aufstieg durch Bildung“). Während in fast allen OECD-Ländern die nachfolgende Generation die ältere überflügelt (Schnitt: 38%), liegt in Österreich die Quote der 25- bis 34-Jährigen lediglich bei 21% - schlechter ist nur die Türkei mit 17%.
Was tun? Eine spannende Studie gibt erste Hinweise. Es gibt in Sachen Bildungsaufstieg einen hochinteressanten Vergleich zwischen Schweden und Deutschland („Junge verlieren Glauben an Aufstieg durch Leistung“). Demnach produziert das schwedische Schulsystem im Vergleich mit dem deutschen weniger (Noten-)Druck auf die SchülerInnen und weniger Druck der Eltern auf ihre Kinder im Hinblick auf sozialen Aufstieg.
Das ist bemerkenswert, zumal weniger Druck sich offensichtlich positiv auf die Leistungen auswirkt, denn gleichzeitig gibt es in Schweden einen stärkeren Aufstiegswillen bei den Unter-30-Jährigen und größere soziale Durchlässigkeit.
Für die „Grüne Schule“ gilt daher das Motto: „Kein Kind zurücklassen!“
29. November 2012

ÖVP im Schlepptau katholischer Fundis!

SexualbroschuereAuf meinen gestrigen Blogeintrag „Sex? Da hört sich der Spaß auf!“ zur vom BMUKK herausgegebene Broschüre „Ganz schön intim - Unterrichtsmaterialien“ (hier zum Downloaden) habe ich überraschend viele Rückmeldungen bekommen. Vielen war gar nicht bewusst, dass es sich um Unterrichtsmaterialien zur Sexualerziehung für Lehrkräfte (!) handelt. Sie sind davon ausgegangen, dass man die Broschüre Sechsjährigen Kindern in die Hand drückt. Ob das Absicht der Verursacher dieses kleinen und so typischen österreichischen „Skandals“ war?
Vor allem aber habe ich spannende neue Hinweise bekommen, wer hinter diesem kleinen Kulturkampf steckt. Und somit ist klar: Werner Amon und die ÖVP lassen sich in dieser Sache zum Sprachrohr ultrakonservativer Kreise mit Verbindung zum Opus Dei machen.
Ausgangspunkt ist Gudrun Veronika Kugler, eine sehr aktive katholische Fundamentalistin. Sie will schon mal Homosexuelle therapieren und hat im Wiener Wahlkampf 2005 als ÖVP-Kandidatin den Grünen und der SPÖ vorgeworfen, einen „Bürgerkrieg gegen ungeborene Kinder“ zu führen. Familienintern gibt es bei den Kuglers übrigens ideologische Harmonie: Ihr Mann Martin Kugler war Pressesprecher beim ultrakonservativen Opus Dei und musste diese Position verlassen, als er seine Gudrun Veronika ehelichte. Verheiratete haben beim Opus Dei in führender Position nichts zu suchen („Küng und das österreichische Opus Dei“). Frau Kugler betreibt eine einschlägige „Beobachtungsstelle“, die nun von Amon de facto höhere Weihen erhält. Die ÖVP betreibt damit das Spiel von Fundamentalisten.
Interessant ist übrigens auch diese Tatsache: Die Broschüre stand seit März online – und es gab seither genau Null Beschwerden. Eine von den Fundamentalisten und der ÖVP besonders kritisierte Darstellung (siehe oben) findet sich auf Seite 91 der Broschüre. Peinlich für die schwarz-blauen Kulturkämpfer: Die Darstellung stammt aus der Fibel „Erzählt uns nichts vom Storch“ und wurde gemeinsam im Jahr 2001 vom Sozialministerium und dem Bildungsministerium herausgegeben – das Sozialressort war damals blau, das Bildungsministerium schwarz.
Was damals gut war, ist für ÖVP und FPÖ heute halt schlecht. So ändern sich die Zeiten!
Nicht mit uns! Auch in Sachen Sexualaufklärung gilt für die „Grüne Schule“: „Kein Kind zurücklassen!“
28. November 2012

Sex? Da hört sich der Spaß auf!

Jussel_TitelblattZumindest dann, wenn ÖVP und FPÖ das Sagen haben. In Österreich ist - wieder einmal - eine heftige Debatte entbrannt darüber, wie Aufklärung in der Schule stattzufinden hat. ÖVP und FPÖ haben die Diskussion mit einer parlamentarischen Anfrage ausgelöst (Der ewige Ärger mit dem Sex).
Grund der Aufregung ist die im Auftrag des BMUKK herausgegebene Broschüre „Ganz schön intim - Unterrichtsmaterialien“ (hier zum Downloaden).
Österreich 2012? Es geht um Unterrichtsmaterialien zur Sexualerziehung für Lehrkräfte (!), die selbst entscheiden, was davon für ihre SchülerInnen gut und sinnvoll ist und was nicht. Das machen diese Lehrkräfte sonst übrigens auch - nur weiß das halt dann niemand.
Die Aufregung von ÖVP und FPÖ über die Broschüre war regelrecht vorprogrammiert: Sexualerziehung war Konservativen und Rechten seit jeher suspekt. Dabei ist Aufklärung von Kindern ein wichtiger Schritt gegen Kindesmissbrauch. Wenn Kinder gewohnt sind, Erwachsene auch mit peinlichen Fragen oder schwierigen Gefühlen zu konfrontieren, reden sie über selbst Erlebtes leichter. Die Auseinandersetzung mit anderen Lebensgemeinschaften als der traditionellen Ehe oder dem Thema Homosexualität ist notwendig, das alles gehört zur Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Es wäre unverantwortlich, in der Schule darüber nicht zu sprechen, wenn Kinder das wollen und die Lehrkraft es für sinnvoll hält. Die sogenannte „Kernfamilie Vater-Mutter-Kind“ wird übrigens keineswegs bekämpft, sie ist aber eben nicht die einzige Lebensform, mit der Kinder konfrontiert sind.
Inhalt der Broschüre sind zahlreichen Übungen und Anregungen für die Arbeit der Lehrkräfte mit 6- bis 12-Jährigen, die Materialien sind laut Herausgebern „in Schulklassen praxiserprobt und Resultat jahrelanger Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern“ und es wird ausdrücklich eingeladen: „Wählen Sie aus, was Sie anspricht und was Sie für Ihre Klasse für geeignet halten.“
Mich erinnert das Ganze an einen Vorfall in Vorarlberg Mitte der Siebzigerjahre. Damals hat eine junge selbstbewusste Lehrerin an einer Hauptschule in Dornbirn in einer Zeichenstunde SchülerInnen ein Schriftblatt nach freier Wahl gestalten lassen. Auf einigen Blättern waren Ausdrücke wie „Fut“ und „Schwanz“ zu lesen (siehe Bild links). Große Aufregung in ganz Vorarlberg, die Junglehrerin wurde ohne Angabe von Gründen - einen Grund gab es ja nicht - gekündigt. Obwohl Unterrichtsminister Sinowatz den damaligen Landeshauptmann höchstpersönlich um Wiedereinstellung gebeten hat, lehnte dieser wegen „Wiederholungsgefahr“ ab. Die Lehrerin bekam schließlich in Tirol einen Job als Heimleiterin („Affäre Jussel“).
Viel hat sich in Sachen Sexualaufklärung seit damals in der „konservativen Reichshälfte“ nicht geändert. Außer, dass die Blauen inzwischen die Hälfte der ehemaligen „Reichshälfte“ innehaben.
Und auch in Sachen Sexualaufklärung gilt für die „Grüne Schule“: „Kein Kind zurücklassen!“
19. November 2012

Gemeinsame Schule: die ÖVP wankt!



„Die ÖVP wankt, führende VertreterInnen zeigen Einsicht“, auf diese optimistische Formel habe ich heute in Bregenz im Rahmen einer Pressekonferenz den offenen Konflikt in der Ländle-ÖVP gebracht. In der PK habe ich einige - bei weitem nicht alle - Initiativen vorgestellt, die bei einer Einführung der Gemeinsamen Schule als Begleitmaßnahme unbedingt notwendig sind (PK_Unterlagen (doc, 35 KB)).
Großes Lob gebührt jedenfalls dem Vorarlberger Wirtschaftkammer-Präsidenten Manfred Rein, großes Lob gebührt auch der gesamten Opposition im Vorarlberger Landtag (Grüne, SPÖ und FPÖ), die - ohne ideologische Scheuklappen - eine Initiative der Wirtschaftkammer aufgegriffen und einen gemeinsamen Antrag zur Umsetzung der Gemeinsamen Schule eingebracht hat. Das ist österreichweit einzigartig.
Türschilder austauschen genügt nicht, es müssen in vielen Bereichen Rahmenbedingungen für die gemeinsame Schule verbessert werden. Daher bringe ich morgen im Unterrichtsauschuss des Nationalrats ein Bündel von Vorschlägen zur Harmonisierung der Ferienregelung, zur Sonderpädagogik, zum Bewegungstausender (als Alternative zur täglichen Turnstunde) und zur Schaffung gesetzlicher Grundlagen für die Gemeinsame Schule ein (Modellregion-Gemeinsame-Schule (doc, 52 KB)).
Letztes Rückzugsgebiet der Reformverhinderer ist in Vorarlberg der ÖAAB, der auf meine Pressekonferenz umgehend reagiert hat (Walser will gemeinsame Schule vorantreiben): „Dem kann der ÖAAB-Landesobmann, Bundesrat Edgar Mayer, laut Aussendung vom Montag wenig abgewinnen: Eine Modellregion Vorarlberg gemeinsame Schule werde es mit dem ÖAAB-Vorarlberg nicht geben.“
In Wien sagt man dazu: „Es san a scho Hausherrn gsturben!“
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

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