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9. Mai 2009

Darf es „gottlose“ Busse geben?

In Deutschland ist ein Streit um antireligiöse Werbung entbrannt: Eine atheistische Initiative wollte auf Bussen deutscher Verkehrsbetriebe den Slogan „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ affichieren. Viele Städte haben das abgelehnt: Berlin, München, Stuttgart, Dresden, Potsdam, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Regensburg, Bremen, Köln und Frankfurt/Main. Mitten im Ruhrgebiet hat eine Stadt zugesagt: Essen. Zuerst! Nach massiven Protesten musste Essen seine Zusage wieder zurückziehen. Die Gruppierung „Säkulare Werbekampagne in Deutschland“ hat monatelang Geld für die Kampagne gesammelt und jetzt mit ihrer Weltanschauungswerbung einen - zumindest kleinen - kleinen Kulturkampf ausgelöst und darf sich bei den absagenden Städten für die kostenlose Werbung bedanken.
Die Idee stammt aus Großbritannien, ähnliche Aktionen gibt es auch in Spanien und Italien. Nun haben die Aktivisten in Berlin einen Doppeldecker gemietet und mit ihren Werbesprüchen beklebt. Nun geht es auf Deutschland-Tour.
Zwei Aspekte finde ich interessant. Einerseits ist religiöse Werbung: „Jesus liebt dich“ steht auf zahlreichen Nussen oder U-Bahnen. Die Atheisten weisen darauf hin, dass immerhin 35 Prozent der Deutschen keiner bestimmten Glaubensrichtung angehören (das sind aber nicht zwingend Atheisten).
Souverän reagierte der katholische Priester Gary Lukas Albrecht, Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter im Bistum Essen: „Das hält mich überhaupt nicht davon ab, trotzdem an den vermeintlich nicht vorhandenen Gott zu glauben, frei nach dem Motto: 'Gott ist tot', sagt Nietzsche, 'Nietzsche ist tot', sagt Gott.“ Und auch der Zentralrat der Juden sieht die Sache nicht so problematisch. Ihr Generalsekretär Stephan Kramer meint: „Wir leben in einer freien Gesellschaft mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung.“
In Berlin wurde übrigens den Initiatoren des inzwischen gescheiterten Berliner Volksbegehrens „Pro Reli“ erlaubt, in der U-Bahn Unterschriften zu sammeln, während sie die atheistische Werbekampagne ablehnte.

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Kommentare
Andylee (Gast) - 9. Mai, 12:49

schlecht recherchiert?

Die buskampagne gibt es in viel mehr ländern als nur GB, I, Spanien und D.

zB: Schweiz, Australien, Kanada, Finnland, Holland, Kroatien, eine nur auf Montreal beschränkte, von der kandadischen Initiative AFAIK unabhängige und 2 US-Kampagnen.

Ich finde die Kampagne von Inhalt her falsch, weil sie Atheisten mit Agnostikern gleichstellt (ich bin Agnostiker und fühle mich von dem Spruch "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott" überhaupt nicht angesprochen).

Außerdem können Agnostiker PER DEFINITION keine Werbung in diesem Stile für sich oder ihre Überzeugung machen.

Bedenklich finde ich aber die Gleichgültigkeit, mit welcher die Gesellschaft auf diese offensichtliche und erschreckende Sonderstellung der Glaubensgemeinschaft gegenüber den Atheisten reagiert.

Hier müsste eigentlich ein Aufschrei erfolgen!

Plumps! (Gast) - 9. Mai, 13:53

Ich würde eine solche Kampagne begrüßen.

Obwohl es wohl wirkungsvoller wäre, eine Kampagne zu starten, die Religion der Pastafari endlich anzuerkennen, so dass die Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters endlich auch in der Schule und am Arbeitsplatz die vollen Pirateninsignien mit Augenklappe, Holzbein und Papagei auf der Schulter tragen dürfen.
Das würde die Absurdität diverser Zwangskleidungsstücke zeigen.

Ich sehe weniger ein Problem darin, an irgendeinen Gott - oder an mehrere Götter - zu glauben, als darin, religiöse, politisch missbrauchte Symbole im staatlichen Bereich zu tragen.

alm (Gast) - 10. Mai, 19:55

Buskampagne in Österreich

In Österreich gibt es die Buskampagne zumindest schon seit einiger Zeit in Form von Inseraten (The Gap, Vice, Biorama).

Tobias (Gast) - 14. Mai, 10:26

Komischer Atheismus, der auf Mission geht!

Atheisten müsste es eigentlich völlig gleichgültig sein, wenn es Leute gibt, die an Gott glauben. Wenn diese aber mit religiösem Eifer versuchen ihre Botschadt von der vermeindlichen Abwesenheit Gottes unters Volk zu bringen, ist das kein Atheismus sondern nur eine moderne Form der Religion. Frei nach dem Motto: Ich glaube an Herrn Fissler, weil der gute Pfannen macht...
Wenn man besonders "Anti-Religiöse" Menschen genau studiert, stellt man schnell fest, dass es einfach fundamentalistische Anhänger der neuen Konsum-Religionen sind. Ob das besser ist, möche ich in Frage stellen.
Jedenfalls tun sich die Kirchen in Österreich in den letzten Jahren durch eine christliche Position hervor, die sehr positiv zu bewerten ist. Beispiele dazu sind die kritische Haltung gegenüber gewissen Plänen der Regierung oder Aussagen von FPÖ-Winter u.s.w.

alm (Gast) - 26. Mai, 20:29

Buskmapagne in Österreich

3 Busse der Wiener Linien werden im Juni mit den Botschaften der Atheist Bus Campaign unterwegs sein.

tom-ate - 7. Jun, 14:15

gottlos

Die Debatte um die Werbung der Brights auf Bussen zeigt die enorme Verletzlichkeit und Irritation heutiger Glaubensgemeinschaften. Religionsfreiheit muss aber auch für Brights gelten! Das Wichtigste ist der gegenseitige Respekt, denn die existenziellen Fragen betreffen alle, die Gläubigen wie die Ungläubigen.

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