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13. Dezember 2008

Gute und schlechte Botschaft aus Brüssel!

Zuerst die erfreuliche Botschaft? Okay! Österreich liegt im Vergleich mit den anderen EU-Staaten gut, was Investitionen zur Überwindung der in Fahrt gekommenen Wirtschaftskrise anbelangt. Die schlechte Botschaft: Insgesamt ist dem angeblichen Investitionsvolumen von 200 Mrd. € zur Ankurbelung der Konjunktur und weiterer 50-60 Mrd. zur Erreichung der Klimaziele nicht zu trauen (das wären insgesamt etwa doppelt so viel Mittel wie der gesamte EU-Haushalt ausmacht - derzeit 129 Mrd. €). Das anerkannte Brüsseler Bruegel-Institut relativiert diese Zahlen ganz erheblich und weist darauf hin, dass einzelne Länder praktisch gar nichts (Italien) und auch die aktivsten (unter ihnen Österreich) jedenfalls deutlich weniger tun, als sie vorgeben. Die "Presse" spricht gar von einem "potemkinschen Milliardendorf".
Das Kleingedruckte bestätigt die Befürchtungen: Die Industrie erhält 96% (!!) ihrer Verschmutzungszertifikate gratis - Geld, das für Investitionen in Umwelttechnik natürlich abgeht. Von den versprochenen 1,5% der Wirtschaftsleistung für ein gemeinsames Konjunkturpaket (wie von der Kommission versprochen), bleiben laut Bruegel-Institut gerade noch 0,7% (in Österreich sind es 1,1%), weil die Regierungen vieles einrechnen, was keine zusätzliche Investition ist (rückzahlbare Kredite, Haftungen und Garantien sowie alte Maßnahmen).
In Kindergärten, Schulen und unseren Universitäten wäre massiver Investitionsbedarf - das würde den heimischen Klein- und Mittelbetrieben helfen, Arbeitsplätze sichern und die Konjunktur beleben, das wären sinnvolle und vor allem nachhaltige Investitionen: Der vielleicht bedeutendste Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts, John Maynard Keynes, hat das vor über 70 Jahren beschrieben, seine Nachfolger wie der US-Ökonom und aktuelle Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman geben ihm heute recht. Es braucht deutlich mehr Mut, als derzeit vorhanden ist! Paradoxerweise ist das in diesen Tagen (nach der Wahl Barack Obamas) gerade in den USA der Fall.

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https://haraldwalser.twoday.net/stories/5385823/modTrackback

Kommentare
dieter (Gast) - 13. Dez, 19:23

Missverständnis

Ich glaube du vermischt da den Emissionhandel mit der Finanzspritze.

Im Artikel der Presse steht:
"Und auch die Einigung über das Klimapaket wurde nur erreicht, indem die Industrie nun 96 Prozent ihrer Verschmutzungszertifikate gratis erhält."

Das bedeutet nicht, dass der Staat der Industrie die Zertifikate aus den Mitteln des Konjunkturpakets kauft. Es bedeutet, dass der Staat die Emissions-Zertifikate, die ihm von der EU zugesprochen wurden, verschenkt und nicht versteigert. Das wurde aber auch bisher so in der ganzen EU gehandhabt.

Aus keynesianischer Sicht wäre jetzt kein guter Zeitpunkt mit der Versteigerung der Zertifikate anzufangen. Denn dann würde die Industrie wohl ihre Standorte schließen und sie müsste ihre Produkte verteuern.

Auch aus umweltpolitischer Sicht bringt das keinen Vorteil. Dann wird halt in China das Klima angeheizt.

Grundsätzlich wäre der Zertifikatehandel eine großartige Idee, die auch viel effektiver wäre, als Ökosteuern. Aber bisher war die Umsetzung eine Farce und ich glaube auch nicht, dass sich daran so schnell etwas realpolitisch verändern kann.

Hornochse (Gast) - 14. Dez, 09:06

Die schlechteste Botschaft kommt von den Österreich-Grünen

Während Eva Glawischnig den Vertrag von Lissabon für tot erklärt hat und sich mit Attac-Leuten gegen die EU verbündet, wird Voggenhuber, welcher sich als Grüner sehr eindrucksvoll um ein gutes Vertragswerk bemühte, von der derzeitigen "Grünen Nomenklatura" rund um Glawischnig systematisch demontiert um ihn durch Ulrike Lunacek ersetzen zu können.

Jetzt wäre es interessant zu wissen, ob Nationalrat Walser und Klubobmann Rauch, die erfolgreiche EU-Linie der Grünen, welche Voggenhuber bestens vertreten hat weiterhin unterstützen.

dieter (Gast) - 14. Dez, 16:29

Erfolgreiche EU-Linie der Grünen?

Die Grünen waren ursprünglich vehemente Gegner des EU-Beitritts, als die Österreicher zu zwei Drittel enthusiastisch für den Beitritt stimmten. Dichand kampagnisierte für den Beitritt.

Dann, in der EU angekommen, kam der Schwenk zur EU-Skepsis unter den Österreichern. Die Grünen hätten ihre anfängliche Kritik hier als polituischen Bonus für sich verbuchen können. Doch sie vollführten selber eine antizyklische Umkehr und verurteilten fortan die Einwände, die sie ursprünglich selbst vorbrachten, nun als populistisch, dumpf und nationalistisch. Der Schwenk war so komplett, dass junge Grün-Sympathisanten oft gar nicht wissen, dass die Grünen irgendwann mal gegen den Beitritt waren und eine andere Position als die der ÖVP einnahmen. Dabei kritisierten die Grünen die EU schon, als die FPÖ noch dafür war.

Viele Kompetenzen, die gerade grüne Kernthemen betreffen würden, wie beispielsweise Emissionsstandards, wurden an Brüssel abgegeben. Da können wir heute nur mehr als Zaungäste zusehen. Arnold Schwarzenegger hat mehr umweltpolitische Gestaltungsmöglichkeiten als die Republik Österreich. Dieses Problem erkannte beispielsweise Christoph Chorherr schon damals.
Kurt Greussing (Gast) - 15. Dez, 09:18

Die Vorarlberger Grünen sollten eine EU-Debatte vom Zaun brechen...

... in der Landesorganisation selbst, aber auch und vor allem innerhalb der Bundesgrünen. Denn bevor jemand bei der kommenden Europa-Wahl das Kreuz bei den Grünen macht, sollte er/sie freundlicherweise von den Grünen informiert worden sein, in welche Richtung der EU-Zug denn nun fährt. Falls die Fahrt in Richtung Glawischnig geht, hätte ich gerne angesichts ihres jüngsten Standard-Interviews (12.12.2008) einige Aufklärungen. Dort sagt Frau Glawischnig:

"Ich sehe die ÖVP als eine maßgebliche Anti-Europa-Partei, denn: Sie vertritt zwar eine fortschreitende Integration, aber sie will diese für anti-europäische Ziele nutzen. Sie ist nur Lobbys verpflichtet. Etwa indem sie sich in Brüssel ständig gegen die Klimaschutzziele einsetzt."

Fragen:
- Kann Frau Glawischnig die Firmen/Organisationen konkret benennen, für die die ÖVP in Brüssel Lobbyinbg betreibt?
- Bei wem betreibt die ÖVP Lobbying? - bei den Parlamentariern, bei der Kommission, bei der Bürokratie?
- Verwechselt Frau Glawischnig eventuell "ÖVP" mit "österreichischen Fachministern" (z.B. jenen für Wirtschaft oder Landwirtschaft)?
- Wenn österreichische Fachminister (via Ministerräte und Kommission) in Brüssel Lobbying betreiben - warum wird das nicht jeweils zum Gegenstand einer scharfen INNENPOLITISCHEN Diskussion (mit parlamentarischen Anfragen, Presseerklärungen bis hin zu Demos) gemacht?
- Oder ist mir da etwas entgangen, sodass sich in mir der Eindruck festsetzt, Frau Glawischnig bringe die Grünen auf den geläufigen österreichschen EU-Kurs - die in Brüssel sind schuld, und mit unseren Regierenden hat das alles nichts zu tun?
harald.walser - 16. Dez, 16:19

@ Kurt Greussing

Lieber Kurt!
Eva Glawischnig hat ihre Position zur Europäischen Union und insbesondere zum Vertrag von Lissabon auf der Bundestagung der Grünen am 14.Dezember 2008 in Wien folgendermaßen konkretisiert: "Insbesondere bei der Bekämpfung der Finanz- und im Klimaschutz ist jetzt die Stunde Europas, wo man die großen Maßnahmen thematisieren kann. Die Klimapolitik der Bundesregierung ist im Lichte der europäischen Ziele ein Desaster. Österreich hat hier eine wirklich miese Bilanz vorzuweisen. Das ist die organisierte Verantwortungslosigkeit. Es wird an den Europaparlamentariern liegen, diese Situation noch zu retten.
Die Beschlüsse des jüngsten Ratsgipfels in Brüssel eröffnen die Chance zur Wiederbelebung des Vertrages von Lissabon. Der beinhaltet für uns Grüne größere politische Gestaltungsmöglichkeiten auf europäischer Ebene."
Insofern hat unsere designierte Bundessprecherin auch auf der Bundestagung klar gemacht, dass die österreichische Regierung für die Politik der Europäischen Union verantwortlich ist. Dass die ÖVP allerdings hervorragende Beziehungen zu Industrie- und Wirtschaftslobbys pflegt und die Interessen derselben vertritt, kann wohl nicht geleugnet werden (um von der Agrar-Lobby und den Raiffeisen-Bossen gar nicht zu reden). Das kommt auch bei Abstimmungen im Europäischen Parlament immer wieder zum Ausdruck, egal ob es um Autozulieferer oder um die Agroindustrie geht.

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