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23. November 2008

Ein Filter für das ORF-Programm?

Ein Kabarett-Auftritt von Dirk Stermann und Christoph Grissemann an der Klagenfurter Universität ist nach mehreren Morddrohungen abgesagt worden. Das ist der traurige Höhepunkt eines Kunstskandals. Die Vorgeschichte: Die beiden Satiriker hatten sich in einem Sketch der überbordenden Trauer über den Tod Jörg Haiders (wurde bislang 215.000mal angeschaut!) gewidmet. Das führte zu schier unglaublichen Reaktionen: Die „Kleine Zeitung“ berichtet über massive anonyme Drohungen gegen das Duo und viele, die mit ihm beruflich oder privat zu tun haben. Auf ihren Kärntner Eventmanager Ingo Krassnitzer wurde ein Anschlag verübt. Die Radmuttern seines Autos wurden gelockert. Darüber macht sich der Kärntner Landeshauptmann (!!!) Gerhard Dörfler auch noch lustig: „Vielleicht hat er gerade Winterreifen gewechselt.“ Auf die Wiener Agentur Hoanzl von Stermann und Grissemann dürfte – es ist noch nicht bewiesen – ein Brandanschlag verübt worden sein.
Das Klima ist bedrohlich in unserem Land. Und Grundwerte sind in Gefahr. Der Kärntner BZÖ-Führer Uwe Scheuch meinte wörtlich zu den „Grenzen der Kunst“: „Wenn man die Kärntner Volksseele verletzt, dann hat die Kunst ihre Grenzen.“ Der Kärntner Landeshauptmann Dörfler weiß haargenau, wer die Grenzen der Kunst festlegen soll: „Das kann ein Politiker auch definieren.“ Und der stramme Recke weiß auch, wie man das durchsetzt: „Man sollte dem Programm einen Filter vorschalten, die Sendungen anschauen, ob sie herabwürdigend sind. Das müssen die Programmverantwortlichen entscheiden können.“ ÖVP, BZÖ und FPÖ fordern in gefährlicher Eintracht Maßnahmen gegen die beiden Künstler – die Palette reicht von einem Auftrittsverbot im ORF bis zu einem „Zwangsurlaub“ auf der Kärntner Saualm, wohin in Kärnten rechtswidrig AsylwerberInnen verfrachtet werden.
Wohl in kaum einem Land ist es möglich, dass Derartiges zu keinem politischen Skandal führen. In Österreich im Allgemeinen und in Kärnten im Besonderen ist das nicht so.
Das einzig Positive: Es gibt sie noch – die Zivilgesellschaft. Wegen der Drohungen gegen die Kabarettisten hat der Künstler Günter Brus seine Werke für die Schau „68/08“ in Klagenfurt zurückgezogen. Er protestiert gegen den Umgang der Landespolitik mit Kunst. Anwesende weitere KünstlerInnen gaben eine Solidaritätserklärung für die Brus-Aktion ab. Und eines darf auch erwähnt werden: Welche Partei protestiert gegen die Kunst-Hetze und steht auf gegen die bedrohliche Entwicklung? Außer den Grünen leider keine!

Trackback URL:
https://haraldwalser.twoday.net/stories/5339310/modTrackback

Kommentare
Kurt Greussing (Gast) - 23. Nov, 10:51

Und die Integrationsausschüsse in Ländern und Gemeinden...

... sollten sich überlegen, welche Gruppe unter dem Gesichtspunkt der von allen zu akzeptierenden demokratischen Grundwerte derzeit den größten Integrationsbedarf hat.

martin rutter (Gast) - 23. Nov, 12:14

Leider richtig - es zeigt wie weit wir sind in unserem Land

Einzig die Gruenen nehmen dazu stellung, alle Anderen ziehen die Koepfe ein:
http://kaernten.gruene.at/kultur/artikel/lesen/37096/
danke fuer den Bericht darueber!

lg
martin

Villacher (Gast) - 23. Nov, 14:19

Das Lockern der Radmuttern ist nie bewisen worden - möglicherweise ist es Selbstinszenierung.

Was hat das mit dem öffentlich rechtlichen Auftarg des ORF zu tun??

Herr Dr. Walser - Warum sprechen Sie in einer NS Sprache BZÖ FÜHRER?

Gehen Sie lieber mit Ihren Homo und Lesbo LinksGrünen auf dei Saualm in Klausur.

steppenhund - 23. Nov, 14:45

Na Herr Villacher, sind wir stark, wenn wir anonym bleiben?
ad 1) die kärntnerischen Belangsendungen dürfen meinetwegen tagelang senden, was sie wollen. Allgemein besteht keine Verpflichtung, den Tod eines alkoholisierten Lenkers besonders hoch zu stilisieren. Schließlich bezahle ich als Steuerzahler auch seinen Chauffeur.
ad 2) Führer ist schon die richtige Bezeichnung für jemanden, der fast wortwörtlich die Kunstparolen des dritten Reichs wiederholt.
ad 3) Nur wenn Sie versprechen, dass auch Petzner und Haider (ach so, der geht nicht mehr) dort sind.
harald.walser - 23. Nov, 15:18

Ich kann den Steppenhund nur teilweise zustimmen,

auf die Saualm gehe ich nicht, wenn der Petzner dort ist!
Gunde (Gast) - 27. Nov, 11:14

Herr Haider war Homo

Werter Herr, sie scheinen einer kärntnerischen Wissenlücke erlegen zu sein. Herr Haider war Homo und durchaus Links und mitunter auch Grün.
Herr Haider war homo und das schon seit langem,ein Mitglied unserer Familie, hat ihm und einem Liebhaber,der übrigens Künstler war, ein Zimmer vermietet.
Herr Haider war nicht einmal annähernd so bieder, braun, stumpf und engstirnig wie seine Anhänger.
Er war ein Stratege,der wusste wie Mr.Durchschnittskärntner tickt und wusste dies für sich und seine Partei zu nutzen.
Gunde
ferromonte - 27. Nov, 11:36

@harald.walser:
Ist der Genitiv dem Dativ sein Tod?
steppenhund - 23. Nov, 14:40

meine österreichische Volksseele

Der Kärntner BZÖ-Führer Uwe Scheuch meinte wörtlich zu den „Grenzen der Kunst“: „Wenn man die Kärntner Volksseele verletzt, dann hat die Kunst ihre Grenzen.“
Ich habe das live im Fernsehen mitgehört. Wenn diese Art der Aussage unwidersprochen hingenommen wird, ist meine österreichische Volksseele verletzt und ich frage mich nur, wie weit Wiederbetätigung strafbar ist oder nicht. Diese Aussage wurde nämlich schon einmal mit deutsch statt kärntnerisch getätigt.
-
Jörg Haider kam mit solchen Aussagen (Beschäftigungspolitik) ja nur deswegen durch, weil er hochintelligenz und charismatisch war. Das heißt, er wusste auch, wenn ein Rückzieher angebracht war. Das wissen die heutigen BZÖ- und FPÖ-Leute nicht. Daher glaube ich fast, dass sie sich selbst gegenseitig schneller abschießen werden, als sie es für möglich halten.
-
Ich selbst glaube übrigens daran, dass das Management von Porsche den VW präpariert hat. Während der Fahrt wurde ein Vodka-Emulsion versprüht und die elektronische Lenkhilfe beeinflusst.
Porsche will bei VW mehr Durchgriff haben. Mit dem Porsche ist Haider nie etwas passiert, mit dem VW schon. Ergo - VW kann nicht so gute Autos bauen wie Porsche. Alles klar?

wome - 23. Nov, 19:24

Tappen wir da nicht schon wieder in die Falle?

Alle wenden sich mit grausen von Kärnten ab und überlassen damit den Scheuchs, Dörflers und Petzners das Feld. Die spielen sich als Retter und Verteidiger der Kärntner Seele auf. In Wirklichkeit hat es doch nie eine ersthafte Auseinandersetzung mit J. Haider und seinen Kumpanen gegeben (weder in den Medien, noch durch die Politik). So viel Widersprüchliches, die der Haider von sich geben konnte und die Scheuchs heute von sich geben, geht doch auf keine Kuhhaut.

julian (Gast) - 24. Nov, 01:09

eine ernsthafte auseinandersetzung hat es meiner ansicht nach schon gegeben:
http://club-2.blog.de/2008/10/23/mythos-joerg-haider-schein-4915902

dennoch frage ich mich, in welchem land ich lebe und wer meine mitmenschen sind :(
EIne AUslandsösterreicherin (Berlin) (Gast) - 27. Nov, 10:14

Ist Österrecih wieder so weit???

Schon seit längerem beobachte ich als geborene Kärntnerin aus meiner Wahlheimat Berlin das Treiben in Österreich. Hier habe ich Erfahrungen einer lebendigen, multi-kulturellen Gesellschaft gemacht, die meinen geistigen und sozialen Horizont erweitert haben, habe gelernt das eine vom anderen zu unterscheiden und meine eigene Meinung kund zu tun ohne Ausgrenzung fürchten zu müssen. Meine bereits gewohnten Beschämung über die dumpfe, sinnentlehrte und widerwärtige Hetze gegen Andersartige (Spektrum von Ausländern,Intellektuellen bis Künstlern und Freidenkern) weicht einer latenten Übelkeit. Ist es wieder so weit, das brauner Pöbel das Sagen hat? Alles was den Menschen zum Menschen macht ist wieder platt
ICH SCHÄME MICH ÖSTERREICHERIN ZU SEIN !!!

Harald K. (Gast) - 27. Nov, 11:02

Auch Auslandskärntner mit Stirnrunzeln

Ich, gebürtiger Kärntner, Kunst- und Mathelehrer in Berlin, schließe mich den Aussagen meiner Vorrednerin an und ergänze:
Haiders Strategie "Gib den Affen Zucker" ist posthum aufgegangen: Ganz Kärnten ist scheinbar darauf "reingefallen",verzerrt nachweisbare Fakten, diskriminiert Andersdenkende und Nicht-Mit-Trauernde und verteidigt nun auch noch seine Schande mit Drohgebärden, wenn das kein Possenspiel, wenn das nicht reif für Satire ist ?
Haider wird zum Übermenschen stilisiert
- hat nie getrunken
- ist nie zu schnell gefahren
- war nie homosexuell
- war immer ein treuer Ehemann
MYTHOS UND WAHRHEIT

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