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27. Oktober 2008

Kompromisslose Ablehnung des Nationalsozialismus?

In einem Erkenntnis hat der Verfassungsgerichtshof im Jahr 1985 festgestellt: „Die kompromisslose Ablehnung des Nationalsozialismus ist ein grundlegendes Merkmal der wiedererstandenen Republik. Ausnahmslos jede Staatstätigkeit hat sich daran zu orientieren.“ In hohe Staatsämter der Republik dürfen daher nur Personen gelangen, die den Nationalsozialismus kompromisslos ablehnen. Das ist bei Dr. Martin Graf nicht der Fall.
Ich habe daher am Wochenende an alle Vorarlberger Abgeordnete (Anna Franz, Christoph Hagen, Karlheinz Kopf , Elmar Mayer und Bernhard Themessl) folgendes Schreiben gerichtet:

"Geschätzte Kollegin, geschätzte Kollegen im Nationalrat!
Am kommenden Dienstag haben wir im Nationalrat eine wichtige Entscheidung zu treffen. Zu wählen sind die Präsidentin des Nationalrats und ihre Stellvertreter. Als drittstärkste Partei – so lautet seit 1983 ein ungeschriebenes Gesetz – hat die FPÖ ein Vorschlagsrecht für das Amt des 3. Nationalratspräsidenten. Sie möchte Martin Graf in diese Position hieven.
Graf hat sich als Student in den Achtzigerjahren der Burschenschaft „Olympia“ angeschlossen. Er musste wissen, was er tut. Die „Olympia“ war laut Innenministerium 1961 unter anderem deshalb aufgelöst worden, weil „gegen Vereinsmitglieder wegen des Verdachtes nationalsozialistischer Betätigung gerichtliche Untersuchungen geführt wurden“ und „wegen staatsgefährdender Betätigung“ – letzteres in Zusammenhang mit Sprengstoffanschlägen in Italien. Der Verfassungsgerichtshof bestätigte 1963 die Auflösung der Organisation.
1971 wurde die Burschenschaft neu gegründet und meldete sich 1991 beim „Burschentag“ in Eisenach mit einem Antrag zu Wort: „Die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Angehörige von fremden Völkern bedroht die biologische und kulturelle Substanz des deutschen Volkes.“
In diese Organisation trat Martin Graf bewusst ein, an dieser „Lebensgemeinschaft“ hält er bis heute bewusst fest. Der Alte Herr der „Olympia“ hat die für seine Geisteshaltung richtige Wahl getroffen. So bezeichnet er selbst das NSDAP-Verbotsgesetz wörtlich als „menschenrechtswidrig“, weil es die „Meinungsfreiheit" und die „politische Tätigkeit" einschränke. Ja, die „politische Tätigkeit“ wird durch das Verbotsgesetz wirklich eingeschränkt, genau das ist auch der Sinn des Gesetzes. Die meisten Österreicherinnen und Österreicher wollen nämlich nicht, dass die NSDAP oder mit ihr sympathisierende Organisationen wieder ihre „politische Tätigkeit“ entfalten.
Bei Armin Wolf war Graf am 1. Oktober 2008 auf die einfache Frage, ob er - wie sein langjähriger Parteikollege John Gudenus - bezweifle, dass in Gaskammern im Dritten Reich Millionen Juden ermordet wurden, zu keinem einfachen „Ja“ fähig. Hier geht es um einen entscheidenden Punkt für Holocaust-Leugner und Revisionisten: Sie bestreiten die Existenz von Gaskammern auf dem Gebiet des Deutschen Reichs ebenso wie die planmäßige Ermordung von Millionen Juden. Gesprochen wird meist davon, dass in „Lagern“ irgendwelche „Epidemien“ grassierten.
Der Umgang in diesen Kreisen ist jedenfalls für einen 3. Nationalratspräsidenten völlig inakzeptabel.
Ich erinnere daran, dass bei der letzten Wahl im Jahr 2006 die FPÖ-Abgeordnete Barbara Rosenkranz 20 Stimmen (bei 21 FPÖ-Abgeordneten) bekommen hat. Es hat sich also offenkundig auch die FPÖ nicht an die angeblichen Usancen gehalten. Die FPÖ hat schon zweimal nicht wählbare Kandidaten aus dem Rennen genommen und dafür andere kandidiert - zuletzt 1996, als für Herbert Haupt Wilhelm Brauneder das Präsidentenamt übernommen hat. Die Freiheitlichen haben auch diesmal die Chance zu so einem Akt.
Ich fordere alle Vorarlberger Abgeordneten auf, diese Argumente zu berücksichtigen und von einer Wahl Martin Grafs Abstand zu nehmen. Ich glaube auch, dass die Vorarlberger Bevölkerung das Recht hat zu wissen, wie ihre Vertreterin und Vertreter im Nationalrat in dieser Frage abstimmen werden. Es wäre daher ein Akt glaubwürdiger demokratischer Kultur, das Abstimmungsverhalten offenzulegen.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. Harald Walser

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Kommentare
muesli - 27. Okt, 06:32

Ich nehme an, das sollte heißen ".. zu keinem einfachen NEIN fähig..".

harald.walser (Gast) - 27. Okt, 14:07

Das "Ja"ist mir entschieden lieber,

bei Herrn Graf bin ich mir aber nicht so sicher!
Elmar Zuchristian (Gast) - 27. Okt, 08:35

Der heuchlerische Umgang mit dem "Verbotsgesetz"

Herr Dr. Walser, wie Sie wissen, ist der Antisemitismus, auf den sich unter anderem auch der Nationalsozialismus gründet, bereits im 19. Jahrhundert entstanden. Bereits im Jahre 1905 hatte er sogar die geistigen Eliten und große Teile der Wissenschaft erfasst. Der von Hitler ausgerufene Nationalsozialismus war also nicht der Anfang der menschenfeindlichsten Ideologie, welche es je gab, sondern das Endprodukt.
Unsere Familie wurde selbst Opfer der Nazi-Verbrecher. So wurde unter anderem meine Schwester im Jahre 1941 wegen eines Herzklappenfehlers in der Innsbrucker Universitätsklinik von einem Naziarzt umgebracht. Unwertes Leben, hieß es damals. Die Nazis haben sich also angemaßt, darüber zu bestimmen, welches Leben lebenswert sei, und welches nicht.

Als vor etwa einem Jahr Eva Glawischnig Abtreibung auf Krankenschein verlangte, hat es innerhalb der Grünen nur eine Distanzierung gegeben. Frau Wiesflecker hat sich nicht getraut, den "Mord auf Krankenschein" zu legitimieren und hat sich, auch nicht besonders intelligent, für die Abgabe der "Pille danach" in den Schulen ausgesprochen.

Also, wenn schon Verbotsgesetz, dann muss es dem Schutz des Lebens dienen und sich gegen alle ideologischen Strömungen richten, welche sich anmaßen, das Leben nach ihren (meist egoistischen) Gesichtspunkten zu definieren.

Raphael (Gast) - 27. Okt, 23:04

Das Demokratieverständnis der FPÖ

Strache ist inkonsistent in seinem Demokatieverständnis. Einerseits beklagt er, dass die Wahlmänner in den USA an die Stimmen des Volkes gebunden sind, andererseits will er aber, dass die Abgeordneten unseres Nationalrats den Präsidentschaftskandidaten der FPÖ absegnen.

http://cba.fro.at/show.php?eintrag_id=10980

Peter Wieser (Gast) - 28. Okt, 22:30

109 Stimmen für Graf und gegen die Werte unseres Staates

Mit der Kornblume am Revers – einem Erkennungszeichen der illegalen NSDAP in Österreich in den Jahren 1933 bis 1938 – haben heute 34 FPÖ Mandatare ihren Kandidaten Martin Graf zum dritten Nationalratspräsidenten gewählt. Dies habe ich mir so erwartet. Entrüstet bin ich darüber, dass diese Abgeordneten offenbar von ihrer Klubführung angewiesen wurden, ihren Stimmzettel dadurch zu markieren, dass sie in die linke Ecke den Namen von Martin Graf zu schreiben haben – ein offensichticher Verstoß gegen ein Prinzip unserer Verfassung, die ein geheimes Wahlrecht vorsieht. Gerade auf diese Verfassung wurden die Nationalratsabgeordenten heute vereidigt. Schockiert bin ich, dass weitere 75 Abgeordnete Martin Graf trotz seiner Verstrickungen mit der extremen Rechten, trotz seiner Haltung zum Verbotsgesetz und zu Gaskammern und Millionen ermordeter Juden zu einem Präsidenten unseres Parlaments gewählt wurde. Dabei glaube ich nicht, dass alle 75 Nationalräte dieselben Ansichten wie Martin Graf haben und ihm aus diesem Grund ihre Stimme gegeben haben. Was mich aber bestürzt, ist der Opportunismus, der hinter diesem Stimmverhalten steht: es werden zentrale Grundsätze unserer Demokratie nach 1945 über Bord geworfen, nur weil man befürchtet, dass eine Wahlentscheidung gegen Martin Graf den Unmut der FPÖ nach sich ziehen würde und diese sich bei zukünftigen Abstimmungen rächen könnte. Ein weiterer Kniefall vor der FPÖ, ein weiterer Skandal im Hinblick auf den Umgang mit unserer Vergangenheit und den Lehren, die wir daraus gezogen haben.

wome - 29. Okt, 08:12

Kronblume

die Kornblume als Gesinnungssymbol ist aber älter und stammt aus dem 19. Jhdt.; auch weiße Stutzen dienten als Symbol für Nazis, trotzdem laufen auch heute noch Menschen darin herum
sgbregenz - 29. Okt, 09:18

älter ist kein Argument

Auch das Hackenkreuz ist um vieles älter als der Nationalsozialismus. Es wäre aber doch recht naiv zu glauben, jene, die bei uns Hackenkreuze an Hauswände schmieren, sind alles gläubige Hinduist/innen. Genauso naiv ist es zu glauben, die FPÖ-ler wäre halt verträumte Romantiker und schließen an das 19. Jhd. an (Wie sie es in einer Aussendung behaupten.). Nein! Da geht es schon um das 20. Jhd. Das ist ein klares Zeichen an alle Ewiggestrigen (und Neonazis): "Uns gibt es wieder! Auch wenn wir es - wie zwischen 33/34 und 38 - nicht offen zeigen dürfen. Aber es gibt ja - wie damals - Möglichkeiten, sich zu erkennen zu geben, ohne gleich mit dem Hackenkreuz herum zu laufen."

Und: Wer bitte läuft mit weißen Stutzen herum. Neben Krankenhauspersonal und Tennisspieler/innen doch hauptsächlich Skinheads. Und warum wohl?
Ferucini (Gast) - 29. Okt, 00:41

Haiders Tod war ein Anschlag

Die Akte Dr. Jörg Haider kann geschlossen werden.
ES WAR EIN ANSCHLAG.

Dr. Harald Walser (Politiker) half bei der Aufklärung des Verbrechens.
Hier der ARTIKEL


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