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31. Juli 2013
Staatsbürgerschaft? Zuerst eine Unterwerfungsgeste!
harald.walser | 31. Jul, 19:09
Seit dreieinhalb Jahren versuche ich gemeinsam mit Andrea Stangl vom Österreichischen Verband Deutsch als Fremdsprache (ÖDaF) den unsinnigen „Staatsbürgerschaftstest“ zu Fall zu bringen. Bislang gab es nur kleine Erfolge, nach einer ganzen Reihe von Anfragen wurden wenigstens die ärgsten (aber keineswegs alle) Fehler getilgt (Staatsbürgerschaftstests: „Fehlerhaft, sinnlos“).
Anfang Juli haben die Regierungsparteien ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz beschlossen. Eine Prüfung ist nach wie vor vorgeschrieben, jedoch vom „Dialog über demokratische Werte“, der vom vorherigen peinlichen Wissenstest wegführen sollte, wie es der Sprecher des Innenministeriums noch 2012 angekündigt hatte, ist nichts mehr geblieben: Es gibt keinen Fragenkatalog mehr und auf der Homepage des Ministeriums ist nur ein Übungstest abrufbar.
Und der hat es in sich: Praktisch alle österreichischen ExpertInnen haben darauf hingewiesen, dass dieser Test die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt, weil er zum Teil deutlich über dem geforderten Sprachniveau liegt und somit weniger auf staatsbürgerliches Wissen abzielt, sondern eher ein Sprachtest auf höherem Niveau ist. Der ÖDaF hat einen der wohl profiliertesten Experten zum Thema um eine Stellungnahme gebeten: Prof. Thomas Studer von der Universität Freiburg in der Schweiz. Er ist Spezialist für Mehrsprachigkeitsforschung undFremdsprachendidaktik für „Deutsch als Fremdsprache“. Seine Expertise bestätigt unsere Befürchtungen: Gutachten-Studer-zu-Staatsbuergerschaftstest (pdf, 58 KB)
Doch damit nicht genug: Laut Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von mir erhalten nun StaatsbürgerschaftswerberInnen – im Gegensatz zu vorher – keinen Fragenkatalog mehr, auch von von den angekündigten didaktisierten Lernmaterialien ist nichts zu sehen. Stattdessen mutet man den StaatsbürgerschaftswerberInnen einen Knockout-Test zu, den wohl auch mehr als zwei Drittel der ÖsterreicherInnen nicht vollständig schaffen würden: hier zum Online-Übungstest.
Das Ergebnis ist vorhersehbar: Die Durchfallsrate wird erheblich steigen! Die hintergründige Botschaft von Innenministerin und Staatssekretär Sebastian Kurz: Wir wollen Euch nicht! Falls ihr den Test dennoch besteht und auch die anderen Voraussetzungen passen, gibt es dann halt doch die Staatsbürgerschaft. Als Gnadenakt.
Jedes Jahr werden in Österreich etwa 10.000 Kinder geboren, die per Gesetz zu AusländerInnen gemacht werden - obwohl sie hier aufwachsen, hier zur Schule gehen, hier ihre FreundInnen haben. Diese Realität ist unerträglich ...
Anfang Juli haben die Regierungsparteien ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz beschlossen. Eine Prüfung ist nach wie vor vorgeschrieben, jedoch vom „Dialog über demokratische Werte“, der vom vorherigen peinlichen Wissenstest wegführen sollte, wie es der Sprecher des Innenministeriums noch 2012 angekündigt hatte, ist nichts mehr geblieben: Es gibt keinen Fragenkatalog mehr und auf der Homepage des Ministeriums ist nur ein Übungstest abrufbar.
Und der hat es in sich: Praktisch alle österreichischen ExpertInnen haben darauf hingewiesen, dass dieser Test die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllt, weil er zum Teil deutlich über dem geforderten Sprachniveau liegt und somit weniger auf staatsbürgerliches Wissen abzielt, sondern eher ein Sprachtest auf höherem Niveau ist. Der ÖDaF hat einen der wohl profiliertesten Experten zum Thema um eine Stellungnahme gebeten: Prof. Thomas Studer von der Universität Freiburg in der Schweiz. Er ist Spezialist für Mehrsprachigkeitsforschung undFremdsprachendidaktik für „Deutsch als Fremdsprache“. Seine Expertise bestätigt unsere Befürchtungen: Gutachten-Studer-zu-Staatsbuergerschaftstest (pdf, 58 KB)
Doch damit nicht genug: Laut Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von mir erhalten nun StaatsbürgerschaftswerberInnen – im Gegensatz zu vorher – keinen Fragenkatalog mehr, auch von von den angekündigten didaktisierten Lernmaterialien ist nichts zu sehen. Stattdessen mutet man den StaatsbürgerschaftswerberInnen einen Knockout-Test zu, den wohl auch mehr als zwei Drittel der ÖsterreicherInnen nicht vollständig schaffen würden: hier zum Online-Übungstest.
Das Ergebnis ist vorhersehbar: Die Durchfallsrate wird erheblich steigen! Die hintergründige Botschaft von Innenministerin und Staatssekretär Sebastian Kurz: Wir wollen Euch nicht! Falls ihr den Test dennoch besteht und auch die anderen Voraussetzungen passen, gibt es dann halt doch die Staatsbürgerschaft. Als Gnadenakt.
Jedes Jahr werden in Österreich etwa 10.000 Kinder geboren, die per Gesetz zu AusländerInnen gemacht werden - obwohl sie hier aufwachsen, hier zur Schule gehen, hier ihre FreundInnen haben. Diese Realität ist unerträglich ...
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