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22. Juni 2013

LehrerInnen-Dienstrecht: Jetzt ist Norwegen das Vorbild!

NorwegenDer von der ÖVP im Zuge der Verhandlungen über ein neues Dienst- und Besoldungsrecht für Lehrerinnen ins Spiel gebrachte Begriff einer „Präsenzverpflichtung“ (Lehrer: ÖVP stellt Konzept vor) hat zu einiger Verwirrung geführt. Inzwischen hagelt es Vorschläge und Interpretation inklusive schwarzer Rückzugsgefechte. Die SPÖ schaut - wie meist bei bildungspolitischen Auseinandersetzungen - entgeistert zu. Noch immer besteht die Möglichkeit, auf der von einer überparteilichen Plattform initiierten Plattform gegen die schwarze Zweiklassen-PädagogInnen zu unterschreiben: www.zweiklassenpaedagogik.at.
Nach langwierigen Verhandlungen - insgesamt gab es bislang 28 (!) Verhandlungsrunden - hat die ÖVP am Freitag wieder ein völlig neues Modell präsentiert, das zwar an der Ernsthaftigkeit der bislang geführten Verhandlungen Zweifel aufkommen lässt, aber nach (!) der Abwahl der SPÖVP-Regierung im Herbst immerhin Grundlage für ein zukunftsweisendes Modell sein könnte („Lehrerdienstrecht: Töchterle sieht Norwegen als Vorbild“).
Im Kern bedeutet das:
• Gesamtarbeitszeit (1.687,5 Stunden - und somit weniger als in Österreich) unterteilt in einen Bereich, der von der Schule fixiert wird (für Unterricht, Konferenzen, Sprechstunden, Schulskikurs, Sprachwoche etc.) sowie flexible Lehrerarbeitszeit.
• Das norwegische Modell bedeutet auch weitgehende Schulautonomie und Personalhoheit der Schule.
Darüber kann man diskutieren, es erinnert aber doch ein wenig an die drei Arbeitsbereiche ( A-, B- bzw. C-Topf) der heimischen NMS-Lehrkräfte. Sie haben eine jährliche Normarbeitszeit von 1776 Stunden.
Ein Beispiel: Bei 21 Wochenstunden Unterricht ergeben sich 756 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich A, hinzu kommen 630 Jahresstunden im Tätigkeitsbereich B (Vor- und Nachbereitung, Korrekturarbeiten). Das sind insgesamt 1386 Jahresstunden. Der Rest fällt in den 3. Arbeitsbereich. Er wird auf Vorschlag der Lehrkraft zwischen Schulleitung und Lehrkraft vereinbart (etwa für Supplierverpflichtung, lehramtliche Pflichten wie Konferenzen, Klassenvorstandschaft, Planungsgespräche, Elternsprechtage, Fortbildung ...).
Das norwegische Modell scheint etwas mehr Spielraum für die konkreten Bedürfnisse an den einzelnen Schulen zu lassen - etwa wenn nach dem Montessori- oder Waldorf-Lehrplan unterrichtet wird. Man darf gespannt sein auf die konkreten ÖVP-Vorschläge - oder kommt wieder nichts Konkretes außer heißer Luft?
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

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Kommentare
Günter Haider - 22. Jun, 16:04

Gleich lange Ausbildung - gleichwertige Arbeit - gleiche Bezahlung

Seltsam, dass es noch immer "Experten" gibt, die etwa die Leistungen von KindergartenpädagogInnen und GrundschullehrerInnen geringer schätzen als die Arbeit an Höheren Schulen. Die Qualität der jeweiligen pädagogischen Leistung hängt doch nicht vom Alter oder von der Intelligenz der unterrichteten Kinder ab. Alle PädagogInnen, vom Kindergarten bis zur Oberstufe, sollten eine gleich lange Ausbildung an Universitäten oder Hochschulen erhalten - als Basis für ein einheitliches Gehaltsschema. Danach gibt es genug Möglichkeiten, sich durch Weiterbildung, Zusatzqualifikationen, überdurchschnittliche Leistungen oder Führungsaufgaben (auch finanziell) weiterzuentwickeln.

Und zur Berechnung: Das System eines All-Inclusive-Grundgehalts mit einer modernen Rahmenarbeitsverpflichtung (für Vorbereitung und Lehre, Schulentwicklung, Betreuung, Beratung, Administration), deren konkrete Aufteilung an der Schule autonom und flexibel festgelegt wird, wäre jedenfalls dem starren Modell "Lehrverpflichtung" vorzuziehen.

Aber: Um im Detail ein sinnvolles LehrerInnendienstrecht - vom Kindergarten bis zur Matura - für die nächsten Jahrzehnte schaffen zu können, müsste auf Regierungsseite eine EINHEITLICHE Vorstellung existieren, wie Unterricht und Schulen (wenigstens in den Grundzügen) künftig aussehen sollen. Ohne diesen langfristigen gemeinsamen Plan bleibt alles kurzfristiges Flickwerk!

harald.walser - 22. Jun, 16:54

Das kann ich nur zu 100% unterschreiben ...

allein der Weg wird leider noch hart und beschwerlich. Mal schauen, ob der 29. September eventuell doch noch neue Chancen eröffnet!
Hopmann - 22. Jun, 22:45

Norwegen

Es handelt sich nicht um ein den NMS-Töpfen vergleichbares Modell, auch wenn die schon einmal ein erster Schritt waren. Aber auch diese Töpfe agieren mit fixen Stundendeputaten. Das norwegische Modell erlaubt dagegen je nach Personen- und Problemmix flexible Lösungen. Es schafft einen einfachen und klaren Rahmen für alle, erlaubt zugleich aber auch sachlich (und nicht im Status) begründete Differenzierungen.

Zugegeben: Der Übergang zu solcher Flexibilität ist nicht leicht. Lokale Konflike sind nicht auszuschliessen, zumal sehr sichtbar wird, wer tatsächlich was macht. Zugleich kann man damit aber auch sehr deutlich gegen die Mär von den ach so faulen Lehrkräften angehen. Trotz mancher Probleme im Einzelnen kenne ich jedenfalls keine/n norwegischen Kollegin oder Kollegen (und auch keine Partei und keine Gewerkschaft), die zum alten Modell fixer Deputate zurückkehren wollte.

Es sollte auch gar nicht darum gehen, das dortige Modell einfach zu kopieren. Man müsste schon eine für hiesige Verhältnisse angepasste Version entwickeln. Es wäre aber schade, wenn dieser Vorschlag (wie so mancher in der NMS-Debatte) in den üblichen Grabenkämpfen zerschossen wird, ehe man sich ernsthaft sachkundig gemacht hat ... Das liesse sich ja unschwer bewerkstelligen!

Noch eine kleine Ergänzung: Die Jahrearbeitszeit ist in Norwegen kürzer, weil die Lebensarbeitszeit länger ist, den Regeln nach wie real. Die einschlägigen OECD - Vergleichszahlen zur Lehrverpflichtung in verschiedenen Ländern sind ebenso schlicht unbrauchbar, weil sie je nach Land auf völlig unterschiedlichen Grundlagen berechnet wurden.

harald.walser - 23. Jun, 19:47

Danke für die wertvollen Zusatzinformationen!

Das Problem beschreiben Sie ja sehr exakt: Wie entwickeln wir unaufgeregt und im konstruktiven Dialog so ein Modell?
Falls die Botschaft, konstruktiv zu sein und nicht in "Grabenkämpfen" zu erstarren, an mich gerichtet sein sollte: Ich habe geschrieben, dass der ÖVP-Vorschlag durchaus die "Grundlage für ein zukunftsweisendes Modell sein könnte". Was irritiert, ist die Tatsache, dass er nach 28 Verhandlungsrunden aus dem Ärmel gezogen wird.

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