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2. Februar 2011

Bildungsvolksbegehren: Es geht ans Eingemachte!

Das von Hannes Androsch initiierte Bildungsvolksbegehren geht heute in die entscheidende Phase. Wir Grüne sind sehr froh darüber, dass hier von einem prominenten Industriellen eine Initiative ausgeht, haben aber ebenso klar und deutlich ausgesprochen, dass wir für ein regierungskompatibles Volksbegehren nicht zur Verfügung stehen. Ich habe das gestern gegenüber der Presse auch deutlich zum Ausdruck gebracht: „Politik von innen: Krach ums Bildungsvolksbegehren“. Aus unserer Sicht muss natürlich die Forderung nach einer Gemeinsamen Schule Bestandteil eines solchen Volksbegehrens sein. Teile der ÖVP wollen das unbedingt verhindern, weil sich die Regierung wohl keine weitere Großbaustelle leisten kann. Unverständlich, denn in Sachen Gemeinsame Schule bröckelt sogar in der FPÖ der Bildungsbeton. Die Vorarlberger Freiheitlichen haben heute im Landtag eine entsprechende Forderung unterstützt (PISA: Opposition übt Kritik an ÖVP). Nur noch die ÖVP beharrt stur auf einem Schulsystem, dessen Grundkonzept ins 19. Jahrhundert reicht.
Bei den Initiatoren und UnterstützerInnen hingegen scheint sich mit folgender Formulierung eine Lösung abzuzeichnen: „Wir fordern ein sozial faires Bildungssystem, in dem die Trennung der Kinder nach ihren Interessen und Begabungen erstmals am Ende der Schulpflicht erfolgt.“ Das ist die Forderung nach einer Gemeinsamen Schule bis zum 14. Lebensjahr. Heute Abend werden wir beim „Vernetzungstreffen“ über diese Formulierung diskutieren und den Text für das Volksbegehren mit den übrigen UnterstützerInnen abstimmen. Wenn die Formulierung in dieser Klarheit bleibt, ist das für uns als Kompromiss tragbar und wäre ein schöner Erfolg unserer Hartnäckigkeit. Morgen Donnerstag wird Hannes Androsch dann den Text in einer Pressekonferenz öffentlich vorstellen.
Für uns alle hat in Sachen Schule zu gelten: „Kein Kind zurücklassen!“

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Kommentare
arnobraendle.com - 3. Feb, 00:06

Gedanken von einem, der sich seit über 20 Jahren professionell mit Bildung beschäftigt:

Die Aufgabe des Bildungssystems eines Landes ist es, möglichst gute Bedingungen für das Lernen und Reifen junger Menschen zu schaffen. Bestmöglich (aus)gebildeter Nachwuchs sorgt für einen hohen Return der getätigten Investitionen. Um einen möglichst hohen Return zu erzielen, ist es notwendig, das bei den jungen Menschen vorhandene Potenzial bestmöglich zu nutzen. Dieser einleitenden These wird nur selten widersprochen. Sie ist logisch und nachvollziehbar.

Rohstoffe sind beschränkt. ‚Brainpower‘ ist vergleichsweise leicht erweiterbar.

Der Wohlstand eines Staates wird in zunehmendem Masse von der ‚Brainpower‘ seiner Bevölkerung abhängen.

Schlecht Ausgebildete für die die Wirtschaft keine Verwendung hat, liegen der Allgemeinheit jahrzehntelang auf der Tasche.

Eines der reichsten Länder der Erde muss es sich zum Ziel setzen, der Jugend eine Top-Bildung zu ermöglichen.

Die Ergebnisse der österreichischen Schüler/innen entsprechen bei Weitem nicht den Erwartungen.

Wenn Ergebnisse sehr weit von den gesteckten Zielen abweichen, dann müssen Veränderungen vorgenommen werden. Das Selbe intensiver zu betreiben, ist nur bei geringer Zielverfehlung sinnvoll.

Bildung geschieht nicht nur in Schulen und ist ein lebenslanger Prozess.

Lebenslange Bildung dauert von der Geburt bis zum Tod.

Es wird nicht genügen, nur die Schule der 10 bis 14jährigen zu reformieren.

Einige meiner Forderungen:

1. Wer Kindergeld beziehen will, muss bereits ab der Schwangerschaft alle drei Monate an einer jeweils 4stündigen Fortbildung teilnehmen.
Begründung: Eltern sollen durchgehend gecoacht werden, Risikosituationen sollen frühzeitig entdeckt werden, zusätzliche Hilfe soll möglichst früh einsetzen.

2. Kinderbetreuungsplätze für alle, die welche brauchen.

3. Förderung von privaten Initiativen.

4. Kindergärten und Volksschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

5. Ganztagsstruktur

6. Verbot von Hausaufgaben (wenn dann nur freiwillig in Projekten)

7. Jahrgangsoffenen Gruppen
Begründung: Menschen entwickeln sich verschieden.

8. Fördergespräche statt Zeugnisse

9. Selektionsfreie Volksschulzeit.
Begründung: Es gibt in diesem Prozess praktisch nur Verlierer/innen. Lediglich die Kinder, die sich in der Schule leicht tun, scheinen zu gewinnen. Dabei verlieren sie durch die Aufteilung Freunde. Alle anderen, egal in welcher Schule sie letztendlich landen, verlieren die Freude am Lernen und an der Schule und viele Eltern verlieren einen Haufen Geld.

10. Gemeinsame, kooperativ arbeitende Sekundarschulen

11. Sekundarschulen, die wieder vermehrt zu Erfahrungsräumen werden. Dabei sind zwei Lehrkräfte für Gruppen zwischen 12 und 24 Kindern nötig.

12. Ganztagsstruktur

13. Kompetenzraster statt Zeugnisse

14. Moderne Schulausstattung

15. Weiterbildung der Lehrpersonen

16. Verbesserte Ausbildung der Lehrpersonen

17. Mobile Lehrkräfte (Auslandsjahr währende der ersten 4 Dienstjahre, mindestens alle 4 Jahre ein halbes Jahr in einer anderen Schule als 2. Lehrkraft in einer Gruppe, mindestens 1 halbjähriges Praktikum in einem anderen Schultyp)

18. Möglichkeit eines Praktikums in der Privatwirtschaft

Die Liste beschränkt sich auf die Zeit bis zum ca. 14. Lebensjahr. Natürlich müssen sich alle anderen, an diese Zeit anschließenden Schultypen entsprechend entwickeln. Auch die Fachhochschulen, die Universitäten und die Erwachsenbildung können nicht im momentanen Zustand verharren.

Ich wünsche mir eine Bildungsdiskussion, die wirklich umfassend ist. Die gemeinsame Schule der 10 bis 14jährigen ist eine Notwendigkeit. Ohne Gesamtreform wird auch sie nur Flickwerk sein. Leider.

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