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28. Januar 2011

Wo steht die „Gülen-Bewegung“ in Österreich?

Viele Menschen in Österreich haben Angst. Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, Angst vor allem Unbekannten. Strache & Co verstehen es, diese Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten für ihre politischen Spielchen zu nutzen. Sie schaffen ein Feindbild, sie präsentieren einen Sündenbock und ziehen viele verunsicherte Menschen auf ihre Seite. Das aktuelle Feindbild ist der Islam.
Die Gegenseite – auch wir Grüne sind gefragt – darf einen Fehler nicht machen: Im Reflex „den“ Islam gegen alle Angriffe zu verteidigen. Denn natürlich gibt es innerhalb der islamischen Schulen sehr unterschiedliche Strömungen auch hier in Österreich viele problematische. Ich habe auf diesem Blog mehrfach darauf hingewiesen (Herr Schakfeh, nehmen Sie Stellung!).
Nun sind mir auch Berichte zugetragen worden über in Österreich aktive Bruderschaften und Gesellschaften mit angeblich sektenhaftem Charakter. Im Mittelpunkt steht dabei die „Fethullah Gülen“ und/oder die „Nurculuk-Bewegung“. Sie sollen in der Türkei eine sehr dominante Rolle spielen, vielfach die türkische Politik steuern und zunehmend Einfluss im übrigen Europa gewinnen. Necla Kelek nennt die Bewegung(en) eine „Sekte mit Konzernstruktur“.
„Fethullah Gülen“ und „Nurculuk“ sind auch unter den türkischen ImmigrantInnen in Österreich aktiv, insbesondre unter den heranwachsenden AkademikerInnen. Vorwürfe, die Schulen wären eine Rekrutierungsinstitution für Islamisten, hielten bisher keiner ernsthaften Überprüfung stand, die Verantwortlichen präsentierten sich eher als VertreterInnen eines moderaten Islam. Es gibt aber auch Warnzeichen: Auf einem Video aus dem Jahre 1999 wies Gülen Anhänger an, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, an dem man das System von innen her islamisieren könnte.
ExpertInnen bezeichnen das Phönix-Bildungsinstitut sowie Wonder-Institut (in Wien und zunehmend auch in den Bundesländern aktiv) als der „Gülen-Bewegung“ sehr nahestehend.
Information über die Aktivitäten dieser Bewegungen und eine Diskussion darüber sind notwendig und helfen, Misstrauen zu und Ängste zu beseitigen.

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https://haraldwalser.twoday.net/stories/11884814/modTrackback

Kommentare
Ismayil Tokmak (Gast) - 14. Feb, 20:10

Buch über Fethullah Gülen

Kürzlich ist ein Buch über die „Gülen Bewegung“ auf Englisch erschienen. Prof. Helen Rose Ebaugh von der Universität Houston/Texas hat in ihrem Buch mit dem Titel: „The Gülen movement: A Sociological Analysis of a Civic Movement Rooted in Moderate Islam“ die Bewegung über 5 Jahre erforscht und ihre Ergebnisse veröffentlicht (Springer Verlag, u.a. bei Amazon erhältlich). Leider ist es auf Deutsch noch nicht verfügbar. Ich persönlich kenne die Bewegung seit über 13 Jahren und bin selber in einem, von den Gedanken und Ansichten Fethullah Gülens inspirierten, interkulturellen Dialoginstitut tätig. Meines Erachtens nach wird derzeit in Österreich der aktuelle Diskurs um die Person und Gedanken „Fethullah Gülen(s)“ leider zu unreflektiert und einseitig geführt - die mit seiner Sichtweise sympathisierenden Personen/Institutionen werden kaum als GesprächspartnerInnen miteinbezogen. Auch wird selten Bezug auf die von ihm erschienenen Bücher, als auch auf die akademischen Arbeiten von dritter Seite über seine Person, seine Gedanken und Handlungen genommen. Vielmehr wird durchwegs auf Stellen aus diversen Zeitungs- und Online-Artikeln referenziert, ohne die bereits auf Deutsch und Englisch erschienenen (wissenschaftlichen) Werke für eine kritische Auseinandersetzung in Betracht zu ziehen. So wie auch andere herausragende Persönlichkeiten - welche den Menschen ins Zentrum gestellt und sich gegen jegliche Form von Gewalt geäußert haben- nicht nur Befürworter, sonder auch Gegner hatten (Gandhi, Dalai Lama...), so ist es auch bei Gülen nicht anders.
Für diejenigen, die gerne auf Deutsch auf mehr und fundierte Informationen zurückgreifen möchten, kann ich das im Herder Verlag erschienene Buch „Muslime zwischen Tradition und Moderne“ sehr empfehlen (ebenfalls u.a. auf Amazon erhältlich).
Friede – Institut für Dialog, Dr. Ismayil Tokmak

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