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8. August 2014

Sonderschule: Österreich verschläft Entwicklung!

Gruene-Schule1Ich hoffe, die derzeit entflammte Diskussion um die Sonderschulen wird nicht als Lückenbüßer für das mediale Sommerloch missbraucht („Auch Experten fordern: Weg mit Sonderschulen“), denn das Thema ist zu wichtig.
Derzeit muss festgehalten werden: Österreich verschläft die internationale Entwicklung und gerät in Sachen inklusiver Pädagogik immer weiter ins Hintertreffen. Die Forderungen von Behindertenanwalt Erwin Buchinger sind daher zu unterstützen. Ich verstehe die Ungeduld der Betroffenen, denn der UN-Monitoringausschuss hat die Existenz von Sonderschulen schon 2008 als menschenrechtswidrig kritisiert und deren Abschaffung gefordert (UN-Kritik an Sonderschulen ist richtig)!
Die Kritik an der Sonderschule ist keine Kritik an der Arbeit der Lehrkräfte. Dank der engagierten Arbeit vieler Lehrkräfte sind Sonderschulen heute zum Glück nicht mehr triste Verwahrungsstätten für behinderte und schwierige Kinder, wie das früher oft der Fall war. Häufig gibt es Kleingruppen und eine Ausstattung, von der andere Schulen nur träumen können.
Dennoch ist es eine Tatsache, dass häufig Kinder in Sonderschulen abgeschoben werden, nur weil sie schlecht deutsch sprechen: In Österreichs Schulen haben etwa 18 Prozent Schüler nichtdeutsche Muttersprache, ihr Anteil in Sonderschulen liegt bei etwa 29 Prozent. Sie sind damit von höherer Bildung fast ausgeschlossen.
Wir Grüne treten seit Jahren für eine inklusiv geführte Gemeinsame Schule aller Kinder bis zum 14. Lebensjahr ein, die individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Dazu braucht es allerdings entsprechende Rahmenbedingungen und mehr Personal!
In der nächsten Sitzung des Unterrichtsausschusses am 7. Oktober bringe ich daher einen Antrag zur Abschaffung der Sonderschulen ein. Sonderschulen sollen zu Kompetenzzentren für inklusiven Unterricht und Förderung umgebaut werden, wie zum Beispiel im Bezirk Reutte und in weiten Teilen der Steiermark bereits geschehen: Kompetenzzentren helfen Schulen bei der Gestaltung des Unterrichts, bieten Weiterbildung für Lehrkräfte an, koordinieren die benötigten Schulplätze im jeweiligen Bezirk, organisieren Fahrtendienste und sorgen für die nötigen Ressourcen. Dort bekommen Eltern auch Hilfe und Beratung.
Wichtig ist mir festzuhalten: Wir brauchen einen geordneten Übergang vom jetzigen System der Aussonderung hin zu einer gemeinsamen Schule, in der alle Kinder Platz haben.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

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Kommentare
Timifranz - 8. Aug, 16:33

So einfach ist das nicht, wie es dargestellt wird!

Ich habe nun 18 Jahre als Lehrer in Integrationsklassen hinter mir und bis ein Grünwähler und Unterstützer der Grünen, seit es sie gibt. Es hat mir und meinen beteiligten KollegInnen sehr viel Substanz gekostet, um diese Unterrichtsform zu bewältigen. Man geht immer davon aus, dass alle IntegrationsschülerInnen liebe, nette "Behinderte" sind und alle "Nicht-Behinderten" sich treuherzig um sie kümmern. Es gibt aggressive ADHS-SchülerInnen, es gibt total schwierige Autisten und SchülerInnen mit Asperger-Syndrom. Die sind nicht alle einfach: Sie werfen schon einmal ein Möbelstück durch die Klasse, es gibt "Normalschüler", die das benützen, um ihre eigenen Aggressionen und Mobbingversuche ausleben. Es gibt SchülerInnen, die bis zur 8. Schulstufe nicht den Leistungsstand eines Volksschülers erreichen. Wie das dann in der Inklusion Funktionieren soll, ist mir nicht klar.

harald.walser - 8. Aug, 20:57

Niemand sagt, dass die Umstellung einfach wird, ...

aber warum ist es beispielsweise in der Steiermark möglich, dass über 80 Prozent integrativ unterrichtet werden, in Vorarlberg und NÖ aber nur ein Drittel?
Und warum ist es beispielsweise im Bezirk Reutte möglich, dass alle (!) Kinder integrativ unterrichtet werden?
Und warum funktioniert Inklusion in den skandinavischen Ländern oder in Südtirol?
Es gab jeweils den politischen und pädagogischen Willen!
Ich meine: Es muss zuerst eine politische Grundsatzentscheidung etroffen werden, dann geht es um die finanzielle und personelle Ausstattung und dann an die Umsetzung. Von Ho-Ruck-Aktionen ist natürlich dringendst abzuraten.
ulrike2012 - 8. Aug, 20:01

Wenn Erwachsene ihre Prinzipien über das Wohl der Kinder stellen

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich überhaupt nichts von Inklusion, ohne Wenn und Aber, halte. Meine Schwester hat in einer Neuen Mittelschule mit Integratioskindern unterrichtet, und sie meinte, dass es in der Praxis überhaupt nicht funktioniert. Die "behinderten" Kinder haben ihr leid getan, weil sie von den anderen ausgegrenzt wurden und auch die "nicht-behinderten" Kinder waren ihrer Meinung nach arm dran, weil ein normaler Unterricht im Klassenzimmer unmöglich war, da es ständig Störungen durch die Integrationskinder gab. Auch bringe ein zeitgleicher Unterricht mit 2 laut sprechenden Lehrern nur Unruhe in die Klasse. Ihr Fazit: Ich sollte unbedingt darauf achten, dass meine Kinder in Klassen ohne Integrationskinder kommen, da sie sonst keinen anständigen Unterricht bekommen würden. Es ist sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn körperlich beeinträchtigte Kinder oder Kinder mit leichten Entwicklungsstörungen integriert werden, aber schwerstbehinderte Kinder gehören nicht in eine normale Schule.

harald.walser - 8. Aug, 21:02

Einiges aus der Antwort oben gilt auch hier.

Zusatz: Es ist nie gut, wenn Ideologie vor praktische Überlegungen gestellt werden. Man muss aber ein Ziel haben. Sie schildern Auswirkungen des jetzigen Schulsystems und die DADURCH entstandenen Probleme. Das zu ändern, muss Ziel unserer Politik sein.
Timifranz - 9. Aug, 15:54

Antwort auf Ulrike

Ich bin weitgehend Ulrikes Meinung. Die Praxis in der Integration in Schulformen nach der VS ist äußerst schwierig und in manchen Klassen nicht gut durchführbar. Wenn man das nur idealisierend sieht, ist damit niemandem gedient. Wie in Schulklassen in der Phase der Pubertät die Inklusion funktionieren soll, kann ich mir aus meiner Berufserfahrung heraus nicht vorstellen.

harald.walser - 9. Aug, 17:50

Die Probleme jetzt beweisen doch gerade, dass etwas geändert werden muss!

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