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15. November 2014

Wiener Philharmoniker - stellt man sich der Vergangenheit im NS-Staat?

Staatsoper_NSSo war das in der Nachkriegszeit: Im Jahr 1948 wollte einer der berühmtesten Dirigenten der Welt, Arturo Toscanini, „sofort nach Wien kommen“, wenn bei den Wiener Philharmonikern namentlich genannte ehemalige Nationalsozialisten „entfernt werden“. Sie wurden nicht „entfernt“, Toscanini zog die Konsequenzen und fiel damit auch für die geplante große USA-Tournee aus. Man arbeitete lieber mit den NS-Karrieristen Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan. Aus Angst vor schlechter Presse und nach einer Warnung durch die österreichische Botschaft verzichtete man übrigens auf die US-Tournee und fuhr stattdessen nach Japan: „kein allzu heißer Boden“.
Die Zitate stammen aus den Protokollen der Philharmoniker und können in einem empfehlenswerten Buch, das soeben erschienen ist, nachgelesen werden: Bernadette Mayrhofer, Fritz Trümpi: „Orchestrierte Vertreibung. Unerwünschte Philharmoniker - Verfolgung, Ermordung und Exil
Weiter heißt es im Protokoll, der US-Geheimdienst CIC habe ursprünglich „die Entnazifizierung der Wiener Philharmoniker binnen 14 Tagen verlangt“. Wie er mit dieser Forderung verfahren war, ließ der Orchestervorstand dann in militärischer Tonlage festhalten: „Es ist aber gelungen, den amerikanischen Geheimdienst in dieser Frage auszuschalten.“
Soweit die Vergangenheit: Die Gegenwart lässt zumindest hoffen. Mit Andreas Großbauer wurde ein neuer Vorstand gewählt, der erste Schritte in die richtige Richtung gesetzt hat. Der im Oktober vom schwedischen König Carl Gustaf verliehene und mit einer Million Dollar dotierte Birgit-Nilsson-Preis soll beispielsweise für den Ausbau und die Öffnung des Historischen Archivs der Philharmoniker verwendet werden.
Vielleicht kann man ja jetzt wieder an jene Haltung anknüpfen, die der ehemalige Staatsopern-Direktor Ioan Holender vor sechs Jahren gezeigt hat. Im März 2008 wurde in der Wiener Staatsoper auf seine Initiative hin eine Ausstellung zu „70 Jahre danach“ eröffnet. Thematisiert wurden dabei auch die Schicksale der entlassenen Mitglieder des Staatsopernorchesters (zugleich Wiener Philharmoniker). Der inzwischen abgewählte Vorstand der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg, hatte dafür erst nach großem Widerstand und nur partiell Zutritt zum Archiv gewährt und war bei der Austellungseröffnung nicht anwesend. Hoffentlich sind diese Zeiten vorbei!

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