Kommentare
17. August 2008
Widerstandskämpfer und Humanist
harald.walser | 17. Aug, 00:18
Gestern wurde der Dornbirner Textilarbeiter August Weiß beerdigt. Ich habe mit ihm vor einem Vierteljahrhundert eine faszinierende Persönlichkeit kennengelernt. Aus der katholischen Arbeiterbewegung kommend, war er geprägt von einem humanistischen Weltbild, das niemanden ausgegrenzt hat. August war ein Arbeiter, der sich mit Philosophie ebenso beschäftigt hat wie mit Politik. In der NS-Zeit hat der 1921 geborene Dornbirner seine Grundsätze konsequent gelebt und wurde aus politischen Gründen auf eine Illwerke-Baustelle in der Silvretta dienstverpflichtet. Der Einberufung in die Wehrmacht wollte er sich im Februar 1941 durch einen abenteuerlichen Fluchtversuch entziehen und nicht mit der Waffe für einen Sieg des nationalsozialistischen Deutschland kämpfen. Die Flucht misslang, August wurde bis September 1942 im Soldaten-KZ Aschendorfer Moor bei Esterwege in Norddeutschland inhaftiert, dann im Wehrmachtsgefängnis Torgau. Später erhielt August "Frontbewährung" im berüchtigten Bewährungsbataillon 500 an der Ostfront, was nur ganz wenige überlebten.
Menschen wie August Weiß hatten es nach 1945 schwer. Für die Nachkriegsgesellschaft waren sie das personifizierte schlechte Gewissen, die soldatischen Traditionsverbände pflegten das Bild von den "Pflichterfüllern" und verweigerten sich einer kritischen Auseinandersetzung.
Natürlich waren nicht alle Wehrdienstverweigerer auch Widerstandskämpfer. Sehr differenziert hat sich Maria Fritsche mit diesem Thema auseinandergesetzt (Entziehungen. Österreichische Deserteure und Selbstverstümmler in der Deutschen Wehrmacht. Wien 2004). In Vorarlberg ist es vor allem Meinrad Pichler zu verdanken, dass wir einiges über Wehrdienstverweigerung wissen (siehe etwa http://www.malingesellschaft.at/pdf/pichler-volkmann.pdf).
August Weiß war ein Widerstandskämpfer. Ich habe ihn mehrmals an meine Schule eingeladen, wo er den SchülerInnen in beeindruckender Weise und ohne jegliches Pathos von seinen Erlebnissen erzählte. Die Verwilderung der politischen Sitten und der Sprache in unserem Land nach dem Aufkommen der FPÖ ab Ende der Achtzigerjahre hat zu seinem weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit geführt. Nur noch im Kreis der Johann-August-Malin-Gesellschaft, der Ehrenmitglied er war, hat August über die Vergangenheit erzählt und diskutiert. Wir verlieren mit ihm einen herzensguten Menschen und ein Vorbild!
Menschen wie August Weiß hatten es nach 1945 schwer. Für die Nachkriegsgesellschaft waren sie das personifizierte schlechte Gewissen, die soldatischen Traditionsverbände pflegten das Bild von den "Pflichterfüllern" und verweigerten sich einer kritischen Auseinandersetzung.
Natürlich waren nicht alle Wehrdienstverweigerer auch Widerstandskämpfer. Sehr differenziert hat sich Maria Fritsche mit diesem Thema auseinandergesetzt (Entziehungen. Österreichische Deserteure und Selbstverstümmler in der Deutschen Wehrmacht. Wien 2004). In Vorarlberg ist es vor allem Meinrad Pichler zu verdanken, dass wir einiges über Wehrdienstverweigerung wissen (siehe etwa http://www.malingesellschaft.at/pdf/pichler-volkmann.pdf).
August Weiß war ein Widerstandskämpfer. Ich habe ihn mehrmals an meine Schule eingeladen, wo er den SchülerInnen in beeindruckender Weise und ohne jegliches Pathos von seinen Erlebnissen erzählte. Die Verwilderung der politischen Sitten und der Sprache in unserem Land nach dem Aufkommen der FPÖ ab Ende der Achtzigerjahre hat zu seinem weitgehenden Rückzug aus der Öffentlichkeit geführt. Nur noch im Kreis der Johann-August-Malin-Gesellschaft, der Ehrenmitglied er war, hat August über die Vergangenheit erzählt und diskutiert. Wir verlieren mit ihm einen herzensguten Menschen und ein Vorbild!
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