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Integration

25. Januar 2015

SPÖ und ÖVP im Wettstreit um die Gunst der Rechten und Ausländerfeinde!

Bildung_Kind_ChancengerechtigkeitDas Wettrennen von SPÖ und ÖVP um die Gunst von ausländerfeindlichen WählerInnen wird zusehends ekelhafter. Während SPÖ-Vertreter mit Forderungen nach Zwangsdiensten für „Integrationsunwillige“ für Schlagzeilen sorgten, wollte Integrationsminister Sebastian Kurz mit rechtspopulistischen Sprüchen nicht nachstehen.
Er verlangt mehr „Härte und klare Konsequenzen für Schüler, die sich der Integration verweigern“, darunter versteht er „verpflichtende Arbeiten“ in der Freizeit und „mehr Rechte“ für Lehrerinnen und Lehrer wie das „direkte Einschalten“ von Jugendamt und Polizei. Es gebe „Eltern, die nicht zu Sprechtagen kommen und Vorladungen ignorieren“, für die soll es – so wörtlich „Verwaltungsstrafen hageln“.
Kurz zeigt sich nun als Wolf im Schafspelz und bedient hier ganz offen und bewusst xenophober Sprüche. Er hat kein Problem damit, dass seine ÖVP im Parlament in den letzten Wochen genau jene Grünen Vorschläge ablehnt, die er populistisch wieder einmal präsentiert: Ethikunterricht für alle und Politische Bildung als Pflichtfach.
Beim Gedanken, an welche Ethik er denkt, wird mir angesichts seiner rezenten Aussagen allerdings übel: Strafdienst für Kinder (!) bei Nichteinhaltung seiner hochgepriesenen Werte? Und welche Politische Bildung? Jene, wie sie sein Parteikollege Erwin Pröll in Niederösterreich mit einem autokratisch anmutendem Regierungsverständnis vorlebt?
Eines sei den SPÖ- und ÖVP-Funktionären, die nun Integrationsunwilligkeit sanktionieren wollen, ins Parteibuch geschrieben: In Sachen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hat die FPÖ die Nase vorn. Und die davon angesprochenen WählerInnen werden zum Schmied und nicht zum Schmiedle gehen. Diesen Wettlauf werden sie verlieren. Stattdessen befördern sie mit diesen unwürdigen Wahlkampfaussagen genau jenes Klima, gegen das sie angeblich auftreten: Intoleranz und Radikalisierung.
Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
25. August 2014

... während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird

Oesterreichischer_PassDer Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so eine einfache Weise zustande wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustande kommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“ (Bertolt Brecht: Der Paß. In: Flüchtlingsgespräche, 1961)

Am 23.8. hat Der Standard meinen Kommentar über die absurden Vorgängen rund um den Nachweis von Deutschkenntnissen zum Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft veröffentlicht. Inzwischen haben mich viele Reaktionen erreicht, in denen mir weitere Fälle geschildert wurden. Hier nur wenige Auszüge daraus:
Eine Schülerin einer Handelsschule, die an einem Redewettbewerb teilgenommen und in ihrem Bundesland den 3. Platz belegt hat, soll ihre Deutschkenntnisse nachweisen. Dies, obwohl sie ein Zertifikat über die Niveaustufe B2 nachweisen kann.
Eine Person übersiedelte als Kind von Deutschland nach Österreich, wo sie die Matura absolvierte. Danach folgte ein abgeschlossenes Studium in Wien. Auch sie sollte ihre Deutschkenntnisse nachweisen.
Um die Sache rechtlich klarzustellen: MuttersprachlerInnen müssen die Deutschkenntnisse NICHT nachweisen: „Der Nachweis nach Abs. 1 Z 1 gilt als erbracht, wenn (...) die deutsche Sprache die Muttersprache des Fremden ist“. (Staatsbürgerschaftsgesetz, §10a, Absatz 4, Z 1)
Wir wissen, dass viele Beamte ihre Spielräume ausnützen und den AntragstellerInnen helfen. Doch auch sie verzweifeln manchmal an den restriktiven Bestimmungen. Originalkommentar zu einer Deutschprüferin: „An Leute wie Sie hat der Gesetzgeber nicht gedacht.“ Andere Beamte sind schlichtweg uninformiert und überfordert. Das hat zuallererst der österreichische Gesetzgeber zu verantworten, der nicht nur restriktiver vorgeht als die allermeisten OECD-Staaten, sondern zudem in der konkreten Ausgestaltung der Gesetze gepfuscht hat.
Eine Matura und ein nicht abgeschlossenes Studium reichen hierzulande, um Außen- und Integrationsminister zu werden. Aber merke: nur, wenn man hier geboren ist! Eine höhere Qualifikation genügt offensichtlich nicht, um die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Womit wir wieder bei Brecht wären ...
16. August 2014

Sprache und Integration: Pauschallösungen gibt es nicht!

Buchstaben
Am 1. August veröffentlichte der Standard einen Kommentar des emeritierten Bildungs-wissenschaftlers Karl-Heinz Gruber. Tenor des Artikels war Grubers Aufruf an Eltern (und hier vor allem an die Mütter!) von MigrantInnen-kindern, mit ihrem Nachwuchs zu Hause doch Deutsch zu sprechen. In einem gebe ich Gruber recht: Dass nämlich die fundamentale muttersprachliche Sozialisation in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes stattfindet. Aber von welcher „Muttersprache“ redet Gruber? Nein, nicht von den Herkunftssprachen der Eltern, sondern erstaunlicherweise von Deutsch. Damit widerspricht Gruber allen Erkenntnissen der Spracherwerbsforschung – entsprechende Reaktionen folgten denn auch postwendend von der Migrations- und Bildungsforscherin Barbara Herzog-Punzenberger und vom Experten für Mehrsprachigkeitsforschung Hans-Jürgen Krumm.
Gruber ist mit einer Replik auf die Repliken dann etwas „zurückgerudert“, den Kern seiner Aussage hält er allerdings aufrecht: „Was ist daran auszusetzen, wenn Einwanderereltern dazu ermuntert werden, mit ihren Kindern Deutsch zu sprechen? Nichts.“ Sein Statement mag in manchen Ohren zwar gut klingen, bleibt aber auf einer seichten, populistischen Ebene, denn es gibt gerade hier laut Wissenschaft keine Antwort, die pauschal richtig wäre.
Grubers Kommentare zeigen ein Merkmal des österreichischen Integrationsdiskurses auf: Bestimmend sind vielfach jene, die sich mit der Materie kaum oder gar nicht wissenschaftlich beschäftigt haben. Dies reicht von manchen Medien über die FPÖ bis zum Expertenrat für Integration, in dem unter 17 Mitgliedern gerade einmal eine einzige wissenschaftlich ausgewiesene Expertin für Sprachenfragen, nämlich die Linguistin Ruth Wodak, vertreten ist. Und genau sie hatte sich zu den im Vorfeld kolportierten Meldungen zum aktuellen Integrationsbericht des Expertenbeirats kritisch in Bezug auf die Deutsch-Vorbereitungsklassen für Kinder geäußert: „Da wird von segregierten Klassen gesprochen – davon ist im Bericht keine Rede.“ (http://derstandard.at/2000003518425). Tatsächlich wird im inzwischen erschienen Integrationsbericht 2014 die Einrichtung von „speziellen Vorbereitungsklassen für QuereinsteigerInnen“ nach dem Modell des Hamburger Kompetenzzentrums „FörMig“ (Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund) empfohlen. Zentraler Pfeiler des FörMig-Konzepts ist allerdings eine durchgängige Sprachbildung, die auf regelmäßige Diagnosen (Sprachstandserhebungen) setzt und auf eine gezielte, individualisierte Förderung der Bildungssprache (dieser Terminus ist bewusst gewählt!), die an die bereits vorhandenen Ressourcen von Kindern und Jugendlichen knüpft. Aber hier, und auch das belegen Forschungen, braucht es ein entsprechendes Diagnoseinstrumentarium und dann vor allem ExpertInnen, die fähig sind, die Daten zu interpretieren und auf sie in geeigneter Weise zu reagieren. Dafür benötigen wir ZUERST angemessene Arbeitsbedingungen in den Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen und exzellent ausgebildete PädagogInnen. Um jedoch so weit zu kommen, sind ein Umbau unseres Bildungssystems und eine radikale Umstrukturierung unserer LehrerInnenbildung notwendig. Es ist allerhöchste Zeit, sich dafür stark zu machen!

Für die „Grüne Schule“ gilt: „Kein Kind zurücklassen!“
4. März 2014

Tirol: Inklusion „werden Beine gemacht“!

Inklusion_2Viel einfacher kann man es nicht auf den Punkt bringen, was für Schule und Unterricht zu gelten hat: „Es ist normal, verschieden zu sein!“ So hat das vor einiger Zeit Daniel Landau auf Ö1 zum Thema Inklusion in der Schule formuliert („Gedanken für den Tag“).
In Tirol nimmt man sich das zu Herzen. Landesrätin Beate Palfrader hat erstmals einen Landeskoordinator für Inklusion bestellt und mit Roland Astl eine ideale Persönlichkeit dafür gefunden („Der Integration werden Beine gemacht“). Ich habe mich bei ihm selbst im Bezirk Reutte davon überzeugt: Astl leitet seit 1999 das Sonderpädagogische Zentrum (SPZ) in Reutte und hat in dieser Zeit dafür gesorgt, dass alle behinderten Kinder in diesem Bezirk in Regelschulklassen der Volksschulen, Neuen Mittel- und Polytechnischen Schulen unterrichtet werden - die Quote beträgt im Außerfern 100 Prozent, in ganz Tirol nur 36 Prozent (österreichweit sind es 55%). Es gibt also einiges zu tun!
Astl weiß, dass beim gemeinsamem Lernen alle gewinnen. Der Hirnforscher Gerald Hüther hat das so ausgedrückt: „Wir wissen inzwischen, dass die besten Lernprozesse nicht einzeln funktionieren, alleine kann niemand seine Potenziale entfalten, sondern immer in Gemeinschaft.“ LehrerInnen müssen dabei unterstützt werden, aus einem „zusammengewürfelten Haufen“ in einer Schulklasse ein leistungsorientiertes Team zu machen: „Dort, wo die Inklusion funktioniert, profitieren nicht nur die, die wir als Behinderte bezeichnen, die ein Handicap mitbringen. Sondern davon profitieren vor allem auch die 'High-Performer', die gute Zensuren haben.“ Sie lernen, dass es Spaß macht, gemeinsam in einer Klasse zusammen zu arbeiten und dass es einem auch selbst Würde verleiht.
Wann, wenn nicht bei diesem Thema, gilt mein Motto für die „Grüne Schule“: „Kein Kind zurücklassen!“
30. Oktober 2012

Sebastian Kurz - um welche „Werte“ geht es?

Schwarz-macht-geilSebastian Kurz ist zum Glück nicht mehr mit dem von ihm so bezeichneten „Geilomobil“ unterwegs (Bild). Sachlicher geworden ist er aber kaum. Der Staatssekretär macht es einem sehr schwer, seine öffentlichen Ansagen ausgewogen zu kommentieren - Kurz ist noch immer schlicht zu populistisch und arbeitet de facto Heinz-Christian Strache in die Arme!
Neues Beispiel sind die Kurz-Thesen zu einer „Staatsbürgerschaftsprüfung neu“. Er will „Werte“ abfragen. Die Frage ist, um welche „Werte“ es dabei geht.
Der jugendliche Staatsekretär hat im April diesen Jahres als Reaktion auf meine parlamentarische Anfrage und auf die darauf folgenden Medienberichte eine Überarbeitung der Staatsbürgerschaftsprüfung angekündigt. Weg vom Wissen solle der Test gehen, hin zu den Werten. Welche Werte das nun genau sind, wie man diese „abfragt“ und wer sie definieren wird - das alles ist er bisher freilich schuldig geblieben.
Ein Blick in die Geschichte sollte Kurz bei der Suche helfen: Es war im Austrofaschismus, als erstmals eine Staatsbürgerkunde eingeführt wurde, die eine Erziehungsfunktion als Ziel definierte. Das begann im April 1933 mit der Aufhebung des Glöckel-Erlasses, womit die 14-jährige Trennung von Staat bzw. Schule und Religion ein jähes Ende fand („Glöckel-Erlass aufgehoben. Forträumung des Revolutionsschuttes auch im Unterrichtswesen“, war damals in der christlichsozialen „Reichspost“ zu lesen), setzte sich fort mit der Verfügung, dass nach Beendigung der Schulgottesdienste die Bundeshymne zu singen sei und führte per Erlass zur Forcierung der „vaterländischen Erziehung“, die eine „Erfassung des inneren Menschen und Bildung einer gediegenen Gesinnung“ bezwecken sollte. 1949 folgte ein „Erlass zur Staatsbürgerlichen Erziehung“, der auf „die Weckung und Pflege des Österreichischen Heimat- und Kulturbewusstseins“ und die Erziehung „zu treuen und tüchtigen Bürgern der Republik“ abzielte. Ende der 1970er Jahren wurde damit Schluss gemacht, heute definiert der Lehrplan als Ziel politischer Bildung u.a.: „Der Unterricht soll die Bereitschaft und Fähigkeit zu politischem Handeln fördern. Dazu ist es erforderlich, eigene Positionen zu artikulieren, Positionen anderer zu verstehen und aufzugreifen, sowie an der gemeinsamen Entwicklung von Lösungen mitzuwirken.“
Staatssekretär Kurz lässt nun an einer Rot-Weiß-Rot-Fibel basteln, worin stehen wird, „wie Österreich tickt“ und die als Grundlage für den neuen, „wertebasierten“ Staatsbürgerschaftstest dienen soll. Der Erwerbsprozess der Staatsbürgerschaft mit integrierter Erziehungsfunktion? – Hoffentlich kein pädagogischer Rückgriff auf vergangene Zeiten, von denen wir meinten, sie seien längst vorbei.
Wie schreibt Lisa Nimmervoll in einem hervorragenden Standard-Kommentar zum Nationalfeiertag? „Das ist das Problem mit der rhetorischen Wertehuldigung. Die verbale Flucht zu neuen oder alten ‚Werten’ ist eher ein suspektes Zeichen. Wer so offensiv über Werte reden muss, könnte Defizite oder Makel im Handeln kaschieren wollen.“
10. Juni 2012

„Österreichische Demokratielehre“ oder „Kunst, parlamentarische Anfragen nicht zu beantworten“

Oesterreichischer_PassVorzeigemigrantin Olja Alvir hat sich freiwillig einer Nachprüfung unterzogen und auf Fragen des Einbürgerungstests überaus kompetent geantwortet (Nachsitzen beim Einbürgerungstest).
Ich habe im Jänner 2010 und im April 2011 zwei parlamentarische Anfragen zu den Skurrilitäten der österreichischen Staatsbürgerschaftsprüfung an das Innenministerium gestellt. Die Antworten waren bisweilen ebenfalls recht skurril. Hier ein „Best of“:
2010
Frage: Welche ExpertInnen welcher Ressorts und Einrichtungen nahmen an der Erstellung der Lernunterlage teil? Wir ersuchen um namentliche Nennung insbesondere der ExpertInnen aus „Lehre und Forschung“ sowie „HistorikerInnen und ErwachsenenbildnerInnen“.
Innenministerium: Die Arbeitsgruppe für die Erstellung der Lernunterlage des Bundes setzte sich aus Beamten und Beamtinnen des seinerzeitigen Bildungsministeriums, meines Ressort, aus Vertretern der Länder, Experten für Menschenrechte, Historikern und Pädagogen (Erwachsenenbildung) zusammen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen muss von einer Nennung der Namen Abstand genommen werden.
Wir lernen: Viele „Experten“ haben mitgewirkt, aber sie müssen geschützt werden. Verständlich: Wer will schon bei so einem Produkt genannt werden? Tröstlich dabei: Unser Innenministerium nimmt den Datenschutz sehr ernst!

Frage: Wurde die Lernunterlage vor Veröffentlichung von und mit MigrantInnen getestet?
a) Falls nein, weshalb nicht?
b) Falls ja, was waren die konkreten Rückmeldungen? Wie wurden diese eingearbeitet?
Innenministerium: Bei der Lernunterlage handelt es sich um eine freiwillige und kostenlose Serviceleistung, welche der Staatsbürgerschaftswerber annehmen kann, wobei es ihm jedoch unbenommen bleibt, sich anhand anderer Quellen auf die Prüfung vorzubereiten.
Wir lernen: Das Prinzip der Lernautonomie wird vom hiesigen Innenministerium sehr ernst genommen. Ein Lob der Freiwilligkeit!

Frage: Ist eine Evaluierung der Lernunterlage und des Staatsbürgerschaftstests in Bezug auf Tauglichkeit zur Integrationsförderung und eine Überarbeitung der Lernunterlage sowie des Tests bzw. der Testform geplant?
a) Falls nein, weshalb nicht?
b) Falls ja, bis wann und unter der Einbindung welcher ExpertInnengruppen?
Innenministerium: An eine Adaptierung der Lernunterlage mit dem Fokus auf die Integrationsförderung ist derzeit nicht gedacht, jedoch wird die Lernunterlage unter anderen Gesichtspunkten derzeit einer Evaluierung und Überarbeitung unterzogen.
Wir lernen: 1. Die Staatsbürgerschaftsprüfung dient nicht der Integrationsförderung. Wir lernen leider nicht, wozu sonst. 2. „Derzeit“ dauert im Innenministerium ziemlich lang – nun schon mehr als zwei Jahre!

Frage: Ist es sinnvoll, StaatsbürgerschaftswerberInnen Kenntnisse abzuverlangen, die angesichts der Fehler in der Lernunterlage selbst „ExpertInnen" des BM.I. nicht vorweisen können?
Innenministerium: Meinungen und Einschätzungen sind nicht Gegenstand des parlamentarischen Interpellationsrechtes.
Wir lernen: Die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Dingen sollte nicht gestellt werden.

Und morgen ein paar Beispiele aus dem Jahr 2011!
28. Januar 2011

Wo steht die „Gülen-Bewegung“ in Österreich?

Viele Menschen in Österreich haben Angst. Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor gesellschaftlichem Abstieg, Angst vor allem Unbekannten. Strache & Co verstehen es, diese Verunsicherung breiter Bevölkerungsschichten für ihre politischen Spielchen zu nutzen. Sie schaffen ein Feindbild, sie präsentieren einen Sündenbock und ziehen viele verunsicherte Menschen auf ihre Seite. Das aktuelle Feindbild ist der Islam.
Die Gegenseite – auch wir Grüne sind gefragt – darf einen Fehler nicht machen: Im Reflex „den“ Islam gegen alle Angriffe zu verteidigen. Denn natürlich gibt es innerhalb der islamischen Schulen sehr unterschiedliche Strömungen auch hier in Österreich viele problematische. Ich habe auf diesem Blog mehrfach darauf hingewiesen (Herr Schakfeh, nehmen Sie Stellung!).
Nun sind mir auch Berichte zugetragen worden über in Österreich aktive Bruderschaften und Gesellschaften mit angeblich sektenhaftem Charakter. Im Mittelpunkt steht dabei die „Fethullah Gülen“ und/oder die „Nurculuk-Bewegung“. Sie sollen in der Türkei eine sehr dominante Rolle spielen, vielfach die türkische Politik steuern und zunehmend Einfluss im übrigen Europa gewinnen. Necla Kelek nennt die Bewegung(en) eine „Sekte mit Konzernstruktur“.
„Fethullah Gülen“ und „Nurculuk“ sind auch unter den türkischen ImmigrantInnen in Österreich aktiv, insbesondre unter den heranwachsenden AkademikerInnen. Vorwürfe, die Schulen wären eine Rekrutierungsinstitution für Islamisten, hielten bisher keiner ernsthaften Überprüfung stand, die Verantwortlichen präsentierten sich eher als VertreterInnen eines moderaten Islam. Es gibt aber auch Warnzeichen: Auf einem Video aus dem Jahre 1999 wies Gülen Anhänger an, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, an dem man das System von innen her islamisieren könnte.
ExpertInnen bezeichnen das Phönix-Bildungsinstitut sowie Wonder-Institut (in Wien und zunehmend auch in den Bundesländern aktiv) als der „Gülen-Bewegung“ sehr nahestehend.
Information über die Aktivitäten dieser Bewegungen und eine Diskussion darüber sind notwendig und helfen, Misstrauen zu und Ängste zu beseitigen.
5. November 2010

Entlassung wegen Kopftuch!

Das darf doch nicht wahr sein! Bei den Vorarlberger Kraftwerken (VKW) wurde eine neue Putzfirma engagiert, weil es „nicht so perfekt“ funktionierte, gabe es eine Manöverkritik. Dabei hat ein Vertreter der VKW gemeint, man wolle „bei den VKW keine Kopftücher“. Das führte zur Entlassung von zwölf Kopftuch tragenden Frauen durch eine Reinigungsfirma.
Unsere Landtagsabgeordnete Vahide Aydin hat umgehend reagiert: „Eine solche Handlungsweise ist eindeutig diskriminierend! Es ist unerhört, dass ein Mitarbeiter – in welcher Position auch immer – meint, Frauen wegen des Kopftuchs unter Druck zu setzen. Das widerspricht dem Antidiskriminierungsgesetz. Hier zählt nicht die Leistung der Frauen, sondern die Kleidung, in der diese Frauen leerstehende Büros reinigen.“
Hier scheinen langsam Dämme zu brechen. Natürlich muss jeder und jede in Österreich Verfassung und Gesetze respektieren. Das muss aber vor allem den VKW ins Stammbuch geschrieben werden. Das Positive an der Geschichte: Die VKW haben umgehend reagiert und sich entschuldigt (Putzfrauen Kopftuch untersagt). Vahide Aydin: „Ich appelliere an alle Betriebe in Vorarlberg: Schaut nicht auf die Kleidung, sondern darauf, was die Person für Ihren Betrieb leisten kann.“
2. Oktober 2010

Herr Schakfeh, nehmen Sie Stellung!

Anas Schakfeh und kein Ende! Immer wieder gerät der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) in die Schlagzeilen. Diesmal berichten die Tiroler Tageszeitung (Islamische Gemeinde soll Lehrer zum Mitgliederkeilen zwingen) und die ÖVP-Zeitung Neues Volksblatt davon, dass er in einer Rede vor Islam-LehrerInnen aus ganz Österreich von ihnen vor Schulbeginn gefordert habe, „in der ersten Woche nichts anderes zu tun, als Schülerinnen und Schüler und ihre Geschwister und ihre Eltern zu registrieren“ - oder mit anderen Worten, sie als Mitglieder für die IGGiÖ zu werben. Zur Klarstellung: ReligionslehrerInnen aller Konfessionen werden vom Staat bezahlt, um den SchülerInnen die jeweilige Religion zu vermitteln. Es ist nicht Aufgabe von vom Staat bezahlter ReligionslehrerInnen, Mitglieder zu werben. Laut Zeitungen habe Schakfeh auch klargestellt, dass die LehrerInnen nicht nur selbst IGGiÖ-Mitglied sein, sondern auch dafür sorgen müssten, dass die ganze Familie beitrete. Andernfalls, so Schakfeh, „werden sie ihren Posten verlieren“.
Schakfeh muss aus meiner Sicht sofort klarstellen, ob er die Rede in dieser Form gehalten hat. Falls er wirklich seine Funktion als Präsident der IGGiÖ missbraucht hat und aus seinen Islam-LehrerInnen Keiler für die Glaubensgemeinschaft machen wollte, dann ist er nicht mehr tragbar. Dann muss Schakfeh seine Drohungen gegenüber den ReligionslehrerInnen zurücknehmen, sich entschuldigen und sofort zurücktreten.
23. August 2010

Darf Österreich Saalfelden werden?

Man stelle sich vor, nicht einmal die germanischen Krieger für das christliche Abendland haben etwas gegen eine Moschee samt Minarett („Moschee in Saalfelden stört nicht einmal die FPÖ“). Das gibt es tatsächlich! Anscheinend völlig unbemerkt von den politischen Brunnenvergiftern in Wien hat in Salzburg nämlich nicht einmal die FPÖ etwas einzuwenden gehabt gegen eine Moschee samt acht Meter hohem Minarett. Sogar Salzburgs oberster Blauer, Karl Schnell, ist sich sicher: „Das stößt keinen vor den Kopf!“ Na also, geht doch!
Ganz anders hören sich allerdings die Reaktionen auf den Vorschlag von Anas Schakfeh an. Der scheidende Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat am Sonntag für die fast 500.000 Moslems in Österreich eigentlich nur eine Selbstverständlichkeit gefordert: eine auch nach außen sichtbare Moschee in jedem Bundesland („Islam-Gemeinschaft will Minarett in jeder Hauptstadt“). Schakfeh: „Eine Moschee soll nicht versteckt sein. Denn versteckte Dinge sind immer problematisch und verdächtig. Wir wollen weder problematisch, noch verdächtig sein, sondern ganz normale Bürger und Bürgerinnen des Landes.“
Nicht immer stimme ich mit Schakfeh überein, bei dieser Aussage aber zu 100 Prozent. Wer gegen diese Selbstverständlichkeit auftritt, der hat anderes im Sinn als die Rettung des Abendlandes!

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