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6. November 2008

ÖVP fordert mehr und größere Moscheen!

Stimmt natürlich nicht. In Deutschland hingegen kann ein konservativer Landeshauptmann (Ministerpräsident) so etwas fordern: Im Stadtteil Marxloh der Stahl- und Kohlestadt Duisburg wurde vor zehn Tagen die größte Moschee Deutschlands eröffnet - im Gegensatz zum bürgerlicheren Köln ohne ein Wort der Kritik.
Reichlich absurd wirkt eine Facette dieses Vorgangs: Die Rohbauarbeiten der Moschee wurden von einer reichlich seltsamen Firma durchgeführt, dem Solinger Bauunternehmen Günther Kissel. Kissel ist Holocaustleugner und Mitglied der Anti-Islamischen und fremdenfeindlichen Partei "proNRW". Er vertritt offen rechtsradikales und antisemitisches Gedankengut und leistet Spenden an rechte Parteien wie die NPD. Wer gibt so einem Herrn einen derartigen Auftrag? Warum nimmt so ein Herr einen derartigen Auftrag an? Moral und Grundsätze scheinen da keine Rolle zu spielen.
Diese Vorgänge sind erstaunlich, das Ergebnis aber sehr positiv. Vielleicht war das gar ein Grund, dass der Bau so problemlos über die Bühne gegangen ist? Die Medien sprechen jedenfalls vom "Wunder von Marxloh".
Für uns im Ländle ist etwas anderes noch bemerkenswerter. Bei der Einweihung kommt es zu beeindruckenden Reden: Ministerpräsident Jürgen Rüttgers von der CDU forderte angesichts von knapp einer Million in Nordrhein-Westfalen lebender Muslime mehr (!) Moscheen. Diese Gotteshäuser dürften nicht in den Hinterhöfen entstehen, sondern müssten sichtbar und erkennbar sein.
Die Duisburger Moschee hat 1200 Gebetsplätzen und 2500 Quadratmetern Fläche. Und sie hat all das, was die Landes-ÖVP im Schlepptau der FPÖ zu verhindern versucht: Sie ist bewusst in traditionell-osmanischer Architektur mit Anklängen an die berühmte Hagia Sofia in Istanbul gebaut und somit ein selbstbewusstes Zeichen türkisch-muslimischer Kultur und Identität.
Selbstbewusstsein hat nichts mit Aggressivität zu tun: Jahre vor Baubeginn wurde damit begonnen, die Unterstützung von Kirchen und Nachbarn zu bekommen. Es wurde hart gestritten (der Muezzin-Ruf wurde beispielsweise nicht durchgesetzt). Heute ist die Moschee eine Begegnungs- und Schulungsstätte mit Sprach- und Integrationskursen für türkische Frauen und Einladungen für deutsche SchülerInnen. Hat jetzt vielleicht sogar der Baumeister Kissel seine Freude damit?
"Das ist unsere Moschee", meinte Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (ebenfalls CDU) bei der Eröffnung. Schöne Grüße an die ÖVP und Landeshauptmann Sausgruber!

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Kommentare
Zuchristian Elmar (Gast) - 6. Nov, 08:46

Auch in Vorarlberg ist der Bau von Moscheen, sogar mit Minaretten weiterhin möglich

Die Entscheidung darüber hat sich in die Gemeinden verlagert.
Wenn beispielsweise die Bludenzer eine Moschee bauen wollen, kann dies, auch nach dem neuen Gesetz nicht verhindert werden.

Übrigens kommt im neuen Gesetz weder das Wort Moschee, noch das Wort Minarett vor.

Das unleserliche Gesetz habe ich nicht gefunden, wohl aber den Antrag dazu, welcher bekanntlich angenommen wurde.

http://activepaper.tele.net/vntipps/ferienwohnung_widmungswidrig_raumplanungsrecht_vorarlberg_novelle.pdf

harald.walser - 6. Nov, 17:23

Lieber Herr Zuchristian!

Nur zur Information die vorgenommenen gesetzlichen Änderungen:
• Raumplanungsgesetz:
§ 16a: Die Gemeindevertretung kann nunmehr durch Verordnung bestimmen, dass „publikumsintensive Veranstaltungsstätten“ auf Flächen mit Widmung Kern-, Wohn- und Mischgebiet nur mehr bei Sonderwidmung errichtet werden dürfen (publikumsintensiv – mind. 150 Besucher).
• Baugesetz:
Ebenfalls die Gemeindevertretung kann jetzt durch Verordnung auch nur für bestimmte Bauvorhaben vorsehen, dass ein Antrag auf Baugrundlagenbestimmung zu stellen ist und zwar wenn aufgrund von Art, Lage, Größe, Form oder Verwendung bestimmte Interessen (bspw. örtliche Raumplanung, Schutz des Orts- und Landschaftsbildes) besonders berührt werden.
§ 50a ermächtigt die Landesregierung eine Verordnung zu erlassen, nach der bei bestimmten Bauvorhaben, die das Orts- und Landschaftsbild besonders berühren, zwingend eine Gutachten eines Amtssachverständigen durch die Gemeinde einzuholen ist. In der Folge kann die Landesregierung gegen eine Baugrundlagenbestimmung oder eine Baubewilligung Amtsbeschwerde an den Verwaltungsgerichtshof wegen Verletzung des Orts- und Landschaftsbildes erheben.

Und ein Zitat:
FPÖ-Landesrat Dieter Egger: "Wir haben nun aus Sonderwidmung, Baugrundlagenbestimmung und Ortsbild ein Geflecht, wo kein Minarett durchrutschen kann." Und: "Man soll nicht immer um den Brei herumreden, Integration funktioniert nicht." "Türken grüßen nicht. Mädchen kommen mit dem Kopftuch in die Schule. Der aus der Türkei gesteuerte Fundamentalismus wird immer größer."
DER STANDARD Printausgabe 10.4.2008

Elmar Zuchristian (Gast) - 6. Nov, 20:30

Das glaubt aber auch nur der Herr Egger,

dass nach den Änderungen im Raumplanungsgesetz kein Minarett mehr gebaut werden kann. Schließlich haben wir in Österreich Religionsfreiheit und der Islam ist eine in Österreich staatlich anerkannte Religion. Schlimmstenfalls entscheidet dann der Verwaltungsgerichtshof, ob, was und wie gebaut wird. Aber mit dem Gesetz kann nichts verhindert werden. Das Problem ist höchstens, dass es kaum ein Mensch lesen kann...

Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich Politiker so engstirnig gegen den Bau von Moscheen mit Minaretten stellen. Gut geplant, könnten solche Bauwerke sogar unsere Kulturlandschaft bereichern. Und wer sich vor einem Minarett fürchtet, der sollte im Bett liegen bleiben und keinesfalls auf die Straße gehen, denn dort drohen mehr Gefahren, als von Minaretten bzw. Moscheen ausgehen.

Von Symbolen der Macht kann jedenfalls nicht die Rede sein. Da müssten unsere Kirchtürme samt Glocken auch entfernt werden. Denn auch die Kath. Kirche hat über Jahrhunderte hinweg Macht über die Menschen ausgeübt. Heute tut sich die Kirche damit freilich schwerer, denn so leicht lassen sich die Menschen nicht mehr mit Hilfe von Dogmen „domestizieren“.
Jakob Kimbink (Gast) - 19. Mai, 15:20

Ihnen is aber schon klar, dass die Hagia Sophia ursprünglich eine oströmische Kirche war? Sie wurde unter Justinian erbaut. Die Minarette erst nach dem Fall von Konstantinopel zugefügt. Als Zeichen für den Sieg über das Christentum. Somit ist die Hagia Sophia kein traditioneller osmanisch-muslimischer Bau. Heute ist sie ein Museum. Möglicherweise meinten sie, aber auch die Blaue Moschee.

Auch ich finde die Moschee in Duisburg äußerst gelungen.

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