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30. Oktober 2011

ÖVP-Bildungsbeton-Fraktion jubelt - vielleicht zu früh!

Zerschlagt den BildungsbetonKann Beton jubeln? An sich natürlich nicht. Es gibt aber Ausnahmen, wenn es sich um die fleischgewordene Reformverhinderungsfraktion handelt. Und damit wären wir bei einigen ÖVP-Proponenten.
International belächelt, nennt sich die ÖVP-Organisation der AHS- und BHS-LehrerInnen ja „ÖPU“ - also „Österreichische Professoren Union“ (obwohl es ja auch hier schon weibliche Mitglieder geben soll).
In einem „aktuellen Rundschreiben“ wird von der ÖPU nun der Sieg über die zarten Reformansätze in der SPÖ bejubelt: „Mittelschule kommt, Gymnasium bleibt!“ In der Tat: Claudia Schmieds Gesetzesentwurf würde das bestehende Schulsystem mit der viel zu frühen Trennung der Kinder mit neuneinhalb Jahren aufrecht erhalten. Ihre „Neue Mittelschule“ ist ein Etikettenschwindel: Türschild „Hauptschule“ runter, Türschild „Neue Mittelschule“ rauf. In Wirklichkeit bleibt im System - trotz einiger Verbesserungen in der Hauptschule - alles beim Alten.
Ich komme gerade aus Finnland, wo man diese weltweit viel zu frühe Separierung mit höflicher, aber doch deutlicher Verwunderung zur Kenntnis genommen hat. Es sprechen nämlich alle Ergebnisse in internationalen Studien eine deutliche Sprache. Kein verantwortungsbewusster Mensch kann daher für die Beibehaltung unseres System eintreten. Für die bildungspolitische ÖVP-Steinzeitfraktion aber ist mit diesem Gesetz der Stillstand garantiert (womit sie leider recht hat) und daher Jubel angesagt: „Jetzt aber heißt es feiern: den Erhalt unseres staatlich finanzierten vielfältigen Schulwesens und damit auch den der AHS-Langform!“
BildungsvolksbegehrenVielleicht zu früh gefreut. Claudia Schmied und die SPÖ haben zwar aufgegeben, aber es gibt Hoffnung. Ab Donnerstag dieser Woche kann die Bevölkerung ein Zeichen setzen und das Bildungsvolksbegehren unterschreiben. Und damit nicht genug. Wie auf dem Bild erkennbar, kann man sich in Österreich auf uns Grüne verlassen: Daniela Musiol, Maria Vassilakou und ich bei schwerer Arbeit: dem Zertrümmern des schwarzen Bildungsbetons!
Für uns jedenfalls gilt: „Kein Kind zurücklassen!“

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Kommentare
Hillsmith - 30. Okt, 21:35

Apartheid adé?

Tatsächlich ist es höchste Zeit, das bestehende Apartheidsystem in unserem Bildungsgefüge ausklingen zu lassen. Risse, die seit langem schon unsere Gesellschaft durchziehen, werden nun gerne auf MigrantInnen projiziert. Immerhin wirken sich die Ungleichheiten auch im späteren Leben weiter aus - so auch an der Hochschule, wo die soziale Durchlässigkeit bekannter Maßen sehr zu wünschen übrig lässt. Die Idee, dass Studiengebühren in Kombination mit Stipendien hier Ausgleich schaffen könnten, erscheint absurd. Zuerst errichtet man mittels Gebühren neue Barrieren, um dann tausende Studierende auch noch zu SozialhilfeempfängerInnen zu degradieren. Wenn die Bedingungen für den Bezug des Stipendiums wegfallen, dann werden zusätzlich auch noch die Studiengebühren fällig - die Fallhöhe wird noch vergrößert. Die psychologische Wirkung auf bildungsfernere Menschen mit geringem Einkommen ist denkbar fatal. Studierende aus wohlhabenden Verhältnissen sind davon in keinster Weise berührt, und so wird deren Status auch noch einzementiert. Auch das ökonomische (Schein-)Argument, dass die "Reichen" dann endlich zur Kassa gebeten werden, ist hinterhältig. Da wir in einem Land mit progressivem Steuersatz leben, sollten höhere Einkommen ohnehin einen entsprechenden Beitrag zu den Staatseinnahmen leisten. Falls sie dies nicht tun, so liegt es wohl daran, dass die Betroffenen alle Lücken und Ausnahmen bestens zu nutzen verstehen oder es sonst schaffen, ihre Steuern schuldig zu bleiben. Vielleicht sollte man denen einmal die Steuerfahndung auf Besuch vorbeischicken, anstatt sich an sozial Schwächeren zu vergehen. Oft gehört und nie geglaubt ist auch die Mähr vom Lenkungseffekt selektiver Studiengebühren. Demnach sollen "überlaufene" Fächer mit Studiengebühren belegt werden, weniger besuchte aber gefragte Fächer nicht. Wenn sich jemand für ein Psychologiestudium interessiert, dann wird dieseR unter Androhung noch so hoher Studiengebühren kaum auf Verfahrenstechnik umsteigen, nur weil es dort gratis ist, sondern eher ganz aufgeben. Aufklärung über Studieninhalte und Berufsaussichten muss eben schon viel früher einsetzen. Wer dann trotzdem ein Massenstudium abschliesst, wird dies aus Interesse tun und nicht wegen irgendwelcher Einkommensphantasien.
Dabei ist es ein Anachronismus, im Zeitalter des Internet den Hochschulzugang noch über die Hörsaaltür regeln zu wollen. Ab einer möglichen TeilnehmerInnenzahl von 50-100 Studierenden ist es mit der ach so persönlichen Betreuung ohnehin vorbei. Und wozu auch. Längst können Vorlesungen aufgezeichnet und von überall per Notebook abgerufen werden. Mittels Hausaufgaben, Diskussionsforen und Selbststudium können die Präsenzerfordernisse auf ein Minimum herunter geschraubt werden. Die eingesparten Autokilometer und Parkplatzflächen wird die Umwelt uns danken.
Ein Tabuthema ist die große Anzahl an Studierenden aus anderen EU-Ländern, die aufgrund der Freizügigkeitsbestimmungen nach Österreich kommen. Anstatt sich mit den betreffenden Ländern auf Ausgleichszahlungen zu einigen, kassiert man lieber bei den eigenen Untertanen ab. Auch hier gilt wieder - nach oben buckeln, nach unten treten. Stattdessen könnte man die AbsolventInnen schlicht abwerben und als gesuchte Fachkräfte für die heimische Wirtschaft gewinnen. Wir haben keine Chance - nutzen wir sie!
Wenn schon finanzielle Beiträge verlangt werden, dann bitte wenigstens auf begründbare und nachvollziehbare Weise, z.B. als Promillsatz der Studienplatzkosten. Vollzeit Berufstätige können sich auch die 72 Euro pro Multimedia-Modul (= 2x 3 ECTS), wie sie in Linz verlangt werden, sicherlich leisten und werden wohl dadurch nicht davon abgeschreckt, ein Studium zu beginnen, zumal aus zeitlichen Gründen ohnehin nicht viele Fächer drinnen sein werden. Auch könnte man ab Master-Niveau einen Beitrag abheben, da diese Programme von einer gewissen Berufserfahrung nach dem Bachelor ausgehen müssen. Dafür könnte man sich das Urlaubs-und Weihnachtsgeld zur Seite legen, sofern nicht die/der ArbeitgeberIn zumindest teilweise die Kosten übernimmt. Ab diesem Niveau dürfte ein Abschreckungseffekt gemäßigter Studienbeiträge auszuschließen sein.
Die Welt hat sich verändert. Wir brauchen ein Bekenntnis zu mehr höherer Bildung, wenn möglich gebührenfrei wenigstens bis zum Bachelor bzw. mit evtl. kostenpflichtigen Angeboten für Berufstätige. Dass einem nach Studienabschluss nicht sofort ein Chefsessel untergeschoben werden kann, ist damit auch klar. Überhaupt sollte die Idee der Selbständigkeit bzw. der Unternehmensgründung in den Studienplänen stärker verankert werden. Somit hätte man eine große Anzahl gut ausgebildeter AbsolventInnen mit dem potential, auch selbst gleichsam als wirtschaftliche MultiplikatorInnen tätig werden zu können. Für die vielen Detailfragen der Hochschulpolitik gibt es passendere Antworten als den Holzhammer Studiengebühren. Solange man aber mit der Meinung, es gebe ohnehin zu viele MaturantInnen und AkademikerInnen, politisch immer noch punkten kann, ist eine sachliche Bildungsdebatte wohl unwahrscheinlich.
Wie sehr man sich in dieser Frage noch auf die Grünen verlassen kann, ist allerdings seit Kurzem eher unsicher geworden. Offenbar verfehlt der zermürbende Widerhall der Betonmauer seine Wirkung nicht mehr, obwohl die Mehrheitsverältnisse im Parlament zu dieser Frage anders aussehen dürften, zumal ausgerechnet die FPÖ zumindest derzeit Studiengebühren ablehnt. Labil heute? Denk an morgen!

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